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UN werfen IS Völkermord vor

19. März 2015

Massaker an Jesiden, Mord an Christen und Schiiten, Folter und sexuelle Versklavung: Alles Verbrechen, die dem IS vorgeworfen werden. Die UN fordern, den Internationalen Strafgerichtshof einzuschalten.

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Jesiden auf der Flucht vor dem IS (Archivbild vom August: picture alliance)
Jesiden auf der Flucht im irakischen Sindschargebirge im Sommer 2014Bild: picture-alliance/AA/E. Yorulmaz

Bei den Verbrechen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) handelt es sich nach Recherchen der Vereinten Nationen um Völkermord. Insbesondere die systematischen Angriffe auf die religiöse Minderheit der Jesiden im Irak seien als Genozid einzustufen, heißt es in einem UN-Bericht, der in Genf vorgestellt wurde. Die Terrormiliz habe die Absicht verfolgt, die "Jesiden als Gruppe zu zerstören", schreiben die Autoren des UN-Berichts.

Der Report des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte deckt den Zeitraum Juni 2014 bis Februar 2015 ab und beruht auf der Befragung von mehr als 100 Zeugen und Überlebenden. Demnach wurden Hunderte jesidische Männer von den IS-Milizionären zusammengetrieben und ermordet. Jesidische Jungen im Alter zwischen acht und 15 Jahren seien verschleppt und zur Konvertierung zum Islam gezwungen worden. Danach habe man die Jungen für den Dschihad gedrillt. Mädchen und Frauen seien von den Terroristen vergewaltigt und als Sexsklavinnen verschleppt worden.

Der IS verfolgt Jesiden als Ungläubige und "Teufelsanbeter". Im Sindschar-Gebirge kesselten die Extremisten im vergangenen Sommer mehrere Tausend Jesiden über Wochen ein.

IS-Terror auch gegen Christen und Schiiten

Opfer der IS-Verbrechen wurden laut dem UN-Bericht aber auch andere religiöse und ethnische Minderheiten. Bis Anfang August 2014 seien rund 200.000 Christen und Angehörige anderer Minderheiten im Irak vor den anrückenden Terroreinheiten geflohen. Die marodierenden Milizen hätten Kirchen und andere Gebäude in den eroberten Gebieten zerstört. Zudem berichten die UN-Autoren von schweren Verbrechen der sunnitischen IS-Terroristen an schiitischen Muslimen. Dazu gehört das Massaker an 600 Männern in einem Gefängnis im Juni 2014.

Alle Verbrechen der Dschihadistenmiliz wie Mord, Folter, Vergewaltigung, sexuelle Sklaverei und der Einsatz von Kindersoldaten verstießen gegen die Menschenrechte, heißt es in dem UN-Bericht weiter.

Aber auch die irakischen Regierungstruppen sind in den Blickpunkt der Ermittler geraten. In ihrem Bericht sprechen die UN-Ermittler von Hinweisen auf mögliche Kriegsverbrechen der irakischen Sicherheitskräfte und verbündeter Milizen im Kampf gegen den IS. Zu den Taten zählten Folter, Entführungen, Vertreibungen und willkürliche Hinrichtungen, unter den Opfern seien auch Zivilisten gewesen.

Die UN-Ermittler appellieren an den derzeit in Genf tagenden UN-Menschenrechtsrat, sich beim UN-Sicherheitsrat in New York für die strafrechtliche Verfolgung aller derartigen Verbrechen im Irak einzusetzen. Der UN-Sicherheitsrat müsse damit den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag beauftragen.

qu/stu (dpa, afp, rtre, epd, kna)