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Mali nach dem Putsch

Christine Harjes27. März 2012

Nach dem Putsch in Mali hat die Militärjunta unter Führung von Hauptmann Sanogo die Macht übernommen. Nach Plünderungen in den ersten Tagen hat sich die Lage inzwischen wieder beruhigt. Eindrücke aus Bamako.

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Gruppe von Männern in Mali diskutieren Foto: Christine Harjes (DW-Akademie)
Erwachsene diskutieren über PolitikBild: DW

Die Basketballhalle im Modibo Keita Stadion in der Hauptstadt Bamako: Anhänger der Militärjunta haben zur ersten Kundgebung für Hauptmann Amadou Sanogo und seine Soldaten aufgerufen. Die 1000 Plätze sind nicht mal zur Hälfte gefüllt. Auf den Bänken sitzen überwiegend junge Männer, kaum Frauen sind gekommen. Ein paar Soldaten sichern die Veranstaltung, tippen dabei SMS und machen Erinnerungsfotos. Die Redner, alles Präsidenten urplötzlich gegründeter Jugendorganisationen, versuchen Stimmung zu machen. Was sie aber sagen, versteht wohl kaum jemand – die Lautsprecheranlage ist viel zu schlecht. Nach ein paar Minuten gehen die ersten gelangweilt wieder raus.

Fernsehen gegen die Langeweile

Direkt neben der Halle spielen Studenten Basketball. Mohamadu hat gar nicht mitbekommen, dass wenige Meter weiter eine Pro-Putschisten-Demonstration stattfindet. "Ich dachte, es ist ein Basketballspiel", sagt der Student.

Männer in einem Stadium. Foto: Christine Harjes (DW-Akademie)
Kundgebung der MilitärjuntaBild: DW

Für ihn geht das Leben nach dem Putsch relativ normal weiter. Die Universität ist seit der Machtübernahme durch Hauptmann Sanogo geschlossen und wie die anderen Studenten versucht Mohamadu sich die Zeit zu vertreiben – mit Fernsehen und Basketball spielen. Sein Freund Moussa hat sich die Pro-Sanogo-Kundgebung kurz angesehen. Er ist genervt. "Ich bin überhaupt nicht einverstanden" sagt er. "Das wirft uns 20 Jahre zurück und die gehen auch noch für die Militärs demonstrieren!"

Schulbeginn ungewiss

In Bamakos Stadtteil Hippodrome ist der Militärputsch kaum noch zu spüren. In der ersten Nacht nach der Machtübernahme durch die Militärs hallten hier die Schüsse vom vier Kilometer entfernten Präsidentenpalast durch die Straßen. Seit Tagen spielen jetzt die Kinder wieder auf den Sandwegen, und die Männer sitzen zusammen, um die politische Lage zu diskutieren. Die ersten Supermärkte haben wieder geöffnet und auf dem Markt sind die Stände gut gefüllt.

Gruppe von Kindern in den Straßen von Bamako. Foto: Christine Harjes (DW-Akademie)
Alltag in Malis Hauptstadt BamakoBild: DW

Sie spüre von der Krise wenig, sagt eine Marktfrau. Ein paar Straßen weiter sitzt Lehrer Moise Keita mit Jugendlichen aus der Nachbarschaft vor seiner kleinen Grundschule. Er komme oft hierher, um mit seinen Freunden zu reden, sagt er. Gleichzeitig kann er sich um die Eltern kümmern, die bei der Schule vorbeigucken, um Informationen über den Unterrichtsbeginn zu bekommen. Seit Donnerstag ist die Schule geschlossen. Wie es für die Schüler weitergeht, weiß der Lehrer selbst noch nicht: "Wir haben bis jetzt noch keine klaren Informationen bekommen, wir warten jetzt erst mal ab. Alle warten", sagt er.

Und warten sollen die Menschen in Bamako zwischen 18 und 6 Uhr eigentlich zuhause – die Militärjunta verhängt nachts noch immer eine Ausgangssperre. Zu spüren ist das hier allerdings kaum: Auch weit nach 18 Uhr sind die Straßen fast so befahren wie vor dem Militärputsch.