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Gesellschaft

Pädophilie-Eklat: "Breitbart"-Blogger kündigt

22. Februar 2017

Bei Twitter gesperrt, in Berkeley unerwünscht, doch ein Aushängeschild der populistischen US-Internetseite "Breitbart": Nun verlässt der ultrarechte Blogger Yiannopoulos die Redaktion wegen einer Pädophilie-Kontroverse.

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USA Milo Yiannopoulos in New York
Bild: picture-alliance/AP Photo/S. Wenig

Er lege "mit sofortiger Wirkung" seine Arbeit als Redakteur für "Breitbart" nieder, sagte Milo Yiannopoulos vor Journalisten in New York. Der  ultrarechte Blogger und bekennende Fan von US-Präsident Donald Trump war zuvor massiv in die Kritik geraten und hatte mit Äußerungen zu Sex mit Kindern auch den Zorn konservativer Kreise auf sich gezogen.

In einem Video, das am Wochenende im Internet verbreitet wurde, hatte Yiannopoulos Sex von Männern mit 13-Jährigen verteidigt. Die Aufnahme zeigt den Blogger im Gespräch mit einem Radiomoderator, gegenüber dem er die Idee eines Schutzalters für "willkürlich und repressiv" gehalten hatte. Daraufhin widerrief die Amerikanische Konservative Union eine Einladung an den 32-Jährigen. Der Verlag Simon & Schuster sagte wegen des Videos die Veröffentlichung der Memoiren von Yiannopoulos ab.

Öffentliches Zurückrudern

Der Brite sagte nun bei seiner Pressekonferenz, dass er Pädophilie keineswegs dulde. "Meine eigene Erfahrung als Opfer hat mich glauben lassen, dass ich alles zu diesen Thema sagen könnte, egal wie schockierend." Er verstehe nun, dass seine Provokation als Missachtung anderer Opfer angesehen werden könnte. Er sei nach wie vor vom Missbrauch Minderjähriger angewidert. Er verstehe sich auch als Opfer einer "medialen Hexenjagd", sagte er in seinem Statement vor Journalisten.

Milo Yiannopoulos
Wegen seiner rüpelhaften Ausfälle wurde Yiannopoulos vom Kurznachrichtendienst Twitter gesperrtBild: picture-alliance/AP Photo/J. Papasso

Von dem rechtspopulistischen Meinungsmedium "Breitbart" ziehe er sich zurück, weil es wäre nun "falsch", mit seinem Fall von den "wichtigen Berichten meiner Kollegen abzulenken". "Breitbart" habe ihm zur Seite gestanden, "als andere eingeknickt sind". Die Entscheidung darüber, bei "Breitbart" auszutreten, habe er allein getroffen.

Das Portal erklärte, es akzeptiere den Rückzug. Yiannopoulos habe gleichwohl "dringend nötige Debatten über wichtige kulturelle Themen angestoßen". Der höchste Berater des US-Präsidenten, Steve Bannon, hatte das rechtspopulistische Medienportal "Breitbart" bis zu seiner Ernennung als Trumps Stratege jahrelang geleitet.

Ein großer Fan von "Daddy" Trump

Yiannopoulos gilt als lautstarker Unterstützer des US-Präsidenten Donald Trump, nannte Trump "Daddy" und versteht sich selbst als Kämpfer gegen die politische Korrektheit. Er selbst stellt seine Homosexualität offensiv zur Schau, seine Kritiker werfen ihm Rassismus und Frauenfeindlichkeit vor. Mit provokanten Thesen hat sich der Blogger als einer der Wortführer der rechtsextremen "Alt-Right"-Bewegung etabliert. Der Internetdienst Twitter hatte im vergangenen Sommer Yiannopoulos' Konto wegen verbaler Ausfälle gelöscht.

Auftritte des Bloggers an Universitäten von Yiannopoulos hatten in der Vergangenheit schon mehrfach Proteste ausgelöst. Eine Veranstaltung an der kalifornischen Berkeley-Universität wurde wegen Ausschreitungen bei Protesten gegen ihn abgesagt. Bei einer Veranstaltung an der Universität von Washington wurde ein Demonstrant von einem Trump-Anhänger angeschossen. Wenige Tage vor dem Auftritt an der Washington-Universität war bereits ein Vortrag an der Davis-Universität in Kalifornien wegen Protesten abgesagt worden.

myk/se (afp, dpa, ap)