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Kein weiteres Meeresschutzgebiet am Südpol

2. November 2018

Der EU-Plan klang einfach zu schön: Am Südpol sollte ein riesiges Meeresschutzgebiet entstehen, fünf Mal so groß wie Deutschland. Doch die Idee wird auf einer Fachkonferenz blockiert, vor allem von China und Russland.

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Danger Island | Adelie Pinguine
Adelie-Pinguine versammeln sich auf einer Eisscholle im Weddell-MeerBild: imago/Bluegreen Pictures

Traurige Nachrichten für Pinguine, Seeelefanten und Robben in eisigen Gewässern: Der Plan für ein neues riesiges Schutzgebiet im Südpolarmeer ist vorerst gescheitert. Auf einer internationalen Konferenz in der australischen Stadt Hobart, der Hauptstadt der Insel Tasmanien, gelang es nach zweiwöchigen Beratungen nicht, das sogenannte Weddell-Meer nördlich der Antarktis unter besonderen Schutz zu stellen. Dabei geht es um ein Gebiet von mehr als 1,8 Millionen Quadratkilometern, eine Fläche, die fünf Mal so groß ist wie die Bundesrepublik. Dies wäre das größte Meeresschutzgebiet der Welt.

Nach Angaben von Teilnehmern wurden die Pläne insbesondere von Russland und China blockiert. Auch von Norwegen kam Widerstand. Die Initiative war von der EU bei dem Treffen der internationalen Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) eingebracht worden. In der Kommission sind mehr als Dutzend Staaten vertreten. Unterstützt wird die EU-Initiative von Umweltschützern aus aller Welt. Für einen Beschluss hätten jedoch alle zustimmen müssen. Im nächsten Jahr soll nun ein neuer Anlauf gemacht werden.

Klimawandel macht sich bemerkbar

Im Weddell-Meer, das nach einem britischen Seefahrer aus dem 19. Jahrhundert, James Weddell, benannt ist, leben allein mehr als 300.000 Kaiserpinguine. Zudem sind dort zwölf verschiedene Walarten sowie zahlreiche Robbenarten und Seevögel zuhause. Auch auf dem Meeresboden leben viele Tierarten, die es sonst nirgendwo gibt. Bislang blieb das Weddell-Meer von Fischerei weitgehend verschont - auch, weil große Teile ständig von Eis bedeckt sind. Wegen des Klimawandels wird jedoch erwartet, dass Fangflotten auf der Jagd nach Krill und Seehecht bald auch dorthin kommen. In den Gebieten weiter nördlich werden jährlich Hunderttausende Tonnen Krill gefischt.

Weddell Sea Kaiserpinguin im antarktischen Eis
Die Kaiserpinguine im antarktischen Eis auf dem Weddell-Meer locken auch Touristen anBild: picture-alliance/blickwinkel/A. Rose

Umweltschützer reagierten mit "gewaltiger Enttäuschung" auf die Entscheidung in Hobart. Die Organisation Greenpeace erklärte, die Kommission habe eine große Chance verpasst. "Ohne ausgedehnte Schutzgebiete sind die Meere den Bedrohungen wie Erderhitzung, Plastikmüll und Überfischung nicht gewachsen." Der World Wildlife Fund (WWF) meinte: "Wir laufen Gefahr, eine der letzten unberührten Regionen des Ozeans zu verlieren."

Es fehlt am politischen Willen

"Wir werden nicht aufgeben, dafür ist das Anliegen zu wichtig", sagte Stefan Hain, der als Meeresbiologe am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut den Antrag mit ausgearbeitet hat. Bis zur nächsten Entscheidung müsse auf politischer Ebene versucht werden, Russland und China zum Umlenken zu bewegen. "Dort fehlt der politische Wille. Im Moment überwiegen deren kommerziellen Interessen, sie haben großes Interesse an Fischerei in dem Gebiet", betonte Hain.

Das Weddell-Meer ist das größte der rund 14 Randmeere des Südlichen Ozeans am antarktischen Kontinent. Die Antarktis ist internationales Gebiet. Etliche Länder unterhalten dort einige Dutzend Forschungsstationen. In einem Vertrag von 1959 ist bestimmt, dass das Gebiet nur zu friedlichen Zwecken genutzt werden darf. Seit vergangenem Jahr gibt es dort bereits ein Schutzgebiet, das Rossmeer (Ross Sea), das etwa viermal so groß wie Deutschland ist.

kle/as (dpa)