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Glaube

Vatikan: Kardinal Müller muss abtreten

1. Juli 2017

Zwei Tage nach der Beurlaubung von Kardinal Pell trennt sich Papst Franziskus von einem noch wichtigeren Mitarbeiter. Kardinal Gerhard Ludwig Müller muss sein Amt an der Spitze der Römischen Glaubenskongregation abgeben.

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Kardinal Gerhard Ludwig Müller
Bild: picture alliance/Pressefoto Ulmer

Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) und andere Medien übereinstimmend berichten, wird die Amtszeit von Kardinal Gerhard Ludwig Müller (69) als Leiter der Römischen Glaubenskongregation nicht verlängert. Sie endet nach fünf Jahren fristgerecht am 2. Juli. Über die Gründe für die Entscheidung von Papst Franziskus wurde zunächst nichts bekannt. Zu seinem Nachfolger ernannte Papst Franziskus den bisherigen Stellvertreter Müllers, Kurienerzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer (73). 

Meinungsverschiedenheiten

Müller verdankte seine Ernennung im Jahr 2012 dem damaligen Papst Benedikt XVI. Im Jahr 2014 erhob Franziskus ihn zum Kardinal. Zwischen Müller und Papst Franziskus hatte es in den vergangenen Jahren Meinungsverschiedenheiten in moraltheologischen Fragen gegeben, schreibt KNA. Zuletzt hatte Müller am 25. Mai in einem Fernseh-Interview die Tatsache kritisiert, dass Franziskus drei Mitarbeiter des Kardinals gegen dessen Willen entlassen hatte.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller und Papst Franziskus
November 2015 noch bester Dinge: Papst Franziskus (links) und Kardinal MüllerBild: picture alliance/Stefano Spaziani

Müller, ein akademischer Schüler von Kardinal Karl Lehmann, war vor seinem Wechsel nach Rom seit 2002 Bischof von Regensburg. Davor lehrte er als Professor für Dogmatik an der Universität München. Medien spekulierten bereits seit einiger Zeit über eine Ablösung Müllers. Der deutsche Kardinal spielte im Gegensatz zu seinen Vorgängern im Amt, vor allem dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger, unter Franziskus keine zentrale Rolle.

Der spanische Kurienerzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer wurde 2008 von Papst Benedikt XVI. zum Sekretär der vatikanischen Glaubenskongregation ernannt. Damit war er zweiter Mann nach dem Präfekten der Behörde und in den vergangenen Jahren Kardinal Müllers wichtigster Mitarbeiter. Als Sekretär hat er die Aufgabe, die tägliche Arbeit der Glaubenskongregation zu koordinieren. Selbstverständlich ist seine Ernennung zum Präfekten durch Franziskus jedoch nicht: Dass ein Sekretär in derselben Behörde zum Leiter aufsteigt, ist im Vatikan selten.

Der auf der Mittelmeerinsel Mallorca geborene Ladaria gehört wie Franziskus dem Jesuitenorden an. In der Öffentlichkeit tritt er selten auf, Interviews gibt er wenige. Der Geistliche gilt als gemäßigt konservativ. Ladaria studierte unter anderem in Frankfurt an der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen und spricht gut deutsch. Vor seiner Berufung in die Führungsetage der Glaubenskongregation war er seit 2004 Generalsekretär der Internationalen Theologenkommission, die den Vatikan berät. Von 1986 bis 1994 war er Vizerektor der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wor er seit 1984 Dogmatik lehrte.

Unschuld beweisen

Erst am Donnerstag hatte der aus Australien stammende Finanzchef des Vatikan, Kardinal George Pell, nach Kindesmissbrauchs-Vorwürfen sein Amt vorübergehend niedergelegt und sich beurlauben lassen. Er wolle in seiner Heimat seine Unschuld beweisen, hatte der 76-jährige gesagt.

ml/vk (dpa, KNA)