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Angeklagt wegen Fahnenflucht

6. März 2007

Wegen seiner Flucht vor einem bevorstehenden Einsatz im Irak muss sich ein Soldat der US-Streitkräfte vor einem amerikanischen Militärgericht in Würzburg verantworten.

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Angeklagt wegen Desertion: der Sanitäter Agustin Aguayo (Archivbild)
Angeklagt wegen Fahnenflucht: der Sanitäter Agustin Aguayo (Archivbild)Bild: picture-alliance/ dpa

Dem Sanitäter Agustin Aguayo werden Fahnenflucht und das Verpassen der Verlegung seiner Einheit vorgeworfen. Bei Prozessbeginn am Dienstag (6.3.07) gab der 35-Jährige zu, seinem Stützpunkt in Schweinfurt bei der Truppenverlegung ferngeblieben zu sein. Er bestritt jedoch, Fahnenflucht begangen zu haben.

Flucht quer durch Deutschland und Amerika

Weil er die Verlegung seiner Einheit verpasst hatte, drohen dem Mann bis zu zweieinhalb Jahren Haft. Sollte ihn das Gericht aber als Deserteur einstufen, drohen dem aus Mexiko stammenden Familienvater bis zu sieben Jahre Haft sowie die unehrenhafte Entlassung aus der Armee.

Der Sanitätsgefreite der 1. Infanteriedivision aus Schweinfurt war am 2. September vergangenen Jahres vor einem erneuten Irak-Einsatz geflohen, hatte sich 24 Tage in Schweinfurt, München und Guadalajara (Mexiko) versteckt und schließlich im Militärstützpunkt Fort Irwin (Kalifornien) freiwillig gestellt. Seit Anfang Oktober befindet er sich in einem Mannheimer Militärgefängnis in Untersuchungshaft.

Verweigerung aus Gewissensgründen?

Blick auf das Gerichtsgebäude der US-Kaserne Leighton Barracks (Quelle: dpa)
In diesem Gerichtsgebäude der US-Kaserne Leighton Barracks findet der Prozess stattBild: picture-alliance/ dpa

Zu Prozessbeginn sagte ein Vorgesetzter Aguayos, der Sanitäter habe immer einen "guten Job" gemacht. Um seine Arbeit aber richtig zu erledigen, müsse er bereit sein, eine Waffe zu tragen. Das lehnt der Familienvater ab.

Aguayo ist seit 2003 in der Armee, er war bereits 2004 für ein Jahr im Irak. Damals hatte er bei Wachdiensten sein Gewehr stets ungeladen getragen. Etwas anderes erlaube ihm sein Gewissen nicht, sagte Aguayo vor dem Prozess. Der 35-Jährige kämpft seit knapp drei Jahren um seine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer. Amerikanische Gerichte hatten dies jedoch bisher immer abgelehnt.

Friedensbewegte Demonstrationen

Die Verhandlung in den Würzburger Leighton Barracks begann unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Sie wurde von Protestkundgebungen deutscher und internationaler Gruppen der Friedensbewegung begleitet. Vor dem Haupttor der Kaserne demonstrierten Mitglieder des "Würzburger Friedensbündnisses" für die Freilassung Aguayos. Nach Angaben der Offenbacher Organisation "Connection e.V." ist Aguayo der erste in Deutschland stationierte US-Soldat, der sich öffentlich seiner Verlegung in den Irak widersetzt hat. (ana)