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FBI wird 100

Beatrice Hyder25. Juli 2008

Der frühere Ruhm des US-Inlandsgeheimdienstes ist angekratzt, der Mythos lebt weiter. Aus einer kleinen 'Detektei' wurde eine moderne Mammutbehörde.

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Fotomontage: FBI-Logo über Weißem Haus
Trotz angekratztem Image: Die Regierung steht hinter dem FBIBild: AP

Am 26. Juli 1908 begann die wechselvolle Geschichte des "Federal Bureau of Investigation", des US-Inlandsgeheimdienstes. Als "Amt für Ermittlungen" startete es mit 34 Beamten am 26. Juli 1908 unter der Leitung von Generalstaatsanwalt Charles Bonaparte, einem Nachfahren des französischen Generals Napoleon. Zu den ersten Aufgaben der Detektive gehörte die Überwachung von Bordellen und die Jagd nach Kriminellen.Seinen eigentlichen Namen erhielt das FBI erst 1935 - dann wurde dem "Bureau of Investigation" das "Federal" vorangesetzt. Unter ihrem ersten Chef, J. Edgar Hoover, der fast ein halbes Jahrhundert an der Spitze stand, wurde die Behörde in den 1940er und 1950er Jahren des vergangenen Jahrhunderts groß.

Verbunden ist die Zeit mit der erfolgreichen Jagd auf Gangster wie "Baby Face" Nelson, den Bankräuber John Dillinger, das Verbrecher-Duo Bonnie und Clyde sowie Mafiaboss Al Capone.

Das von Kugeln durchsiebte Auto von Bonnie und Clyde (Archiv 1934, ap)
Das von Kugeln durchsiebte Auto von Bonnie und ClydeBild: AP

In dieser Zeit erhielten die Agenten ihren bis heute benutzten Slang-Namen: G-Men ("Government Men") - die Männer, die im Namen der Regierung für Recht und Ordnung sorgten. Die Urheberschaft wird dem Gangster "Machine Gun" Kelly zugeschrieben: Er soll bei seiner Verhaftung im September 1933 gerufen haben: "Don’t Shoot G-Men, Don’t Shoot!" ("Nicht schießen, G-Men! Nicht schießen!").

FBI-Patriarch Hoover sorgte für das Image seiner Behörde als "Beschützer vor bösen Mächten", so sein Biograf Richard Gid Powers. Im Rundfunk lief die Serie "This is your FBI" ("Das ist Dein FBI"). Die Stimme des Moderators warnte, untermalt von gruseliger Hintergrundmusik, dass alle 17 Sekunden in den USA ein größeres Verbrechen verübt werde. Der charismatische Redner und Kommunisten-Feind Hoover trat ein für ein Amerika, in dem "Fremdes" und Liberalismus keinen Platz hatten. Das Motto des FBI lautet noch heute: "Fidelity, Bravery, Integrity" ("Treue, Mut, Integrität").

J. Edgar Hoover hinter seinem Schreibtisch, Foto: ap
Der langjährige FBI-Chef J. Edgar HooverBild: AP

Kampf gegen "Rote Gefahr" und Nazis

Während des Zweiten Weltkriegs wuchs die Zahl der Mitarbeiter deutlich: 1944 hatte das FBI rund 13.000 Angestellte. Der Kampf gegen den Nationalsozialismus und den Kommunismus prägte die Arbeit der Agenten. Im Zuge der Jagd auf "kommunistische Staatsfeinde" wurden einfache Bürger, aber auch Präsidenten und Wissenschafler ausspioniert, wie etwa der Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein: Das FBI überwachte ihn bis zu seinem Tod im Jahr 1955. Mehr als 1800 Seiten dicke Akten über ihn wurden inzwischen freigegeben.

Gewachsene Behörde

Der Mitarbeiterstamm hat sich mit 30.000 Mitarbeitern gegenüber den 1940er Jahren inzwischen mehr als verdoppelt. Der durch viele Filme, Bücher und Comics - von Jerry Cotton bis Mickey Maus - geförderte Mythos des geheimen, prickelnden Abenteuertums wich der Realität. Kritik musste das FBI unter anderem 1993 wegen unverhältnismäßiger Gewaltanwendung beim Sturm auf die Ranch der Davidianer-Sekte in Waco einstecken, bei der 80 Menschen ums Leben kamen. Aber auch Pannen und Skandale erschütterten die Behörde. 15 Jahre lang spionierte FBI-Topagent Robert Hansson für Moskau, bevor er 2001 festgenommen wurde.

Anschläge auf das World Trade Center in new York am 11. September 2001, Foto: ap
Niederlage für das FBI: Der 11. SeptemberBild: AP

Am schwersten für das Image wiegt aber, dass die Behörde eindeutige Hinweise auf die geplanten Terroranschläge vom 11. September 2001 offenbar ignoriert hatte. Untersuchungen ergaben, dass dies unter anderem auf fehlenden strategischen Weitblick und auf mangelnde Kommunikation in der Behörde selbst und mit dem Auslands-Geheimdienst CIA zurückzuführen war.

Die Anschläge veränderten die Arbeit das FBI dramatisch - dafür sorgte der neue Chef Robert Mueller. Zunehmend misstrauisch beäugen Bürgerrechtsorganisationen heute die Datensammelwut der Behörde mit Zentralsitz in New York. Angeprangert wurde zuletzt die "Terror Watch List", auf der angeblich eine Million Namen von Terrorverdächtigen stehen. Das FBI spricht von 450.000 reinen Verdächtigen; der Rest seien Decknamen und Pseudonyme.

FBI-Ausstellung

Trotz allem: Das FBI feiert sich dieser Tage selbst. Im Museum des Nachrichtenwesens in Washington, im Newseum, läuft eine Ausstellung "G-Men and Journalists". Dort sind Kuriositäten aus der Vergangenheit zu sehen, wie etwa die Leichenmaske John Dillingers.

Und: der Mythos FBI lebt weiter, nur in moderner Form: In Deutschland läuft pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum die US-Fernsehserie "Sleeper Cell" an. Im Mittelpunkt stehen der dunkelhäutige FBI-Agent und gläubige Moslem Darwyn Al-Sayeed, der in ein Bundesgefängnis eingeschleust wird, um dort Kontakte zu einer Schläferzelle aufzunehmen, die einen Anschlag auf Los Angeles plant. In 18 Folgen wird gezeigt, wie das FBI kleinen, voneinander unabhängig agierenden Terroristenzellen auf die Spur kommt.