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Unser Gast vom 01.01.2012 Otto Schily, Anwalt, Politiker und Bundesinnenminister a.D.

„Typisch deutsch“ - Moderator Hajo Schumacher spricht mit Otto Schily über Karriere, Kartenspiele und Konflikte.

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Die politische Laufbahn des 79-Jährigen Otto Schily ist so spannend und wechselhaft wie wenige in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Er verteidigte als Anwalt linke Terroristen vor Gericht, war Mitbegründer der Partei die Grünen und Bundesinnenminister für die SPD.

Otto Georg Schily wird am 20. Juli 1932 in Bochum geboren. Sein Vater ist dort Direktor eines Stahlunternehmens. Die Eltern sind Anthroposophen. 1941 lassen die Nationalsozialisten deshalb Bücher im Haus der Familie beschlagnahmen - eine prägende Erfahrung, die sein späteres politisches Denken und Handeln bestimmen. Früh muss er auch schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Seine Eltern sterben beide bei einem Verkehrsunfall, da ist er 23 Jahre alt. Zwei seiner drei Brüder sterben kurz nacheinander bei Klettertouren in den Bergen. In den 60er Jahren studiert Otto Schily Jura und sympathisiert offen mit der linken Studentenbewegung. In jener Zeit bezeichnet er sich selbst als liberalen Kommunisten. Er lässt sich als Anwalt in Berlin nieder und verteidigt schon bald einige der Galionsfiguren des Links-Terrorismus wie Horst Mahler und Gudrun Ensslin. Kurz darauf zieht es ihn in die aktive Politik. 1980 wird er Mitbegründer der Partei „Die Grünen“. Doch als Anhänger des realpolitischen Flügels um den späteren Außenminister Joschka Fischer entfremdet er sich zunehmend von der Partei, die damals noch vom starken Fundamentalistischen Flügel dominiert wird. Er tritt über zu den Sozialdemokraten und erwirbt schnell den Ruf als rhetorisch gefürchteter Tribun in diversen Untersuchungsausschüssen. Den Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn erreicht er schließlich 1998. Im Rentenreifen Alter von 66 Jahren wird er Innenminister der ersten rot-grünen Koalition auf Bundesebene. Mit seiner Amtszeit verbunden sind sowohl seine Bemühungen um ein liberales Zuwanderungsrecht, aber auch verschärfte Sicherheitsmaßnahmen, in Folge der Anschläge des 11.September 2001. Seine Antiterrorpakete und die harte Linie bei Abschiebungen bringen ihm den Ruf als „Roter Sheriff“ ein. Er rechtfertigt dies als konsequentes Eintreten für den Schutz der Demokratie und des Rechtsstaates. Seit dem vorzeitigen Ende der Koalition 2005 bleibt Schily zunächst einfacher Abgeordneter des Bundestages. 2009 folgt der vollständige Rückzug aus der Politik. Seither hat er mehr Zeit für sein Landgut in der Toskana und seine Hobbys wie das Klavier, Schach und Skat spielen. Otto Schily ist in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

(Wiederholung vom 23.01.2011)