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Die US-Geheimdienste rechnen mit Anschlag

3. Februar 2010

"Sehr hoch" sei die Gefahr eines Terroranschlags innerhalb der nächsten sechs Monate: In einer Anhörung vor dem Senat schlugen die Spitzen der US-Geheimdienste alarmistische Töne an.

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CIA-Direktor Leon Panetta vor dem Senat in Washington (Foto: pa/dpa)
CIA-Direktor Leon Panetta bei der Anhörung vor dem US-SenatBild: picture alliance/dpa

US-Geheimdienstkoordinator Dennis Blair bezeichnete es als "gewiss", dass das Terrornetz El Kaida oder eine mit ihm verbundene Gruppe innerhalb der nächsten sechs Monate eine Attacke gegen amerikanische Ziele zumindest probieren werde. "Sie werden es versuchen", sagte Blair während einer Anhörung vor dem Geheimdienstausschuss des Senats am Dienstag (02.03.2010) in Washington.

Regionale Ableger von El-Kaida

Solange El Kaida-Chef Osama bin Laden und die Nummer Zwei des Terrornetzwerks, Aiman el Sawahiri, nicht "gefasst oder tot" seien, werde El Kaida an dem Versuch eines Angriffs in den USA festhalten. El Kaida plane weiterhin, mit einer "großangelegten" Aktion viele Menschen, die US-Wirtschaft "oder beides" zu treffen, so Blair. Die Einschätzungen des Geheimdienst-Koordinators wurden von den Spitzen des Geheimdienstes CIA und der Bundespolizei FBI, Leon Panetta und Robert Mueller, bestätigt.

US-Geheimdienst-Koordinator Dennis Blair am Dienstag vor dem Geheimdienstausschuss des Senats in Washington (Foto: pa/dpa)
Muss nach dem knapp vereitelten Anschlag von Detroit den Ruf seiner Branche aufpolieren: US-Geheimdienst-Koordinator Dennis Blair am Dienstag vor dem Geheimdienstausschuss des SenatsBild: AP

Die größte Bedrohung sei nicht so sehr, dass ein Anschlag wie am 11. September 2001 bevorstehe, sagte Panetta. "Es ist viel mehr, dass El Kaida seine Methoden so verändert und den Gegebenheiten angepasst hat, dass man ihnen oft nur schwer auf die Spur kommt." Blair und Panetta unterstrichen zudem die wachsende Bedeutung regionaler El Kaida-Ableger. "Sie suchen sich andere Rückzugsgebiete und Knotenpunkte wie den Jemen, Somalia und den Maghreb", sagte der CIA-Chef.

Beinahe-Anschlag in Detroit blamierte Nachrichtendienste

Zugleich ist sich Panetta sicher, dass El Kaida Mitglieder in die USA eingeschleust habe. Bei einem etwaigen Anschlag sei es möglich, dass jemand eingesetzt würde, dessen Verbindungen zu Extremisten nicht bekannt seien. Dies sei auch bei dem versuchten Anschlag auf ein US-Flugzeug am ersten Weihnachtstag der Fall gewesen. Der offenbar von El Kaida im Jemen ausgebildete junge Nigerianer hatte versucht, die Maschine vor der Landung in Detroit in die Luft zu sprengen. Geheimdienst-Koordinator Blair gab sich zuversichtlich, dass ein Extremist nach jetzigem Stand früher entlarvt werden würde.

Nigerianer Abdulmutallab als sprudelnde Quelle?

(Foto: AP)
Der gescheiterte Attentäter Abdulmutallab wartet in den USA auf seinen ProzessBild: AP

Der gescheiterte Flugzeugattentäter, Umar Farouk Abdulmutallab, versorgt unterdessen US-Medienberichten zufolge die Ermittler mit zahlreichen und nützlichen Geheimdienstinformationen. Abdulmutallab liefere "brauchbare" Erkenntnisse über sein Terror-Training und seine Kontakte, zitierte die "Washington Post" am Mittwoch US-Regierungsbeamte. Mitglieder seiner Familie seien vor zwei Wochen aus Nigeria eingeflogen worden, um ihn zum Reden zu bewegen, hieß es weiter.

Der Beinahe-Anschlag von Detroit hatte in den USA massive Kritik an den Nachrichtendiensten laut werden lassen. Auch US-Präsident Barack Obama hatte in ungewöhnlich deutlicher Form die Effizienz des Geheimdienst-Apparats in Frage gestellt und ein Versagen der Dienste offen eingeräumt.

Autor: Sven Töniges (dpa, afp)

Redaktion: Rebekka Drobbe