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Vorläufige Erholung vom Worldcom-Schock

Thomas Kirschning27. Juni 2002

Der Deutsche Aktienindex hat am Donnerstag (27. Juni 2002)seine Gewinne ausgebaut, nachdem die US-Märkte sich rasch vom Schock der milliardenschweren Bilanzfälschung des Telekommunikationsriesen Worldcom erholt hatten.

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Positiv war auch, dass das US-Handelsministerium für die
weltgrößte Volkswirtschaft ein höher als erwartet ausgefallenes Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das erste Quartal dieses Jahres veröffentlicht hat. Der DAX legte 160 Punkte oder fast vier Prozent auf 4259 zu. Am Neuen Markt schloß der Nemax 50 25 Punkte oder 4,3 Prozent höher mit 601.

Gewinner waren vor allem Technologiewerte. Allerdings sei der positive Gesamttrend zunächst wohl vor allem eine technische Gegenreaktion, vermutete ein Händler. Die Angst vor weiteren Negativnachrichten weltweit agierender Konzerne gehe weiterhin um. Für eine generelle Trendwende fehle ein Aufwärtstrend bei den Unternehmensgewinnen, betonte ein anderer Marktteilnehmer. Der Kursabschlag von zeitweise rund sechs Prozent am Vortag sei überzogen gewesen, sagten Händler.

Im DAX wiesen die am Vortag besonders stark belasteten Technologietitel die größten Gewinne auf. Infineon stiegen um sechs Prozent, SAP um siebeneinhalb und Deutsche Telekom um 4,2 Prozent. Als Grund für die starken Kursaufschläge führten Aktienhändler bei SAP neben der technischen Reaktion auf die starken Kurseinbrüche am
Vortag einen Kommentar des Oracle-Vorstands Larry Ellison an. Er hatte für die großen Softwarekonzerne einen höheren Weltmarktanteil vorausgesagt.

Die "Financial Times Deutschland" zitierte Ellison mit den Worten "viele kleine Softwareanbieter werden die Krise nicht überleben". Chancen räumte er den großen Firmen der Branche ein und nannte IBM, Microsoft, Oracle und SAP. Allerdings sei weiter unklar, wann die Erholung in der Branche einsetze.

Die US-Wirtschaft ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres stärker gewachsen als erwartet. Wie das Handelsministerium in Washington mitteilte, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 6,1 Prozent. Damit wurde die bisherige BIP-Schätzung für das erste Quartal um 0,5 Prozentpunkte nach oben korrigiert.

Mit der Wachstumszahl wurden die Erwartungen der Analysten klar übertroffen. Sie waren von einem eher schleppenden Tempo der Konkunktur ähnlich wie zu Ende des vergangenen Jahres ausgegangen. Im letzten Quartal 2001 war das BIP nur um um 1,7 Prozent gestiegen.

Der deutliche Anstieg im ersten Quartal 2002 ist den Angaben zufolge vor allem auf einen weniger deutlichen Anstieg der Importe zurückzuführen. Sie nahmen in den ersten drei Monaten des Jahres um 8,3 Prozent zu; ein Jahr zuvor waren es 12,9 Prozent Zuwachs gewesen.

Nach dem Bilanzskandal blieben die Aktien des US- Telekomkonzerns WorldCom auch an diesem Donnerstag vom Handel an der NASDAQ in New York ausgesetzt. Die Börse warte zunächst auf zusätzliche Informationen des Unternehmens, hieß es. Die Aktien des Unternehmens waren am Vortag vor Börseneröffnung aus dem Handel genommen worden. Der Bilanzskandal hatte am Mittwoch die Börsen weltweit abwärts gerissen.

Die Durchschnittsrendite stieg um fünf Basispunkte auf 4,78 Prozent.

Die Schlusskurse im Dax wie immer ohne Gewähr:

adidas-Salomon 81,90 (+ 0,40)
Allianz 190,75 (+ 8,75)
BASF 45,71 (+ 0,21)
Bayer 31,81 (+ 0,91)
HypoVereinsbank 31,43 (+ 1,13)
BMW 40,80 (+ 0,30)
Commerzbank 15,14 (+ 0,58)
DaimlerChrysler 48,16 (+ 1,81)
Degussa 35,94 (+ 0,25)
Deutsche Bank 69,00 (+ 2,85)
Deutsche Post 12,72 (- 0,03)
Deutsche Telekom 8,95 (+ 0,36)
E.ON AG 57,98 (+ 2,54)
EPCOS 33,14 (+ 1,54)
Fresenius Med. Care 43,60 (- 2,16)
Henkel 68,35 (+ 0,75)
Infineon Techno 15,49 (+ 0,88)
Linde 50,20 (+ 0,30)
Lufthansa 14,00 (+ 0,39)
MAN 20,45 (+ 0,24)
Metro 31,30 (+ 0,90)
MLP 28,97 (+ 1,57)
Münchener Rück 230,00 (+ 11,40)
Preussag 24,70 (+ 0,20)
RWE 39,28 (+ 0,58)
SAP 97,20 (+ 6,80)
Schering 62,90 (+ 2,02)
Siemens 58,70 (+ 3,44)
ThyssenKrupp 15,44 (+ 0,58)
VW 48,41 (+ 0,91)

Ausgewählte Devisennotierungen aufgrund der Referenzkurse der Europäischen Zentralbank - danach kostete der Euro

US-Dollar 0,9824
Brit. Pfund 0,6460
Schw. Franken 1,4722
und Japan Yen 118,07