Viel Arbeit, wenig Geld
Viele Menschen in kreativen Berufen wie Texter, Grafikdesigner oder Fotografen arbeiten für einen sehr geringen Lohn. Die Konkurrenz ist groß und die Kunden vergeben den Auftrag oft an besonders billige Arbeitskräfte.
Sprecher:
Er ist jung, er hat studiert, aber er verkauft sich für billiges Geld. Eine Kampagne Kampagne, -n (f.) hier: die öffentliche Aktion für oder gegen etwas, um die Meinung der Menschen zu beeinflussen gegen Lohndumping Lohndumping, -s (n.) die Zahlung von weniger Geld für eine Arbeit, als es normalerweise üblich ist : Die Idee stammt von etwas stammt von jemandem etwas kommt von jemandem diesen beiden Geschäftspartnern.
Phil Meinwelt (Nook Names Geschäftsführer):
Das war ja der Slogan Slogan, -s (m., aus dem Englischen) ein kurzer Text, mit dem man für etwas werben will; Motto gegen Kreativ-Prostitution Prostitution (f., nur Singular) die Tatsache, dass jemand sexuelle Kontakte für Geld anbietet; hier: für sehr wenig Geld arbeiten . Also wir wollen einfach verhindern, dass die Leute sich unter Wert verkaufen sich unter Wert verkaufen hier: weniger Geld für seine Arbeit verlangen, als man eigentlich sollte .
Sprecher:
Arbeiten zu Niedriglöhnen Niedriglohn, -löhne (m.) ein geringer Lohn in der Kreativbranche Kreativbranche, -n (f.) ein Arbeitsbereich, in dem Menschen tätig sind, die sich neue Dinge ausdenken und künstlerisch tätig sind – damit haben sie auch schon Erfahrung gemacht. Deshalb gründeten sie ihre Vermittlungsagentur Vermittlungsagentur, -en (f.) hier: eine Firma, die Menschen hilft, einen Job zu finden für Kreative Kreative, -n (m./f.) jemand, der sich neue Dinge ausdenkt; jemand, der künstlerisch tätig ist .
Jonas Drechsel (Nook Names Geschäftsführer):
Es gibt auf der einen Seite die Entwicklung, dass Leute immer mehr ausgebeutet jemanden aus|beuten jemanden viel für sich arbeiten lassen, ihn dafür aber nur sehr schlecht bezahlen (Substantiv: die Ausbeutung) werden. Es gibt Plattformen Plattform, -en (f.) hier: eine Internetseite, auf der man mit anderen kommunizieren und Ideen und Informationen austauschen kann wo man dann … wo 100 Leute irgendwie ein Logo Logo, -s (n.) ein Symbol, das eine Firma für sich oder ein Produkt verwendet designen etwas designen (aus dem Englischen) etwas gestalten; etwas eine bestimmte Form geben und nur der Gewinner erhält dann Geld dafür. Das sehen wir einfach als absolute absolut hier: völlig; komplett; sehr Ausbeutung.
Sprecher:
Die Berliner Kreativbranche trifft sich in solchen hippen hip modern; angesagt „Workspaces Workspace, -s (m., aus dem Englischen) hier: ein großes Büro, das sich mehrere Selbstständige teilen “: Webdesigner Webdesigner, -/Webdesignerin, -nen jemand, der Seiten im Internet gestaltet , Texter Texter, -/Texterin, -nen jemand, der beruflich Texte schreibt , Fotografen. Doch manche von ihnen müssen mit Honoraren Honorar, -e (n.) das Geld, das jemand für eine Arbeit bekommt, für die er nicht fest angestellt ist auf Sozialhilfe Sozialhilfe (f., nur Singular) das Geld, das arme Menschen vom Staat bekommen -Niveau auskommen mit etwas aus|kommen hier: von wenig Geld leben – knapp 1000 Euro im Monat. In ihrem Firmenvideo Firmenvideo, -s (n.) ein Video, in dem eine Firma sich präsentiert/vorstellt zeigen die Jobvermittler Jobvermittler, -/Jobvermittlerin, -nen jemand, der anderen dabei hilft, einen Arbeitgeber zu finden , wie sie Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenbringen. Sie vermitteln die Kreativen zu einem festen Tagessatz Tagessatz, -sätze (m.) der feste Betrag, den jemand für einen Tag Arbeit bekommt .
Jonas Drechsel:
Viele sagen ja immer: 300 Euro als Tagessatz, das klingt zu viel. Das ist ganz normal für Leute, die mit Freelancern Freelancer, -/Freelancerin, -nen (aus dem Englischen) jemand, der nicht als Angestellter arbeitet, sondern selbstständig ist nichts zu tun haben, ja. Aber wenn man das mal hoch und runter rechnet etwas hoch und runter rechnen etwas genau ausrechnen kommt man halt schnell darauf, dass man da keine Rente von zahlen kann, dass man da nichts davon zurücklegen etwas zurück|legen hier: etwas beiseitelegen; etwas sparen kann.
