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Politik

Reiche Länder, arme Kinder

15. Juni 2017

Jedes fünfte Kind in Industriestaaten lebt laut UN-Angaben in relativer Armut. Bei jedem achten Kind ist nicht einmal die Ernährung sichergestellt. Die Unterschiede, etwa zwischen den USA und Deutschland, sind groß.

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Schatten - Mann mit Kindern
Bild: Picture alliance/dpa/P. Kneffel

Kindern in Deutschland geht es einer Unicef-Studie zufolge in vielen Lebensbereichen besser als ihren Altersgenossen in anderen Industrieländern. In einer neuen Studie der UN-Organisation zum Wohlergehen von Kindern belegt Deutschland den zweiten Platz unter 41 untersuchten Ländern mit hohen und mittleren Einkommen. Auf Platz eins liegt Norwegen, auf den Plätzen drei bis sechs folgen die skandinavischen Länder Dänemark, Schweden, Finnland und Island. Die USA hingegen liegen weit abgeschlagen auf Platz 37.

Für ihre Studie hatten die Unicef-Experten die Lage der Kinder anhand der neun von den Vereinten Nationen formulierten Kriterien für nachhaltige Entwicklung untersucht - unter anderem ging es um Armut, Ungleichheit, Gesundheit, Bildung und Sicherheit.

Im Schnitt aller 41 untersuchten Länder lebten 21 Prozent der Kinder unterhalb der Armutsschwelle. Die Ergebnisse wichen je nach Land stark voneinander ab, heißt es. So sei etwa in Dänemark, Island und Norwegen jedes zehnte Kind betroffen, in Israel und Rumänien etwa jedes dritte.

In Deutschland lebten 15 Prozent der Kinder unterhalb der Armutsschwelle, in den USA mehr als 29 Prozent. Die vergleichsweise geringe Armutsrate unter Kindern in Skandinavien führen die Studienautoren vor allem auf soziale Transferleistungen zurück.

Jedes achte Kind lebt im Schnitt aller untersuchten Länder in einem Haushalt, in dem die Nahrungsversorgung nicht immer sichergestellt ist. In den USA und Großbritannien ist es jedes fünfte Kind, in Deutschland nur jedes zwanzigste.

Auch mit Blick auf das Bildungsniveau zeigt Unicef Mängel an. So verfüge auch in Ländern mit erfolgreichen Bildungssystemen wie etwa Finnland oder Japan rund ein Fünftel der 15-Jährigen nicht über Mindestkenntnisse im Lesen und Rechnen.

Besorgniserregend seien gesundheitliche Entwicklungen. So sei die Zahl der fettleibigen 11- bis 15-Jährigen in der Mehrheit der Länder gestiegen; ebenso die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die eigenen Angaben zufolge mindestens zweimal pro Woche unter psychischen Problemen litten.

Die von Unicef für die Studie untersuchten Länder sind Mitglieder der EU und/oder der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD). Schlusslichter auf den Plätzen 38 bis 41 sind Mexiko, Rumänien, Bulgarien und Chile.

Der Bericht sei ein "Weckruf" und mache deutlich, dass auch in reichen Ländern nicht alle Kinder automatisch von hohen Einkommen und wirtschaftlichem Fortschritt profitierten, sagte die Direktorin des Unicef-Forschungszentrums Innocenti, Sarah Cook. Sie forderte die Regierungen zu Maßnahmen auf, um die Ungleichheit beim Wohlergehen von Kindern zu beseitigen.

stu/haz (afp, kna)