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Ungeliebte Bauern

(arn/sam)8. August 2002

Das Ultimatum ist beinahe abgelaufen: Die fast 3000 weißen Farmer in Simbabwe müssen ihre Güter bis Mitternacht verlassen. So will es ein Gesetz, das von Präsident Robert Mugabe durchgesetzt wurde. Nun droht der Hunger.

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Brachliegende Farm in SimbabweBild: Pavel Los

Simbabwe galt vor wenigen Jahren noch als "Kornkammer Afrikas". Doch seit zwei Jahren schrumpft die Landwirtschaft kontinuierlich: Durch die so genannten "Landreformen" der Regierung Mugabe wurden weiße Farmer nach und nach enteignet.

Straftat Lebensmittel-Produktion

80 Prozent der Großfarmen liegen inzwischen brach, darin eingerechnet das Land der 2900 Farmer, die seit Ende Juni diesen Jahres ihre Felder nicht mehr bestellen und das Vieh nicht mehr füttern dürfen. Jenni Williams, Sprecherin des Farmer-Verbandes CFU, nannte es eine paradoxe Situation: "Jetzt kann ein Farmer verhaftet werden, weil er die Nation mit Nahrung versorgt." Ihm drohen Geldstrafen oder bis zu zwei Jahre Gefängnis.

Kalkulierter Hunger?

Ein Großteil der Maisernte - Mais ist eines der Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung - wird wohl nicht mehr eingebracht werden. Auch das Wintergetreide droht auf den Feldern zu verrotten. Lebensmittel sind knapp geworden in Simbabwe und können von der verarmten Bevölkerung kaum noch bezahlt werden. Zwischen sechs und sieben Millionen Menschen sind inzwischen akut von Hunger bedroht. Sie sind auf Versorgungsprogramme internationaler Hilfsorganisationen angewiesen. Trotz der verhängten Wirtschaftssanktionen hat auch die EU die Nahrungsmittelhilfe für Simbabwe ausgeweitet.

Enteignung und Umverteilung

Das Gesetz ist aus Sicht der weißen Simbabwer der letzte Schlag der Regierung im Kampf um die Umverteilung von Grund und Boden. Mugabe rechtfertigte dies als Maßnahme zur Wiedergutmachung, da die Weißen den Schwarzen das Land geraubt hätten. Bislang gehörten 30 Prozent des Farmlandes der weißen Minderheit, die lediglich ein Prozent der Gesamtbevölkerung Simbabwes ausmachen.

Weitreichende Auswirkungen

Die gesamte Wirtschaft des Landes ist in Mitleidenschaft gezogen. Drei Viertel aller Simbabwer sind arbeitslos, darunter mehr als 300.000 ehemalige Farmarbeiter. Doch anstatt ihnen das Land der enteigneten Großfarmer zu geben, werden die Flächen Parteifunktionären oder Generälen zugeschanzt. Diese wiederum verstehen im Normalfall wenig von Landwirtschaft. Ihr Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung wird sich demzufolge in Grenzen halten.

Ein Hoffnungsfunken besteht noch für die Farmer und die notleidende Bevölkerung. Am Mittwoch fällte ein Gericht in Harare ein Urteil, wonach die meisten Beschlagnahme-Androhungen der Regierung ungültig sind, wie Anwälte erklärten. Richter Charles Hungwe entschied im Fall des Farmers Andrew Cockett, dass bei mit Hypotheken belasteten Höfen erst die Kreditgeber zu benachrichtigen seien. Nach Angaben des Bauernverbandes sind rund 99 Prozent der Höfe in Simbabwe belastet. Sollte das Urteil Bestand haben, könnte der Regierungsbeschluss vorerst wirkungslos bleiben.