Sprecher:
Esther Schaarhüls ist Grafikdesignerin Grafikdesigner, -/ Grafikdesignerin, -nen jemand, der mit technischen Mitteln das Aussehen von etwas gestaltet und damit sein Geld verdient . Sie wurde von den beiden an eine Werbeagentur Werbeagentur, -en (f.) eine Firma, die Werbung für andere Firmen entwickelt vermittelt. Dafür erhalten sie zehn Prozent Provision Provision, -en (f.) das Geld, das jemand dafür kriegt, dass er jemand anderem dabei geholfen hat, etwas zu verkaufen von ihrem Honorar.
Esther Schaarhüls (Grafikdesignerin):
Dann ging es eigentlich relativ relativ hier: ziemlich schnell, also ich glaub innerhalb von zwei Tagen hat die erste Agentur angerufen und dann eine Woche später die nächste und mittlerweile mittlerweile inzwischen; jetzt gibt es auch Agenturen, die dann auch wiederkommen.
Sprecher:
Berlin: ein Eldorado Eldorado, -s (n.) Traumland; Wunschland für die internationale Kreativszene Kreativszene, -n (f.) ein kultureller Bereich, in dem Menschen tätig sind, die sich neue Dinge ausdenken und künstlerisch tätig sind . Doch für jeden Dritten reicht das Geld kaum zum Leben. Statt alleine zu Hause zu sitzen, arbeitet Esther Schaarhüls lieber zusammen mit anderen Selbstständigen. Hier findet sie Anregungen Anregung, -en (f.) die Idee; die Inspiration , Kontakte und manchmal auch neue Jobs. Ihr Tagessatz erscheint hoch – auf den ersten Blick.
Esther Schaarhüls:
Also theoretisch fängt [es] bei 450 an, 450, 500 Euro, und, wie oft? Also das kommt sehr drauf an. Im Sommer ist es ganz oft so, dass man öfter mal gebucht jemanden buchen hier: einen Selbstständigen für einen Auftrag engagieren wird, aber dann heißt es jetzt auch nicht jeden Tag, sondern das ist dann vielleicht ein, zwei Mal im Monat, dann ist aber auch wieder zwei Monate nichts.
Sprecher:
Weltweit wächst der Markt für die kreative Bohème Bohème (f., nur Singular) eine Gruppe von (meist) Künstlern, die unabhängig und anders leben wollen als die normalen Bürger . Sie sind jung, wollen unabhängig sein. Doch über die Schattenseiten Schattenseite, -n (f.) der Nachteil; das Schlechte an etwas sprechen sie ungern: Nach jedem Auftrag wartet die Ungewissheit Ungewissheit, -en (f.) die Unklarheit/Unsicherheit über etwas . Sie sind gewerkschaftlich gewerkschaftlich so, dass eine Organisation sich für die Rechte der Arbeitnehmer einsetzt nicht organisiert, es fehlen Tarifabschlüsse Tarifabschluss, -schlüsse (m.) die Tatsache, dass man einen Vertrag macht, der die Höhe des Lohns für alle in einem beruflichen Bereich festlegt . Ihre „schöne heile Welt“ belächeln belächeln über etwas lächeln; etwas nicht ernst nehmen manche mit Zynismus Zynismus (m., hier nur Singular) eine rücksichtslose und oft böse Art zu denken oder zu sprechen, mit der man etwas/jemanden lächerlich machen möchte .
Eckart Burgwedel (Uberchord Musikplattform):
Tagessatz? Hast du gerade Tagessatz gesagt? Wow, ehrlich gesagt, in der Kategorie denk in einer Kategorie denken hier: in dieser Art denken; so denken ich gar nicht. Du kriegst genug Geld, damit du nicht verhungerst, und das ist es dann auch. Und dann arbeitest du irgendwie zwischen 8 und 16 Stunden und manchmal auch 20. Manchmal auch 24, das ist aber selten – aber in Tagessätzen kannst du nicht rechnen.
Sprecher:
Aber die Grafikdesignerin hat für sich dazugelernt – auf Lohndumping lässt sich auf etwas ein|lassen hier: einer Sache zustimmen; bei etwas mitmachen sie sich heute nicht mehr ein sich auf etwas ein|lassen hier: einer Sache zustimmen; bei etwas mitmachen .
Esther Schaarhüls:
Da muss man dann, auch um seine eigene Energie und auch um seinen eigenen … dass man auch seine Unkosten Unkosten (nur Plural) hier: die festen Kosten, die jemand hat, z. B. Miete, Strom, Versicherung hat und [um] das zu schützen, muss man einfach auch hingehen und … und Grenzen setzen Grenzen setzen deutlich sagen oder zum Ausdruck bringen, dass man etwas nicht macht oder dass etwas nicht in Ordnung ist .
Sprecher
In ganz Deutschland arbeiten 1,5 Millionen Menschen in der Kreativbranche. Aber anders als Esther Schaarhüls schaffen es die meisten nicht, den Wert ihrer Arbeit auch durchzusetzen etwas durch|setzen hier: erreichen, dass etwas, das man will, gemacht wird .
