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Neue AIDS-Medikamente

Verena von Keitz1. Dezember 2008

In Deutschland sind etwa 59.000 Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Nach wie vor ist die Krankheit AIDS nicht heilbar. Aber die Lebenssituation der Betroffenen hat sich seit einigen Jahren stark verbessert.

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Tests mit HIV-infiziertem BlutBild: AP

"Wir sind inzwischen an einem Punkt angelangt, wo wir vor fünf Jahren sicherlich nicht geglaubt hätten, dass wir da mal hinkommen." Carlos Stemmerich ist seit 14 Jahren bei der AIDS-Hilfe in Köln tätig - unter anderem für die medizinische Beratung der Betroffenen. Früher seien die Menschen um ihn "tagtäglich gestorben", erzählt der Diplom-Pädagoge, der frühe Tod der HIV-Infizierten sei unvermeidbar gewesen.

Das habe sich geändert. Dank neuer Medikamente leben die Betroffenen heute in der Regel wesentlich länger als früher. Die Forschung auf dem Gebiet ist schnell und effektiv. Noch vor 15 Jahren gab es in Deutschland lediglich ein Mittel, das AIDS-Kranken ein wenig Linderung verschaffen sollte - und die Wirksamkeit war marginal.

Weniger Nebenwirkungen als früher

Aids: Medikamente
Trotz intensiver Forschung ist ein Medikament, das die Krankheit besiegt, noch nicht in Sicht

Heute werden in der Regel mehrere Mittel kombiniert. Erfolg versprechen vor allem solche Arzneimittel, die der Entwicklung des Virus' sehr früh Einhalt gebieten. Das seit einem Jahr in Deutschland zugelassene Medikament Maraviroc verhindert zum Beispiel, dass das HI-Virus überhaupt in die Zelle eines Menschen eindringen kann - weil der Wirkstoff das Schlupfloch an der Zellhülle blockiert.

Viele der neuen Medikamente haben auch weniger Nebenwirkungen und sind für die Patienten angenehmer einzunehmen. "Das war früher unglaublich viel und auch unglaublich kompliziert, weil man die Medikamente zum Teil mit fetthaltiger, teilweise mit fettarmer Nahrung, einnehmen musste. Außerdem musste ein gewisser Zeitabstand zwischen der Einnahme der Medikamente liegen", erinnert sich der der Diplom-Pädagoge. Die meisten der neuen Medikamente müssen nur noch zweimal am Tag eingenommen werden, oftmals handelt es sich um Kombinationspräperate.

Nebenwirkung: positive Lebenseinstellung

Durch die guten Behandlungsmöglichkeiten hat sich die Lebenserwartung von HIV-Infizierten in den Industrieländern inzwischen deutlich erhöht. Manche Wissenschaftler schätzen sogar: Wer sich heute als 30-Jähriger mit HIV ansteckt, hat eine ähnliche Lebenserwartung wie ein Nicht-Infizierter - wenn er rechtzeitig mit einer entsprechenden Therapie beginnt.

Das hat auch Auswirkungen auf die Lebenseinstellung der Betroffenen: So achten viele HIV-Patienten inzwischen auf eine gesunde Lebensweise mit entsprechender Ernährung und Entspannung, erzählt Carlos Stemmerich. "Da findet gerade ein Umdenken statt, weil man eben weiß, dass man mit HIV heute auch alt werden kann, und dass man da wie HIV-Negative auch entsprechend vorsorgen muss."

Vorsicht bei vorschnellen Heilsmeldungen

Eine Heilung der HIV-Infektion ist derzeit aber nicht in Sicht. Zwar lässt sich inzwischen die Vermehrung des Virus soweit bremsen, dass es im Blut kaum mehr nachweisbar ist. Aber das HI-Virus versteckt sich auch in anderen Körperteilen wie Lymphknoten und kann bisher durch keine Behandlung vollständig aus dem Körper vertrieben werden. Trotzdem tauchen in den Medien immer wieder vorschnelle Heilsmeldungen auf - wie etwa Mitte November im Fall eines Leukämie-Patienten mit HIV aus Berlin. Ihm waren bei der Krebstherapie Stammzellen eines Menschen eingesetzt worden, die von Natur aus den Eintritt von HI-Viren verhindern.

Daraufhin waren bei ihm keine HI-Viren im Blut mehr nachweisbar. Eine Meldung, die die Telefone der Kölner Aids-Hilfe heißlaufen ließ. "Dazu haben wir tatsächlich auch sehr viele Anfragen von Patienten erhalten, die wissen wollten, wo man diese Therapie bekommen kann, was sie kostet und ob das auch die Krankenkasse zahlt.", sagt Carlos Stemmerich. Dabei lässt sich aus diesem Einzelfall keinesfalls eine Standardtherapie ableiten.

Kondome bleiben der zuverlässigste Schutz

Kondom, Bild allgemein
Sollte auch weiterhin ein treuer Begleiter sein

Auch die Hoffnungen, dass eine Impfung gegen eine HIV-Infektion bald Abhilfe schaffen könnte, haben sich nach einigen vielversprechenden Ansätzen des vergangenen Jahres erstmal zerschlagen. "Da haben wir auch immer wieder Anfragen von Leuten, die wissen wollen, ob denn die Zeit in Aussicht ist, wo man kein Kondom mehr benutzen muss, weil eben die Impfung dann zur Verfügung steht, da müssen wir leider sagen, dass in den nächsten zehn Jahren mit keiner Impfung zu rechnen ist - selbst wenn heute ein Impfstoff entdeckt würde, der vielversprechend ist, dann dauert das vom Zeitpunkt der ersten Tierversuche bis zum Einsatz am Menschen mindestens zehn Jahre. Und deshalb muss man immer wieder sagen, dass das Kondom das einzige probate Mittel ist, um sich vor HIV zu schützen."

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