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USA erlauben wieder Tiefseebohrungen

13. Oktober 2010

Im Golf von Mexiko kann wieder in der Tiefe nach Öl gebohrt werden. Als Konsequenz aus der Ölkatastrophe vom Sommer werden nur die Sicherheitsbestimmungen verschärft. Auch die EU setzt in der Nordsee auf mehr Sicherheit.

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Ölanlage (Foto: AP)
Im Golf von Mexiko kann wieder gebohrt werdenBild: AP

Ein halbes Jahr nach der Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon hat die US-Regierung das Moratorium für Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko wieder aufgehoben. Wenn Unternehmen sich an die verschärften Sicherheitsbestimmungen halten, müssten sie auch in großer Tiefe nach Öl bohren dürfen, begründete US-Innenminister Ken Salazar den Schritt. Es gebe "entscheidende Fortschritte, die mit Tiefseebohrungen verbundenen Gefahren zu reduzieren".

Riskante Bohrungen

Der Unfall auf der Deepwater Horizon (Foto: AP)
Der Unfall auf der Deepwater HorizonBild: AP

Ölbohrungen in großer Meerestiefe gelten als besonders riskant. Die US-Regierung hatte im Juli Tiefseebohrungen bis Ende November untersagt, nachdem die Explosion der Deepwater Horizon eine riesige Ölpest im Golf von Mexiko verursacht hatte. Bei dem Unfall am 20. April war in rund 1500 Meter Tiefe unter dem Meeresspiegel nach Öl gebohrt worden. Mehrere Anläufe, die Ölfontäne zu stoppen, scheiterten nicht zuletzt, weil die Experten praktisch keine Erfahrungen mit Rettungsarbeiten in einer solchen Tiefe hatten. Erst nach rund fünf Monaten konnte die Ölquelle endgültig versiegelt werden. Laut einer Studie vom September flossen insgesamt 4,4 Millionen Barrel Öl (knapp 700 Millionen Liter) ins Wasser, weite Teil der Küste wurden verseucht.

Die US-Regierung geht allerdings nicht davon aus, dass bald neue Tiefseebohrungen gestartet werden. Es werde Zeit brauchen, bis sich die Industrie auf die neuen Bestimmungen einstellt: "Das wird sicherlich nicht morgen oder nächste Woche sein", sagte Michael Bromwich, Chef der für die Tiefseebohrungen zuständigen Aufsichtsbehörde BOEM (Bureau of Ocean Energy Management).

Strengere Regeln für die Nordsee

Ölverschmutzter Vogel (Foto: AP)
Millionen Liter Öl flossen nach der Explosion der Deepwater Horizon ins MeerBild: AP

Auch die Europäische Union will als Konsequenz aus der Katastrophe im Golf von Mexiko Ölbohrungen in der Nordsee stärker kontrollieren. Die EU-Kommission will dafür die Sicherheitsauflagen für Ölplattformen verschärfen. Entsprechend stellte EU-Energiekommissar Günter Oettinger am Mittwoch (13.10.2010) in Brüssel ein Maßnahmenpaket vor, das von der Genehmigung über die Kontrolle bis zur Nachrüstung von Förderplattformen reicht und sowohl die Mitarbeiterqualifikation als auch die Notfallpläne betrifft. Bei Unfällen soll außerdem das Verursacherprinzip gelten, so dass Firmen für auftretende Schäden haften müssen.

Vor allem im britischen und norwegischen Sektor befinden sich die größten Ölreserven. Insgesamt gibt es in der Nordsee nach Angaben der EU-Kommission rund 450 Ölförderanlagen. Von ihrer Forderung nach einem Stopp von Tiefseebohrungen ist die EU-Kommission damit abgerückt. Im Juli schon hatte Oettinger die Mitgliedsstaaten aufgefordert, dem Beispiel von Norwegen zu folgen und keine neuen Bohrungen zu genehmigen, bis die Ursache für die Explosion der Deepwater Horizon geklärt ist.

Autor: Dirk Eckert (afp, dpa, rtr)

Redaktion: Marion Linnenbrink