Viel Arbeit, wenig Geld
Kampagne, -n (f.) — hier: die öffentliche Aktion für oder gegen etwas, um die Meinung der Menschen zu beeinflussen
Lohndumping, -s (n.) — die Zahlung von weniger Geld für eine Arbeit, als es normalerweise üblich ist
etwas stammt von jemandem — etwas kommt von jemandem
Slogan, -s (m., aus dem Englischen) — ein kurzer Text, mit dem man für etwas werben will; Motto
Prostitution (f., nur Singular) — die Tatsache, dass jemand sexuelle Kontakte für Geld anbietet; hier: für sehr wenig Geld arbeiten
sich unter Wert verkaufen — hier: weniger Geld für seine Arbeit verlangen, als man eigentlich sollte
Niedriglohn, -löhne (m.) — ein geringer Lohn
Kreativbranche, -n (f.) — ein Arbeitsbereich, in dem Menschen tätig sind, die sich neue Dinge ausdenken und künstlerisch tätig sind
Vermittlungsagentur, -en (f.) — hier: eine Firma, die Menschen hilft, einen Job zu finden
Kreative, -n (m./f.) — jemand, der sich neue Dinge ausdenkt; jemand, der künstlerisch tätig ist
jemanden aus|beuten — jemanden viel für sich arbeiten lassen, ihn dafür aber nur sehr schlecht bezahlen (Substantiv: die Ausbeutung)
Plattform, -en (f.) — hier: eine Internetseite, auf der man mit anderen kommunizieren und Ideen und Informationen austauschen kann
Logo, -s (n.) — ein Symbol, das eine Firma für sich oder ein Produkt verwendet
etwas designen (aus dem Englischen) — etwas gestalten; etwas eine bestimmte Form geben
absolut — hier: völlig; komplett; sehr
hip — modern; angesagt
Workspace, -s (m., aus dem Englischen) — hier: ein großes Büro, das sich mehrere Selbstständige teilen
Webdesigner, -/Webdesignerin, -nen — jemand, der Seiten im Internet gestaltet
Texter, -/Texterin, -nen — jemand, der beruflich Texte schreibt
Honorar, -e (n.) — das Geld, das jemand für eine Arbeit bekommt, für die er nicht fest angestellt ist
Sozialhilfe (f., nur Singular) — das Geld, das arme Menschen vom Staat bekommen
mit etwas aus|kommen — hier: von wenig Geld leben
Firmenvideo, -s (n.) — ein Video, in dem eine Firma sich präsentiert/vorstellt
Jobvermittler, -/Jobvermittlerin, -nen — jemand, der anderen dabei hilft, einen Arbeitgeber zu finden
Tagessatz, -sätze (m.) — der feste Betrag, den jemand für einen Tag Arbeit bekommt
Freelancer, -/Freelancerin, -nen (aus dem Englischen) — jemand, der nicht als Angestellter arbeitet, sondern selbstständig ist
etwas hoch und runter rechnen — etwas genau ausrechnen
etwas zurück|legen — hier: etwas beiseitelegen; etwas sparen
Grafikdesigner, -/ Grafikdesignerin, -nen — jemand, der mit technischen Mitteln das Aussehen von etwas gestaltet und damit sein Geld verdient
Werbeagentur, -en (f.) — eine Firma, die Werbung für andere Firmen entwickelt
Provision, -en (f.) — das Geld, das jemand dafür kriegt, dass er jemand anderem dabei geholfen hat, etwas zu verkaufen
relativ — hier: ziemlich
mittlerweile — inzwischen; jetzt
Eldorado, -s (n.) — Traumland; Wunschland
Kreativszene, -n (f.) — ein kultureller Bereich, in dem Menschen tätig sind, die sich neue Dinge ausdenken und künstlerisch tätig sind
Anregung, -en (f.) — die Idee; die Inspiration
jemanden buchen — hier: einen Selbstständigen für einen Auftrag engagieren
Bohème (f., nur Singular) — eine Gruppe von (meist) Künstlern, die unabhängig und anders leben wollen als die normalen Bürger
Schattenseite, -n (f.) — der Nachteil; das Schlechte an etwas
Ungewissheit, -en (f.) — die Unklarheit/Unsicherheit über etwas
gewerkschaftlich — so, dass eine Organisation sich für die Rechte der Arbeitnehmer einsetzt
Tarifabschluss, -schlüsse (m.) — die Tatsache, dass man einen Vertrag macht, der die Höhe des Lohns für alle in einem beruflichen Bereich festlegt
belächeln — über etwas lächeln; etwas nicht ernst nehmen
Zynismus (m., hier nur Singular) — eine rücksichtslose und oft böse Art zu denken oder zu sprechen, mit der man etwas/jemanden lächerlich machen möchte
in einer Kategorie denken — hier: in dieser Art denken; so denken
sich auf etwas ein|lassen — hier: einer Sache zustimmen; bei etwas mitmachen
Unkosten (nur Plural) — hier: die festen Kosten, die jemand hat, z. B. Miete, Strom, Versicherung
Grenzen setzen — deutlich sagen oder zum Ausdruck bringen, dass man etwas nicht macht oder dass etwas nicht in Ordnung ist
etwas durch|setzen — hier: erreichen, dass etwas, das man will, gemacht wird