1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

US-Kunstsammler Neuberger gestorben

26. Dezember 2010

Der US-amerikanische Finanzmagnat und Aktienhändler Roy Neuberger ist in New York im greisen Alter von 107 Jahren gestorben. Er galt als einer der bedeutensten Sammler moderner Kunst in den USA.

https://p.dw.com/p/zpqV
Roy Neuberger im Januar 2003 in seiner Wohnung in New York (Archivbild: AP)
Neuberger besaß eine der größten Sammlungen zeitgenössischer KunstBild: AP

Bereits in den 1930er Jahren begann Roy Neuberger, seine Kunstsammlung aufzubauen. Er konzentrierte sich auf Werke zeitgenössischer Künstler, darunter auch Jackson Pollock, Georgia O'Keeffe und Edward Hopper. Neuberger sah seine rund 600 Werke fassende Kunstsammlung nicht als Geldanlage an, sondern kaufte nach eigenem Bekunden aus privatem Interesse.

Wie sein Enkel Matthew London der Zeitung "New York Times" am Samstag (25.12.2010) sagte, starb Roy Neuberger bereits am Freitag in einem Hotel in Manhattan. Der amerikanische Finanzmagnat, Aktienhändler und Kunstsammler erreichte das hohe Alter von 107 Jahren.

Kunstsammlung an Museum verschenkt

Seine Sammlung ist in insgesamt 70 Einrichtungen in 24 US-Bundesstaaten ausgestellt. Den größten Teil seiner Sammlung schenkte er dem nach ihm benannten Neuberger Museum of Art an der Universität des Staates New York in der Ortschaft Purchase, nordöstlich von New York. Neuberger hatte auch andere Sammler aufgefordert, zeitgenössische Kunst zu erwerben und der Öffentlichkeit Zugang zu ihr einzuräumen.

Roy Neuberger wurde 1903 als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie in Connecticut geboren. Die Familie zog bald darauf nach New York um. Im Alter von zwölf Jahren wurde Roy Neuberger zum Waisenkind. Sein Erbe ermöglichte ihm aber ein komfortables Leben. Er immatrikulierte sich an der New Yorker University, brach sein Studium jedoch nach einem Jahr ab und reiste erst einmal nach Europa. In Manhattan arbeitete er als Stoffeinkäufer im Warenhaus B. Altman & Co. Dort entwickelte er schon bald ein Gefühl für Gemälde und Skulpturen, aber auch ein Gespür für den Handel, was ihm später in der Finanzbranche zugute kam.

Pionier bei Investmentfonds

Auf dem Höhepunkt der Spekulationsblase ging Neuberger im Frühjahr 1929 an die Wall Street, um Werke zeitgenössischer Künstler zu kaufen. Mitte desselben Jahres investierte er sein Geld auch in Leerverkäufe von Aktien der Radio Corporation of America. Mit dieser Anlage konnte er beim großen Crash im Herbst 1929 seine Verluste bei anderen Aktien ausgleichen und seinen Wohlstand in den folgenden Jahren noch steigern.

Nach den Erfahrungen mit seinem eigenen Vermögen gründete er im Jahr 1939 gemeinsam mit Robert Berman die Investmentbank Neuberger Berman. Die beiden Bankiers galten als Pioniere auf dem Gebiet der Investmentfonds. Später wurde die Bank von Lehman Brothers gekauft und nach der Pleite der Muttergesellschaft im Jahr 2008 wieder unabhängig. Heute ist Neuberger Berman mehrheitlich im Besitz der eigenen Angestellten.

Autorin: Ursula Kissel (rtr, dapd)
Redaktion: Stephan Stickelmann