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Usutu-Virus: Amselsterben wird schlimmer

20. August 2019

In diesem Jahr wurden in Deutschland so viele Verdachtsfälle des afrikanischen Usutu-Virus gemeldet, wie noch nie zuvor. Übertragen wird die Krankheit durch Stechmücken. Amseln sind am schlimmsten betroffen.

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BdT Amsel im Apfelbaum
Bild: picture-alliance/dpa/K. J. Hildenbrand

Das tropische Usutu Virus wird in diesem Jahr voraussichtlich zu einem noch stärkeren Amselsterben in Deutschland führen, als schon in den Jahren zuvor. Seit Jahresbeginn 2019 wurden dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) 1300 Verdachtsfälle gemeldet. Im Vergleichszeitraum des letzten Jahres waren es noch 800 Verdachtsfälle. 1380 Verdachtsfälle hatte der NABU noch für das ganze Jahr 2017 in Deutschland registriert.

Der Vogelkundler Lars Lachmann vom Naturschutzbund NABU schätzt die Dunkelziffer der tatsächlich verendeten Vögel viel höher ein, auf zwischen einer halben und einer Million. 

Der Erreger, der durch Mücken übertragen wird, führte in den letzten Jahren immer wieder zu einem Vogelsterben. Vor allem in den Sommermonaten treten Infektionsfälle gehäuft auf, weil sich die Mücken, die das Virus übertragen, schneller vermehren.

Bis in den Herbst 2019 könnte es noch zu einer Zunahme der Fälle führen, weil die Regenfälle seit Mitte August auch zu einem Anwachsen der Mückenpopulationen führen werden. "Daher könnte die diesjährige Usutu-Saison noch stärker ausfallen" sagte Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.  

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Erstmals 2001 in Europa aufgetreten

Das Usutu-Virus stammt aus der Region um den Usutu-Fluss in Swasiland, zwischen Südafrika und Mosambik. Dort wurde es erstmals 1959 entdeckt. In Europa trat es 2001 bei Vögeln in Österreich auf. In den folgenden Jahren gab es dann auch Infektionen in Ungarn, der Schweiz und Italien. 

Seit 2011 grassiert das Virus in Deutschland. Damals hatten Tiermediziner die erste große Erkrankungswelle festgestellt. Nach einigen Jahren mit wenigen Fällen gab es dann 2016 erneut eine Epidemie, die vor allem Amseln betraf. Etwa 600 tote Vögel wurden damals gefunden.

Das Usutu-Virus wird durch Stechmücken übertragen. Aufgrund der feuchten und warmen Witterung im Spätsommer vermehren sie sich dann besonders stark. Deshalb kam es bereits 2017 und auch 2018 vermutlich zu der weiteren Zunahme von Infektionen, sagen die Vogelschützer.

Die meisten Verdachtsfälle kamen 2017 aus Nordrhein-Westfalen. Dort gab es damals mehr als 500 tote Vögel. Weitere je 100 Meldungen stammten aus Baden-Württemberg und Sachsen. Jetzt zeichnet sich eine Ausbreitung des Virus nach Norden ab.

Auch Menschen können sich mit dem Usutu-Virus infizieren. Meist ist der Krankheitsverlauf glimpflich. Bei Menschen mit Immunschwäche kann es aber zu Fieber, Kopfschmerzen, Hautausschlag und in seltenen Fällen zu einer Gehirnentzündung führen. 

fs/gh (dpa)

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