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Kritik am neuen Davis Cup

25. November 2019

Die erste Auflage des "neuen" Davis Cups ist gespielt, der teils hochklassige Sport lässt die Kritiker aber nicht verstummen. Zeitpunkt, geringes Zuschauerinteresse und der Modus sorgen weiterhin für Diskussionen.

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Tennis Davis Cup Spanien - Kanada
Bild: picture-alliance/Gtresonline

Rafael Nadal ließ sich auf den Rücken fallen, und es waren auch ein paar Tränen in seinem Gesicht zu erkennen. Der 33-Jährige hatte es geschafft - gemeinsam mit dem spanischen Team gewann er am Sonntagabend den Davis Cup in Madrid. Damit schrieb Nadal nicht nur weiter an seiner persönlichen Erfolgsgeschichte, er gewann mit seinem Team auch als erste Mannschaft den "neuen" Davis Cup, der in dieser Form erstmals ausgetragen wurde.

Das Finale gegen Kanada hatte dann auch diese besondere, elektrisierende Atmosphäre, wie sie die Fans an dem seit 119 Jahren jährlich ausgetragenen und damit ältesten Mannschaftswettbewerb im Tennis so lieben. Die 12.000 Zuschauer in der Halle von Madrid, hauptsächlich Spanier, sangen, schrien, fieberten mit ihren Landsleuten auf dem Court mit und verwandelten das Tennisstadion in eine laute und nicht einnehmbare Festung für die Gegenspieler.

Die Stimmung ließ zu wünschen übrig

Betrachtet man allein das Endspiel, so gibt es kaum Grund zur Kritik. Allerdings hat der auf eine Woche gestraffte (nur noch zwei Einzel und ein Doppel, statt vier Einzel und ein Doppel pro Begegnung) und deutlich schlanker (nur noch zwei statt drei Gewinnsätze) daherkommende Wettbewerb nur noch den Namen mit seinem Vorgänger gemein. Bisher wurde der Davis Cup über eine ganze Saison ausgespielt. Diesmal gab es im Frühjahr eine Qualifikationsrunde und dann das Endrunden-Turnier mit 18 Teams in Madrid. "Ich habe bereits einige Davis-Cup-Begegnungen gespielt. Dies hier ist eine völlig andere Veranstaltung", sagte der deutsche Tennisprofi Philipp Kohlschreiber während der Abschluss-Pressekonferenz der deutschen Mannschaft, die mit 0:2 im Viertelfinale gegen Großbritannien ausschied.

Gerade die Stimmung auf den beiden Nebenplätzen ließ vor allem an den Anfangstagen sehr zu wünschen übrig, auch weil (zu) viele Plätze leer blieben. Wenn die Spanier nicht involviert waren, wirkten die Partien, vor allem wenn sie bis tief in die Nacht gingen, häufig wie Geisterpiele. 

Philipp Kohlschreiber beim Davis Cup
Philipp Kohlschreiber vermisst die "gute, alte" Davis-Cup-AtmosphäreBild: picture-alliance/dpa/B. Armangue

"Wir hatten über die Tage hier lediglich ein paar deutsche Fans dabei, worüber ich mich natürlich sehr freue. Es hat sich allerdings zu keinem Zeitpunkt nach einem Heimspiel angefühlt", bilanzierte Kohlschreiber. "Dieser Vorteil ist vollständig abhanden gekommen. Es war eine andere Atmosphäre und fühlte sich auch auf dem Platz anders an." Weniger zurückhaltend war DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff, der meinte: "Den Davis Cup gibt es nicht mehr." 

Djokovic hat Verbesserungsvorschläge

Das war allerdings auch die Absicht der Investorengruppe Kosmos um Gerard Piqué, Fußballstar beim FC Barcelona, der die Veranstaltung mit seinen finanzstarken Partnern - unter anderem zwei chinesische Kapitalgesellschaften, die japanische E-Commerce-Plattform Rakuten und der amerikanische Oracle-Gründer Larry Ellison - für 25 Jahre und die Summe von rund drei Milliarden Dollar von der Internationalen Tennisorganisation ITF erworben hatte. Mehr Show, mehr Schnelligkeit, kleinere Happen: So, wie es der aktuelle Zeitgeist vorsieht. Das war und ist das neue Konzept, mit dem die Veranstalter Geld verdienen wollen.

Die Frage wird allerdings sein, ob die Stars künftig weiter mitspielen werden. Roger Federer und Alexander Zverev sagten von vorneherein ab, weil ihnen das Konzept nicht behagte. Novak Djokovic nahm zwar teil, hatte aber in Madrid gleich einige Veränderungsvorschläge. Der Serbe wünschte sich, das Teilnehmerfeld von 18 auf 16 Teams zu reduzieren und den Wettbewerb auf einen Zeitpunkt unmittelbar nach den US Open vorzuverlegen. Mit solchen Forderungen war Djokovic nicht alleine: Neben dem neuen Modus wurde von Verbänden und Spielern vor allem der Austragungszeitpunkt kritisiert. Denn viele Profis hatten ihre Saison bereits beendet, und waren für den Davis Cup aus dem Urlaub zurückgekommen.

Terminkollisionen

Davis-Cup-Veranstalter Gerrard Piqué (r.) und Sängerin Shakira (l.)
In der Kritik: Davis-Cup-Veranstalter Piqué (r.)Bild: picture-alliance/NurPhoto/O. Gonzalez

Einen alternativen Termin zu finden, ist aber nicht so einfach. Nach den US Open findet mit dem von Roger Federer initiierten Laver Cup  bereits eine direkte Konkurrenzveranstaltung zum Davis Cup statt. Ein Wettbewerb, der von der ATP (dem Verband der internationalen Profi-Tennisspieler) wohl auch zur Schwächung des neuen Davis Cups eingeführt wurde. Im Januar gibt es darüber hinaus auch noch den neu geschaffenen ATP-Cup, der in Australien vor den Australian Open ausgespielt wird. 

Gerard Piqué, der von vielen Seiten Kritik einstecken musste, zeigte sich derweil zufrieden mit der Premiere: "Es war ein einzigartiges Event. Wir sind sehr glücklich darüber, wie es lief", sagte er: "Wir wollten die Seele des Davis Cups beibehalten, das ist gelungen." Allerdings räumte Piqué auch Fehler ein: "Es war das erste Mal. Wir wussten, dass es Schwierigkeiten geben wird. Wir müssen einige Sache verbessern." 

Bei der ersten Auflage dürften die meisten Sportler noch ein Auge zugedrückt haben, um persönlich und aus erster Hand Eindrücke vom neuen Turnier zu sammeln. Das ist nun geschehen, und die Kritik ist unüberhörbar. Veränderungen sind dringend notwendig, ansonsten hat der neue Davis Cup in seiner jetzigen Form wohl kaum eine langfristige Überlebenschance.