1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Voyager" jenseits des Sonnensystems

12. September 2013

Endlich ist sie weg. NASA-Wissenschaftler jubeln, sie sind jetzt sicher, ihre Raumsonde hat das Sonnensystem verlassen. Damit ist “Voyager 1” das am weitesten von der Erde entfernte Objekt, das Menschen je gebaut haben.

https://p.dw.com/p/19ggl
Animation der Raumsonde "Voyager 1" (Archivbild: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

In 18 Milliarden Kilometern Entfernung liegt die Grenze unseres Sonnensystems, die sogenannte Heliopause. Sie ist definiert als derjenige Ort, an dem der konstante Teilchenstrom von der Sonne durch die von außen einströmenden interstellaren Teilchen gestoppt wird.

Die Sonde "Voyager 1" hat diesen Meilenstein auf ihrer Reise nachweislich erreicht, wie US-Forscher um Donald Gurnett von der Universität von Iowa im Fachblatt "Science" auf Grundlage neuer Messdaten berichten. "Jetzt, da wir neue, entscheidende Daten haben, glauben wir, dass dies der historische Schritt der Menschheit in den interstellaren Raum ist", erläuterte auch der "Voyager"-Projektwissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa, Edward Stone.

Zuvor war bereits wiederholt vermutet worden, dass die Sonde das Ende des Sonnensystems erreicht habe, die Nasa hatte dies bislang jedoch nicht bestätigt. Das "Voyager"-Team habe Zeit gebraucht, um die neuen Beobachtungen zu analysieren und zu deuten, hieß es nun von Seiten der US-Raumfahrtbehörde.

Nach den jetzt ausgewerteten Daten zur Teilchendichte im All hat "Voyager 1" wahrscheinlich bereits im August 2012 unser Sonnensystem verlassen. Die Zahl der Sonnenteilchen in "Voyagers" Messgeräten ist demnach am 25. August 2012 plötzlich um mehr als den Faktor 1000 gesunken. Gleichzeitig nahm die Zahl interstellarer Teilchen um knapp zehn Prozent zu. Für die Forscher ein eindeutiger Beweis, denn die gemessene Dichte entspricht den Berechungen für das All außerhalb unserers Sonnensytems.

Darstellung des Sonnensystems mit der äußeren Grenze (Foto: NASA)
Infografik: Die interstellare Mission der Voyager-Sonden

NASA-Veteranen im All

Die "Voyager 1" war am 5. September 1977 gestartet. Die NASA hatte sie damals mit modernster Technik ausgerüstet – Kameras, Sensoren, Detektoren und einem Computer mit 68 Kilobyte Speicherplatz. Geplant war, dass die "Voyager 1" und ihre zwei Wochen früher gestartete Schwestersonde "Voyager 2" für fünf Jahre das Weltall durchfliegen. Sie sollten Daten zu den Planeten Jupiter und Saturn sowie zu deren Monden sammeln, und an die Erde funken.Doch weil die Sonden weiter Daten lieferten, wurde ihre Mission immer wieder verlängert. Sogenannte Radioisotopengeneratoren, die thermische Energie aus Kernzerfall in elektrische Energie umwandeln, treiben die Geräte bis heute an. "Voyager 1" hatte 1979 den Jupiter und 1980 Saturn besucht und die ersten detaillierten Bilder von deren Monden zur Erde gefunkt. Beide Sonden machten zudem Fotos von allen äußeren Planeten des Sonnensystems

Was soll nun aus ihr werden?

Die Sonde rast aktuell mit rund 60.000 Kilometern pro Stunde durch den Raum und ist der fernste Bote der Menschheit. Wegen der enormen Entfernung sind ihre Funksignale mehr als 17 Stunden zur Erde unterwegs. Die etwas langsamer fliegende “Voyager 2” ist rund 15 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt und dank ihres früheren Starts die am längsten kontinuierlich betriebene Raumsonde.

Noch bis voraussichtlich 2025 kann die "Voyager 1" Daten liefern, dann wird ihre Energiequelle erschöpft sein. Danach wird sie antriebslos weiter durch das All gleiten und nach Berechnungen ihrer Flugroute erst in mehr als 38.000 Jahren den nächsten Fixstern passieren, eine schwach leuchtende Sonne mit der Katalognummer AC+79 3888 im Sternbild Kleiner Bär.

Für den Fall, dass dort jemand dem irdischen Botschafter begegnen sollte, trägt die "Voyager 1", genau wie ihre Schwester-Sonde, eine mit Gold überzogene Kupferschallplatte mit dem Titel "Laute der Erde" an Bord. Einen Plattenspieler mit Bedienungsanleitung hat sie auch dabei.

de/qu (dpa/rtr)