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Verhältnis Indien - USA braucht neue Impulse

Priya Esselborn27. September 2013

Es ist sein Abschiedsbesuch: Bei den Parlamentswahlen 2014 in Indien wird der 81-jährige Premier Singh wohl nicht mehr kandidieren. Viel erwarten durfte man daher vom Treffen mit Präsident Obama nicht.

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Indiens Premier Manmohan Singh und US-Präsident Barack Obama (Foto: Getty Images)
USA Obama Indien Singh Gespräche SyrienBild: Brendan Smialowski/AFP/Getty Images

Die Aussichten für Afghanistan nach dem US-Truppenabzug, Wirtschaftsfragen und Indiens Interesse an amerikanischen Waffensystemen gehörten zu Themen des Treffens zwischen dem indischen Premier Manmohan Singh und dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama in Washington am Freitag (27.09.2013). Singh war der erste ausländische Staatsgast, den Obama nach seinem Wahlsieg 2008 im Weißen Haus begrüßte. Der Besuch in Washington hat für den wegen Indiens anhaltender Wirtschaftsschwäche und wachsender Inflation unter Druck stehenden Singh etwas Nostalgisches. Es ist offenkundig, dass die Chemie zwischen Singh und Obama stimmt.

In der indischen Presse wird vermutet, dass Singh mit dem Besuch außenpolitisch punkten will, um sein politisches Erbe zu retten. Im Mai 2014 wird in Indien eine neue Regierung gewählt, der 81-jährige Singh wird laut Beobachtern nicht nochmals antreten.

"Die älteste und die größte Demokratie"

Indien und die USA hatten sich viele Jahrzehnte nicht besonders viel zu sagen. Indien war eines der Gründungsmitglieder der Bewegung der Blockfreien Staaten 1961, stand aber durch die Abhängigkeit von Waffenimporten der ehemaligen Sowjetunion viel näher. Diese Zeiten seien "lange vorbei", erklärte Obama bei seinem umjubelten Indien-Besuch 2010. Dort bezeichnete er die Partnerschaft zwischen Indien und den USA als eine der "prägendsten Partnerschaften des 21. Jahrhunderts". Mehrfach betonte er die vielen Gemeinsamkeiten, die "die älteste und die größte Demokratie der Welt" miteinander verbänden.

"Pakistan strategisch bedeutender"

Dennoch nähmen die Beziehungen zu Indien in der US-Außenpolitik nicht die vom Partner gewünschte Priorität ein, konstatiert Pushpesh Pant, emeritierter Professor für internationale Beziehungen an der Jawaharlal-Nehru-Universität in Neu-Delhi. Mit Blick auf Afghanistan und die Bekämpfung des Terrorismus bleibe Pakistan für die USA der wichtigere strategische Verbündete. Und das, obwohl Indien als größter regionaler Geldgeber bereits Milliarden in Wiederaufbau-Projekte für Afghanistan investiert habe. Außerdem stünden derzeit die Konflikte im Nahen Osten für Washington im Vordergrund.

US-Außenminister Kerry mit Pakistans Premier Sharif im August .2013 (Foto: Reuters)
Pakistans Premier Nawaz Sharif - hier mit US-Außenminister Kerry im August 2013 - wird im Oktober in Washington erwartetBild: Reuters

Trotz seines starken Wachstumseinbruchs bleibt Indien durch seine schiere Größe mit 1,2 Milliarden Menschen für die USA ein interessanter Absatzmarkt mit enormem Potenzial. Dennoch sieht Politikwissenschaftler Pushpesh Pant den Wirtschafts- und Handelspartner Indien schon abgeschlagen: "Wenn wir uns die Zahlen anschauen, ist klar, dass der Handel zwischen den USA und China viel reger ist als der zwischen Indien und den USA." Tatsächlich war das Handelsvolumen 2012 mit China laut US-Statistikamt fast zehnmal höher als das mit Indien. "Das einzige, an dem die USA derzeit interessiert sein könnten, sind Waffen- oder Atomgeschäfte", so Pushpesh Pant.

Energie- und Rüstungskooperation

Auf dem Gebiet der Nuklearkooperation haben sich auch nicht alle Erwartungen erfüllt. So hat das bilaterale Nuklearabkommen von 2005, mit dem Indien de facto als Atommacht anerkannt wurde, die erhofften wirtschaftlichen Erträge bislang nicht abgeworfen.

Hirte rastet nahe einem Windkraftwerk im westlichen Indien (Foto: DW)
Kooperation bei erneuerbaren Energien könnte neue Impulse gebenBild: R. Hörig/DW

Darauf weist etwa Tanvi Madan von der amerikanischen Brookings Institution in einem Artikel für die New York Times hin. Sie macht aber auch zahlreiche positive Entwicklungen in den bilateralen Beziehungen aus. So gehe die Zusammenarbeit auf dem Gebiet erneuerbarer Energien weiter, und für 2017 sollen die ersten Lieferungen von Flüssiggas nach Indien aus den neuerschlossenen amerikanischen Lagerstätten beginnen.

Was die Rüstungszusammenarbeit betrifft, sieht Politikwissenschaftler Pushpesh Pant gute Aussichten. Denn Indien müsse angesichts des Wettrüstens mit China seine Armee und Waffen modernisieren. Der indische Nachrichtensender NDTV berichtete, dass Premier Singh bei seinem Treffen mit Obama einen Vertrag zum Kauf von Kampfflugzeugen und Transporthubschraubern im Wert von fünf Milliarden US-Dollar unterzeichnen wolle.