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Politik

Nawalny kann mühsam wieder Treppen steigen

19. September 2020

Die Genesung des vergifteten russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny macht Fortschritte. Der 44-Jährige veröffentlichte ein Foto aus der Berliner Klinik Charité, auf dem er eine Treppe hinunter geht.

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Instagram-Screenshot von Alexej Nawalny
Alexej Nawalyn auf einer Treppe in der Berliner Klinik CharitéBild: Instagram/navalny

Er sei klar auf dem Weg der Erholung, aber dieser Weg sei lang, schrieb der als Kreml-Widersacher bekannte Politiker auf seinem Instagram-Account. Dazu postete der 44-Jährige ein Foto aus der Berliner Universitätsklinik Charité, auf dem er eine Treppe hinunter geht. Allerdings habe er noch immer Schwierigkeiten, Treppen hinaufzusteigen, erklärte Alexej Nawalny.

"Jetzt bin ich ein Kerl, bei dem die Beine zittern, wenn er die Treppen läuft!", schrieb er passend zu dem Bild auf den Stufen. Noch vor kurzem aber habe er nicht einmal Menschen erkannt und nicht begriffen, wie das Reden geht. "Das hat mich zur Verzweiflung getrieben, weil ich ja im Grunde schon verstanden habe, was der Doktor will, aber ich wusste nicht, woher ich die Worte nehmen soll."

Der russische Oppositionspolitiker dankte den "brillanten Ärzten" der Klinik. "Sie haben mich von einem 'technisch lebendigen Menschen' zu jemandem gemacht, der alle Chancen hat, wieder eine Hohe Lebensform der modernen Gesellschaft zu werden", schrieb er. Er werde zu jemandem, der wieder rasch Instagram nutze und "ohne nachzudenken versteht, wo ein Like hingehört".

Längerer Weg zur Genesung

Nawalny geht nach eigener Darstellung von einem längeren Weg bis zu seiner Genesung aus. Es gebe noch viele Probleme zu lösen. Das Telefon fühle sich in der Hand an wie ein Stein. "Und sich selbst Wasser einschenken, ist eine richtige Attraktion." Der Post auf Instagram erhielt innerhalb weniger Minuten mehr als 200.000 Likes.

Der bekannte Kritiker von Präsident Wladimir Putin war am 20. August auf einem innerrussischen Flug kollabiert. Die Piloten landeten daraufhin außerplanmäßig in der sibirischen Stadt Tomsk, wo er in einer Klinik der Region behandelt wurde. Am 22. August wurde er nach Deutschland ausgeflogen, wo er seitdem in der Charité behandelt wird. Dort lag er wochenlang im Koma.

Drei Labore weisen Nervengift nach

Ein Speziallabor der Bundeswehr hatte festgestellt, dass Nawalny mit einem chemischen Kampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde, der in der Sowjetunion entwickelt wurde. Labore in Frankreich und Schweden bestätigten laut Bundesregierung diesen Befund. Russische Ärzte hatten dagegen erklärt, sie hätten keine Hinweise auf eine Vergiftung gefunden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte erklärt, Nawalny habe zum Schweigen gebracht werden sollen. Deutschland, Frankreich und andere Länder fordern Antworten von Russland dazu. Es gibt auch Forderungen nach neuen Sanktionen gegen Moskau als Konsequenz aus der Vergiftung. Russland bestreitet Vorwürfe, etwas mit dem Fall zu tun zu haben. Die Regierung erklärte, es ergebe keinen Sinn, Nawalny zu vergiften und dann seine Behandlung in einem anderen Land zu erlauben.

kle/haz (rtr, dpa, ape)