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Vorbild Natur - die Chemie des grünen Blattes

8. Juli 2013

Ein Gespräch mit Prof. Robert Huber, Nobelpreis Chemie 1988, Max-Planck-Institut für Biochemie.

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DW: Herr Prof. Huber, Sie sind ein vielbeschäftigter Mann: Sie sind viel unterwegs, Sie forschen viel, Sie haben eigene Firmen - und Sie kommen nach Lindau. Was nehmen Sie von davon mit?

Robert Huber:
Ich nehme das Treffen mit den Studenten mit. Die Fragen, die sie an mich haben, und die Gespräche mit ihnen. Vielfach ist es auch ein Wiedersehen. Studenten aus fernen Ländern kommen und sagen mir, dass wir uns im letzten, vorletzten Jahr oder noch länger zurück getroffen haben. Es ist mir eine große Freude, auch ein Vergnügen, die Kollegen wieder zu sehen, mit ihnen zu sprechen und sich auszutauschen.

Sie haben den Nobelpreis für Entschlüsselungen, im Bereich der Photosynthese, bekommen: Sie haben die Röntgenkristallographie entscheidend mitentwickelt. Wofür brauchen wir diese Methode heute?

Wir brauchen sie, um Biologie zu verstehen. Beispiel Photosynthese: Wir sehen in den grünen Blättern das Chlorophyll. Das Chlorophyll ist an ein Protein gebunden, dieses Protein und das Chlorophyll fangen Sonnenlicht auf und verwandeln es in einen elektrischen Strom in den Zellen. Das wollen wir verstehen: wie arbeitet eine biologische Photozelle? Das können wir nur verstehen, wenn wir die Moleküle, die Mitspieler, sehen. Aber die Methode ist natürlich generell anwendbar, nicht nur auf Probleme der Photosynthese, sondern auch auf ganz allgemeine, biologische Probleme. Wenn wir uns die Vorträge ansehen, die während der Konferenz gehalten werden, dann würde ich sagen, dass die Hälfte davon mit biologischen Molekülstrukturen zu tun hat, die mit Hilfe der Röntgenkristallographie aufgeklärt wurden.

Zum Beispiel zum Nutzen in der Medizin?

Für die gezielte Entwicklung von neuen Medikamenten im Bereich der Medizin.

Sie haben den wichtigsten wissenschaftlichen Preis gewonnen, den Nobelpreis. Inwieweit hat das Ihr Leben verändert, und welches Gewicht hat Ihre Stimme heute in der Welt?

Über das Gewicht der Stimme würde ich mich nicht besonders gerne auslassen. Ich werde natürlich eingeladen, beispielsweise nach Lindau. Und ich habe die Möglichkeit, Studenten zu treffen. Ob der Preis mein Leben verändert hat? Eigentlich nicht, ich war ein durchaus anerkannter und bekannter Wissenschaftler und hatte exzellente Studenten. Eine Folge des Preises war, dass noch bessere Studenten zu mir gekommen sind. Das war eine sehr willkommene Folge des Nobelpreises: Ich hatte großartige Studenten in meiner Arbeitsgruppe.

Interview: Ingolf Baur