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Rätselraten über Nordkoreas Bombentest

6. Januar 2016

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hat nach dem nordkoreanischen Atomwaffentest eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Die USA zweifeln an der Existenz einer H-Bombe.

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Nordkorea TV Berichterstattung Südkorea zu Wasserstoffbombe (Foto: AP Photo/Lee Jin-man)
Südkoreanische TV-Berichterstattung über den H-BombentestBild: picture-alliance/AP Photo/L. Jin-man

Die Mitglieder des Gremiums wollen zusammentreten, um über das weitere Vorgehen zu beraten, sagte eine Sprecherin. "Auch wenn wir derzeit noch nicht bestätigen können, dass ein Test durchgeführt wurde, verurteilen wir jegliche Verletzung der UN-Resolutionen und rufen Nordkorea erneut auf, sich an internationale Vereinbarungen zu halten." Südkorea kündigte ein entschiedenes Vorgehen gegen Provokationen aus Nordkorea an.

Zuvor hatte ein leichtes Erdbeben in der Nähe des nordkoreanischen Atomtestgeländes in Kilju sofort Spekulationen über einen Atomtest des weithin isolierten kommunistischen Landes ausgelöst. Nordkorea hat nach eigenen Angaben einen "erfolgreichen" Wasserstoffbombentest durchgeführt, hieß es in einer Erklärung im staatlichen Fernsehen. Damit gehöre Nordkorea ab sofort zum Kreis der Länder mit fortgeschrittener Kernwaffentechnik, verkündete ein Nachrichtensprecher. Wasserstoffbomben verfügen über eine deutlich größere Sprengkraft als Atombomben. In der von ihm verlesenen Erklärung wird zugleich versichert, dass Nordkorea niemals als erstes Atomwaffen einsetzen wolle. "So lange die USA aber ihre bösartige Anti-Nordkorea-Politik fortsetzen, so lange werden wir nicht aufhören, unser Atomprogramm weiterzuentwickeln."

Kim Jong Un will "Souveränität verteidigen"

Nordkorea Atomtestgelände Punggye-ri (Foto: AP Photo/GeoEye, File)
Satellitenbild des Atomtestgelände in NordkoreaBild: picture-alliance/AP Photo/GeoEye

Der für das Ausland überraschende Test wurde den Angaben aus Pjöngjang zufolge von Staatschef Kim Jong Un persönlich angeordnet. Er erfolgte zwei Tage vor dessen Geburtstag. Kim hatte erst im Dezember erstmals angedeutet, dass sein Land eine Wasserstoffbombe besitze. Nordkorea sei "ein mächtiger Atomstaat, der bereit ist, eine selbstständige Atombombe und eine Wasserstoffbombe zu zünden, um seine Souveränität zu verteidigen", sagte er laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA.

Die USA, Südkorea und Japan reagierten empört. Die japanische Regierung erklärte, Nordkoreas Vorgehen bedrohe auch die Sicherheit Japans und werde eine klare Antwort nach sich ziehen. Offenbar zweifeln die USA aber Nordkoreas Besitz einer H-Bombe an. Die USA prüften die Angaben, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Ned Price, in Washington. "Während wir diese Angaben derzeit nicht bestätigen können, verurteilen wir jedwede Verletzung von Resolutionen des UN-Sicherheitsrats." In China betonte über die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua, der Test laufe dem Ziel einer atomaren Abrüstung entgegen.

Verheerende Explosion - stärker als Hiroshima?

Nordkoreas Atomprogramm beunruhigt die internationale Gemeinschaft seit vielen Jahren. Im Februar 2005 bekennt sich das kommunistische Regime in Pjöngjang erstmals offiziell zum Besitz von Atomwaffen, eineinhalb Jahre später führt das abgeschottete Land seinen ersten unterirdischen Atomtest durch. Die Vereinten Nationen verhängen daraufhin Sanktionen gegen Nordkorea, die nach weiteren Tests in den Folgejahren verschärft werden.

Südkoreas Regierung vergleicht die Sprengkraft der ersten Explosion vom Oktober 2006 mit der von weniger als einer Kilotonne TNT. Das damals ausgelöste Erdbeben der Stärke 4,2 dient dabei als wichtiger Indikator, da auf die Stärke nordkoreanischer Kernwaffen nur über die Heftigkeit der Detonation bei Tests geschlossen werden kann. Im Mai 2009 unternimmt Nordkorea einen zweiten Atomtest, der nach Schätzungen Seouls die Kraft von zwei bis sechs Kilotonnen hat. Der dritte Atomtest folgt im Februar 2013: Südkoreas Verteidigungsministerium spricht von einer Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen.

Japan Hiroshima Früher und Heute Bildergalerie Bild 3 (Foto: Reuters/Shigeo Hayashi/Hiroshima Peace Memorial Museum)
Hiroshima nach dem Atombomben-AbwurfBild: Reuters/Shigeo Hayashi/Hiroshima Peace Memorial Museum

Dagegen errechnet die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe eine Ladungsstärke von 40 Kilotonnen TNT-Äquivalent. Zum Vergleich: Die Atombombe, die 1945 über Hiroshima gezündet wurde, hatte eine Sprengkraft von rund 13 Kilotonnen. Die Sprengkraft einer Wasserstoffbombe ist üblicherweise um ein Vielfaches stärker. So war etwa die im November 1952 gezündete erste US-Wasserstoffbombe mit zehn Megatonnen rund 700-mal so stark wie die Atombombe von Hiroshima. Die Sowjetunion zündete 1961 eine 58-Megatonnen-Wasserstoffbombe.

pab/wl (afp, dpa, rtrd)