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Politik

Venezuelas Führung spricht von "Terrorangriff"

7. August 2017

Bisher konnte sich Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro auf das Militär verlassen. Nun scheint es aus dessen Reihen eine Rebellion gegen ihn gegeben zu haben. Die Drahtzieher sieht Maduro aber im Ausland.

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Krise in Venezuela - Straßenkontrolle
Soldaten stoppten ein Auto, dass auf der Straße zum Militärstützpunkt Paramacay fuhrBild: picture alliance/AP/J. C. Hernandez

Venezuelas Führung spricht von "Terrorangriff"

Eine bewaffnete Gruppe angeblich abtrünniger Soldaten hat den Militärkomplex Paramacay in Valencia, 170 Kilometer westlich von Caracas, angegriffen. Die Armee wehrte den nach eigenen Angaben "terroristischen" Angriff ab.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro stellt die Ereignisse im Fernsehen so dar: Am Sonntagmorgen gegen 4.00 Uhr Ortszeit hätten ungefähr 20 Männer die Nachtwache überrascht und seien in den Stützpunkt eingedrungen. Dort hätten sie bis zum Waffenlager vordringen können. Ungefähr vier Stunden lang hätten die stationierten Truppen mit den "Eindringlingen" gekämpft. Nach Angaben des Präsidenten wurden zwei der Angreifer getötet, einer verletzt und sieben festgenommen. Zehn weitere konnten demnach vorerst fliehen.

Präsident Maduro hinter einem Mikrofon (Foto: Reuters)
Präsident Nicholás Maduro während seiner Rede im Staatsfernsehen Bild: Reuters/Miraflores Palace

Höchststrafe gefordert

Wie das Militär mitteilte, haben die Festgenommenen gestanden, im Auftrag von Regierungsgegnern gehandelt zu haben. Maduro behauptete im Staatsfernsehen, die Geldgeber säßen "in Miami und Kolumbien". Er gratulierte der Armee zu ihrer "sofortigen Reaktion". Maduro sagte weiter, er fordere "die Höchststrafe für alle, die an dieser terroristischen Attacke beteiligt waren".

Das Ereignis könnte ein Indiz sein, dass es im Militärapparat Risse gibt. Anführer soll ein abtrünniger Militär mit Namen Juan Caguaripano gewesen sein. Er war seit 2014 untergetaucht, weil er damals schon seinen Widerstand gegen Maduro erklärt hatte.

In einem im Internet verbreiteten Video, dessen Authentizität unklar war, sagte er vor teils bewaffneten, militärisch gekleideten Personen im Hintergrund, es gehe um einen Aufstand, "um die völlige Zerstörung des Landes zu verhindern". Er warf Maduro vor, eine "mörderische Tyrannei" geschaffen zu haben.

Luftaufnahme des Militärstützpunktes (Foto: Picture Alliance)
Die Militärbasis Paramacay in Valencia war das Ziel der Angreifer Bild: picture-alliance/AP Photo/J. C. Hernandez

Der Präsident selbst bezweifelt, dass es sich bei den Angreifern mehrheitlich um Soldaten handelt. Er sagte, nur einer von denen, die nicht entkamen, sei ein Militärangehöriger. Dieser soll vor einigen Monaten desertiert sein.

"Landesweit Ruhe bei Soldaten"

Als erster hatte der Maduro-Getreue und Vizechef der Sozialisten, Diosdado Cabello, von dem "terroristischen" Angriff berichtet. Er betonte, dass in "allen anderen Militäreinheiten im Land absolute Normalität" herrsche. Dazu gab es aber widersprüchliche Angaben. Auf Flugblättern soll die Bevölkerung zur Unterstützung des Aufstandes aufgerufen worden sein.

Journalisten der Nachrichtenagentur AFP hörten vor Ort mehrere laute Explosionen. Militärhubschrauber überflogen das Gebiet, gepanzerte Fahrzeuge patrouillierten in den Straßen. Laut Einwohnern wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, in den Straßen brannten von Regierungsgegnern errichtete Barrikaden.

Venezuela Proteste in Valencia
Auf den Straßen Valencias richteten Demonstranten Straßensperren und setzten sie teils in Brand. Die Nationalgarde räumte.Bild: Getty Images/AFP/R. Schemidt

Zuvor hatte am Samstag die umstrittene neue Verfassunggebende Versammlung die Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Diáz abgesetzt. Sie kommentierte: "In Venezuela ist ein Putsch gegen die Verfassung in vollem Gange". Die 59-Jährige hatte mit Einsprüchen versucht, Maduro zu stoppen.

Weitreichende Befugnisse für Verfassungskonvent

Normalerweise hätte nur das von der Opposition dominierte Parlament Ortega Diáz absetzen können, aber die Versammlung, in der fast nur Anhänger der Sozialisten sind, hat es ersetzt. Die Wahl der 545 Mitglieder vor einer Woche war von Betrugsvorwürfen überschattet.

Seit Anfang April herrschen Unruhen in Venezuela. Mehrere Staaten drohen mit Sanktionen, die USA etwa mit einem Importstopp von Öl. Venezuela hat die größten Ölreserven der Welt, aber die Wirtschaft liegt brach. Auch wegen der schweren Versorgungskrise wollen viele Menschen flüchten. Die Mitgliedschaft des Landes im südamerikanischen Wirtschaftsbund Mercosur wurde wegen Verstößen gegen demokratische Prinzipien dauerhaft eingefroren.

ust/gri (dpa, afp, ap)