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USA gegen Aristides Rückkehr

10. Februar 2011

Die USA sind gegen eine Rückkehr des früheren haitianischen Staatschefs Jean-Bertrand Aristide in seine Heimat. Vor der Stichwahl um das Präsidentenamt im März wäre dies eine "bedauerliche Ablenkung" für die Wähler.

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Bild: AP

Zwar seien die USA nicht über etwaige Reisepläne von Aristide im Bilde, sie seien jedoch entschieden gegen jegliche Störung, die zur Uneinigkeit während des Wahlprozesses führen könnte.

Nach "Baby Doc" der zweite Präsident, der zurückkommt?

Die Spekulationen um eine baldige Rückkehr Aristides waren erneut angefacht worden, nachdem Haiti ihm einen Diplomatenpass ausgestellt hatte. Aristides US-amerikanischer Anwalt Ira Kurzban hatte das Dokument am Dienstag (08.02.2010) in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince abgeholt. Haitis Innenminister Paul Antoine Bien-Aimé bestätigte daraufhin, die Regierung sehe "kein Hindernis" für eine Rückkehr des ehemaligen Staatschefs.

Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier mit Anhängern (Foto: ap)
Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier wird nach seiner Rückkehr begeistert gefeiertBild: dapd

Aristide hatte bereits Mitte Januar seinen Willen zu einer Rückkehr aus dem Exil bekundet. Zu diesem Zeitpunkt war bereits der frühere haitianische Diktator Jean-Claude Duvalier alias "Baby Doc" nach 25 Jahren aus dem französischen Exil zurückgekehrt.

Immer noch als Held der Armen verehrt

Der ehemalige Priester wurde erstmals im Jahr 1990 zum Präsidenten gewählt und acht Monate später durch einen Militärputsch gestürzt. Im Jahr 1994 kam er nach einer US-Militärintervention wieder an die Macht und überließ diese zwei Jahre später dem heutigen Präsidenten René Préval. Im Januar 2000 wurde Aristide erneut gewählt, vier Jahre darauf jedoch unter Androhung militärischer Gewalt sowie durch Druck aus dem Ausland gestürzt.

Demonstration von Aristide-Anhängern (Foto: ap)
Viele Anhänger Aristides würden sich über eine Rückkehr des Ex-Präsidenten freuenBild: AP

Seitdem lebt Aristide im Exil in Südafrika, erfreut sich jedoch in seiner Heimat weiter großer Beliebtheit als Held der Armen. Seine Partei Fanmi Lavalas hatte stets die Rückkehr Aristides gefordert. Die haitianischen Behörden führten jedoch immer wieder das Fehlen eines gültigen Ausweises als Hinderungsgrund an. Aristide will als Erzieher helfen

Fanmi Lavalas war von der Teilnahme der jüngsten Wahl ausgeschlossen, inklusive der Präsidentschaftswahlen im vergangenen November. Nachdem es Streit um das Ergebnis gegeben hatte, wurde erst kürzlich ein Termin für die Stichwahl am 20. März festgesetzt. Aristide kann daran nicht teilnehmen. Er wolle das auch gar nicht, teilte er mit. Vielmehr plane er, seiner karibischen Heimat als Erzieher zu helfen.

Derzeit durchlebt das von einem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 zerstörte Haiti erneut eine schwere politische Krise. Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl im November herrschte wochenlang Streit über das Ergebnis. Vor wenigen Tagen erst gab die Wahlkommission das offizielle Endergebnis bekannt, wonach sich die frühere First Lady Mirlande Manigat und der populäre Sänger Michel Martelly in der Stichwahl am 20. März gegenüberstehen. Der Regierungskandidat Jude Célestin, der sich ersten Ergebnissen zufolge qualifiziert hatte, war damit aus dem Rennen.

Autor: Oliver Pieper (ap, afp)
Redaktion: Mirjam Gehrke