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Politik

US-Armee: Russische Jets nach Libyen verlegt

26. Mai 2020

Libyen wirkt wie ein Magnet: Der Bürgerkrieg zieht immer mehr internationale Akteure an. Nach US-Angaben hat Russland dort Kampfjets stationiert, die russische Söldner und den Rebellengeneral Haftar unterstützen sollen.

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Libyen Russiche Kampfjets
Luftaufnahme und Lageplan des US-Militärs Bild: DVIDS

Die Kampfflugzeuge der Luftwaffe hätten auf dem Weg von Russland nach Libyen einen Zwischenstopp in Syrien eingelegt, teilte das in Stuttgart ansässige US-Militärkommando für Afrika (Africom) mit. In Syrien seien die Maschinen "überstrichen wurden, um ihre russische Herkunft zu verschleiern". Die Kampfflugzeuge dürften den Söldnern der sogenannten Gruppe Wagner zur "engen Unterstützung aus der Luft" sowie mit "Offensivangriffen" dienen.

"Russland versucht eindeutig, zu seinen Gunsten den Ausschlag in Libyen zu geben", erklärte Africom-Kommandeur Stephen Townsend. Russland habe "schon zu lange das volle Ausmaß seiner Beteiligung im anhaltenden Libyen-Konflikt bestritten". Jetzt aber gebe es "kein Leugnen mehr". Das Afrika-Kommando veröffentlichte Bilder der libyschen Luftwaffenbasis Al-Dschufra vom 19. Mai. Darauf seien mehrere MiG-29-Kampfjets zu sehen. Weder die sogenannte Libysche Nationalarmee (LNA) von General Haftar noch private Militärfirmen könnten solche Flugzeuge bewaffnen, bedienen und unterhalten, hieß es in der Mitteilung des US-Militärs.

Libyen Russiche Kampfjets
Auch diese Luftaufnahme gab das US-Militär frei Bild: DVIDS

Das US-Kommando warf Moskau vor, die Wagner-Gruppe in Libyen einzusetzen, um "seine eigene direkte Rolle zu verschleiern" und Russland die Möglichkeit zu geben, "sein boshaftes Handeln plausibel zurückzuweisen". Das russische Vorgehen habe den Libyen-Konflikt verlängert und mehr Todesfälle und menschliches Leid auf beiden Seiten verursacht. Russland sei nicht daran interessiert, was am besten für das libysche Volk sei, sondern wolle nur eigene strategische Ziele erreichen. "Russlands destabilisierendes Vorgehen in Libyen wird die regionale Instabilität verschärfen, welche die Flüchtlingskrise für Europa angetrieben hat", warnten die US-Streitkräfte.

Moskau dementiert

Russland wies die US-Darstellung umgehend zurück. "Das sind Falschnachrichten", sagte der Vize-Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, Andrej Krassow, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. "Das ist eine weitere dieser amerikanischen Gruselgeschichten." Außenminister Sergej Lawrow forderte erneut ein Ende aller Kampfhandlungen. Die Konfliktparteien in dem Bürgerkriegsland sollten zum Dialog zurückkehren, teilte sein Ministerium nach einem Gespräch Lawrows mit dem libyschen Parlamentspräsidenten Aquila Saleh mit.

Fernsehansprache: Chalifa Haftar
Chalifa Haftar wird von Russland, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt Bild: Reuters TV

Bereits seit einigen Tagen gibt es Berichte über russische Kampfjets in Libyen. Nach mehreren schweren Rückschlägen im Kampf um die Hauptstadt Tripolis hatten Haftars Truppen neue Luftangriffe angekündigt. Seit mehr als einem Jahr versucht Haftar, mit seinen LNA-Einheiten Tripolis einzunehmen. Dort hat die international anerkannte Regierung ihren Sitz. Sie wird allerdings vom Parlament nicht anerkannt, das inzwischen seinen Sitz in den Osten Libyens verlegt hat und Haftar unterstützt. In den Konflikt sind neben Russland auch andere ausländische Staaten verwickelt: Die Einheitsregierung wird von Katar und der Türkei unterstützt, die Haftar-Truppen neben Russland von den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Ein Untersuchungsbericht von UN-Experten hatte Anfang des Monats den Einsatz von Söldnern der Gruppe Wagner bei den Kämpfen in Libyen bestätigt. Moskau weist jede Verantwortung für den Einsatz der Söldner zurück, doch wird der Gruppe eine Nähe zu Präsident Wladimir Putin nachgesagt. Putin hat immer wieder betont, dass Söldner aller möglichen Staaten in Libyen im Einsatz seien. Sollten darunter Russen kämpfen, seien sie nicht im staatlichen Auftrag im Einsatz.

kle/se (afp, dpa)