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Gesellschaft

Missbrauch: Pfadfinder nach Klageflut pleite

18. Februar 2020

Seit acht Jahren schon ist bekannt, dass es bei den traditionsreichen Pfadfindern Fälle sexuellen Missbrauchs gab - nicht aber deren Ausmaß. Hunderte Klagen haben die Boy Scouts of America in extreme Finanznöte gebracht.

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Eine Pfandfinder-Statue am Eingang der Zentrale der Boy Scouts of America im texanischen Irving (Foto: Reuters/T. Sharp)
Eine Pfandfinder-Statue am Eingang der Zentrale der Boy Scouts of America in Irving (Texas)Bild: Reuters/T. Sharp

Die Pfadfinder in den USA haben nach einer Serie von Missbrauchsskandalen Insolvenz angemeldet. Ziel sei es, alle Missbrauchsopfer zu entschädigen und die Mission des Verbands auch in Zukunft fortzuführen, teilten die Boy Scouts of America (BSA) mit. Alle Programme und Aktivitäten der Pfadfinder sollten wären des Insolvenzverfahrens "und für viele weitere Jahre" fortgeführt werden, hieß es.

Mehr als 12.000 Opfer

Laut der Mitteilung handelt es sich um ein Verfahren nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts, das auf die Sanierung eines Unternehmens abzielt. Auf diese Weise will die Organisation nach eigenen Angaben sicherstellen, dass ein Entschädigungsfonds für die Opfer aufgelegt werden kann und nicht das ganze Geld der Organisation für Prozesskosten verwendet werden muss. Statt vor zahlreichen verschiedenen Gerichten sollen die Fälle vor ein einziges Gericht kommen und so ein möglicher Vergleich erleichtert werden.

Ein US Pfadfinder mit dem BSA-Wappen auf dem Halstuch (Foto: Getty Images/G. Frey)
Der US-Pfadfinderverband hat nach eigenen Angaben rund 2,2 Millionen MitgliederBild: Getty Images/G. Frey

Die Enthüllungen über sexuellen Missbrauch bei den Boy Scouts of America kamen 2012 durch ein Gerichtsverfahren ans Licht. Medienberichten zufolge gibt es hunderte Missbrauchsklagen gegen die Boy Scouts und Tausende Opfer von sexuellem Missbrauch. Insgesamt sollen sich mehr als 7800 Pfadfinderführer in einem Zeitraum von 72 Jahren (1944 bis 2016) an mehr als 12.000 Kindern und Jugendlichen vergangen haben. 

"Wir sind empört..."

Wie der Sender CNN berichtete, übersteigen die Verbindlichkeiten des Verbandes, dessen Mitgliederzahl schrumpft, die Vermögenswerte um ein Vielfaches. "Die BSA sorgt sich sehr um alle Opfer von Missbrauch und entschuldigt sich aufrichtig bei allen, die während ihrer Zeit in der Pfadfinderei Schaden genommen haben. Wir sind empört, dass es Zeiten gab, in denen Einzelne unserer Angebote ausnutzten, um unschuldige Kinder zu verletzen", sagte BSA-Präsident Roger Mosby laut der Mitteilung. Ortsverbände seien von dem Insolvenzverfahren nicht betroffen, weil sie von der nationalen Organisation rechtlich getrennt und finanziell unabhängig seien, teilte die BSA weiter mit. Der 1910 gegründete US-Pfadfinderverband hat nach eigenen Angaben rund 2,2 Millionen Mitglieder im Alter zwischen fünf und 21 Jahren.

sti/AR (afp, ap, dpa, rtr)