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Baumhaus in Windeck

Alexandra Mölleken
24. Juni 2018

Unter dem Motto "Architektur bleibt!" findet 2018 der Tag der Architektur statt. Ein Baumhaus in Nordrhein-Westfalen bleibt ebenfalls – als Kindheitstraum, der handwerkliche Realität geworden ist.

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Tag der Architektur 2018 in Windeck | Baumhaus
Bild: DW/A. Mölleken

Hoch oben in einem mächtigen Ahornbaum thront ein unscheinbarer Holzbau. Aber zwischen den Ästen und Blättern versteckt sich ein architektonisches Meisterwerk: ein Baumhaus der Extraklasse.

Auf ihrem weitläufigen Grundstück am Fuße der historischen Burg Windeck am Rande des Bergischen Landes hat Musikerin Irmelin Palm ihren Kindheitstraum zum Leben erweckt.

Vor rund sieben Jahren wurden aus den Gedanken an ein Baumhaus ganz schnell handwerkliche Taten. "Wenn ich mal anfange, dann klotze ich meistens ziemlich durch", erzählt Irmelin Palm, die Hauptverantwortliche des Baumhauses. Innerhalb von drei Monaten entwarf und baute die Sängerin das Baumhaus.

Tag der Architektur 2018 in Windeck | Baumhaus
Am Anfang nur eine VisionBild: DW/A. Mölleken

Künstler-Ehepaar und Baumhaus-Team

Unterstützt wurde sie von ihrem Mann Thomas Palm und zahlreichen freiwilligen Helfern. Ihrem Mann verbot sie jedoch das Hantieren mit Säge, Hammer und Co., da für ihn als Pianisten seine Hände auch sein Kapital sind. Alternativ kümmerte er sich dafür um die Innenausstattung des Baumhauses.

Ursprünglich war es nur für private Zwecke gedacht. Als dann im Herbst 2017 Wanderer des Natursteiges Sieg das Baumhaus entdeckten und anfragten, ob sie dort übernachten könnten, kam die Idee auf, es zu vermieten. Seit November 2017 öffnet das Baumhaus also seine Türen für Besucher.

Gäste aus aller Welt

Seither zieht es Gäste von überall her nach Windeck-Schladern. Sogar Gäste aus Hongkong übernachteten in dem Baumhaus. Und vor kurzem machte eine US-amerikanische Familie aus North Carolina hier im Rahmen ihrer Europareise Station. Über 300 Gäste waren bisher schon zu Besuch.

Einige Menschen sind den Gastgebern in Erinnerung geblieben, wie beispielsweise zwei junge Paare, die kurz vor der Geburt ihrer Kinder noch einmal ausruhen wollten. Eine der beiden hochschwangeren Frau platze die Fruchtblase bei der Übernachtung im Baumhaus.

Ein junger Mann aus Luxemburg buchte im tiefsten Winter zehn Übernachtungen, um dort seine Diplomarbeit fertig zu schreiben. Ein Mann aus Russland kontaktierte die Familie Palm, um seiner Freundin in dem Baumhaus einen Heiratsantrag zu machen.

Mit Kinderschuhen hoch hinaus

Irmelin Palm kann das große Interesse an ihrem Baumhaus gut verstehen. Schon als junges Mädchen zog es sie in die Höhe, weshalb sich der Gedanke eines Baumhauses schon früh bei ihr verfestigte.

Tag der Architektur 2018 in Windeck | Baumhaus
Bild: DW/A. Mölleken

Irgendwann setzte sie diesen in die Tat um und baute sich im Kopf ihren eigenen kleinen Rückzugsort. "Das war eigentlich nur eine Bank in einem Apfelbaum. Und ich hatte einen Flaschenzug", erzählt sie im Rückblick.

Ihr Vater bot ihr dann an, ein richtiges Baumhaus zu bauen, als Stelzenhaus. Aber das stellte sie nicht zufrieden, denn in Irmelin Palms Augen sind das keine richtigen Baumhäuser. 

Freischwebend im Ahornbaum

Bei dem Baumhaus der Familie Palm handelt es sich um ein völlig freischwebendes Haus, das rund 2,5 Meter über dem Erdboden schwebt. Es umschlingt den Baum, so dass der massive Stamm – mit einem Durchmesser von vier Metern – das Zentrum des Bauwerks bildet. Über dem Dach ragt der riesige Ahornbaum noch 20 Meter in den Himmel hinaus.

"Wenn ich das Baumhaus nur für mich gebaut hätte, hätte ich es vielleicht sogar noch mal eine Etage höher gebaut", offenbar die Bauherrin. Doch ihr Mann hat Höhenangst hat und damit stellte bereits der 2,5 Meter hohe Aufstieg eine Herausforderung dar. "Dieses Haus an sich hat überhaupt keinen Kontakt zum Boden. Nur die Treppe hat einen Kontaktpunkt am Boden."

Tag der Architektur 2018 in Windeck | Baumhaus
Bild: DW/A. Mölleken

Alles für das Wohl des Baumes

Der Naturaspekt steht im Fokus des gesamten Projektes: Dafür beobachtet das Ehepaar den Baum, um nicht zu sehr in dessen natürliches Wachstum einzugreifen.

Alle Balken sind in einem gewissen Winkel am Stamm befestigt, da der Baum sonst alle Schrauben rausdrehen würde. Insgesamt befinden sich rund 100 Schrauben im Baum, dessen Vitalität dadurch nicht eingeschränkt wurde.

Mittlerweile wäre es für Palm schmerzhafter als für den Baum, das Baumhaus wieder abzumontieren. Der hochgewachsene Stamm hat das Baumhaus bereits integriert und Äste und Rinde peu à peu um die verschiedenen Bauteile herumgeschlungen. Zur Abdichtung dieser Stellen wurde Neopren verwendet, da das Material flexibel ist und sich den Formen des Baumes anpasst. 

Mensch und Natur leben hier im Einklang, weshalb vor allem Städter gern hierher kommen. Das Baumhaus ist für die nächsten Monate komplett ausgebucht. Das nächste freie Wochenende gibt es erst im Februar 2019.

Offene Türen: Der Tag der Architektur

Unter dem Motto "Architektur bleibt!" findet 2018 am 23. und 24. Juni der "Tag der Architektur" statt. Dazu öffnen neu-gebaute sowie restaurierte Bauwerke ihre Türen für Besucher: Privathäuser, Schulen, Sozialbauten, Wohnkomplexe, Gärten und andere Gebäude.

Gemeinsam laden Architekten, Stadtplaner, Innen- und Landschaftsarchitekten in Zusammenarbeit mit den Bauherren zur Besichtigung ihrer Projekte ein. Auch Privathäuser, die normalerweise nicht für Besucher zugänglich sind, laden zu Besichtigungen ein.