1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

UN: Flüchtlingsdrama ist "Massenmord"

19. September 2014

Nach Zeugenaussagen hatten Schleuser vergangene Woche ein Flüchtlingsboot im Mittelmeer absichtlich zum Kentern gebracht. Dabei kamen rund 500 Menschen ums Leben. Die UN spricht von Massenmord und fordert Konsequnzen.

https://p.dw.com/p/1DFwy
UN-Menschenrechtskommissar Seid al-Hussein (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa

Nach einem der folgenschwersten Flüchtlingsdramen der vergangenen Jahre hat UN-Menschenrechtskommissar Seid al-Hussein Gerechtigkeit für die rund 500 im Mittelmeer ertrunkenen Menschen gefordert. Sollten sich die "höchst glaubwürdig erscheinenden" Berichte der Überlebenden bestätigen, handele es sich bei dem Vorfall vor der Küste Maltas um "Massenmord", sagte Al-Hussein in Genf.

Das Flüchtlingsschiff aus dem ägyptischen Damiette hatte rund 500 Personen an Bord, hauptsächlich Syrer, Palästinenser, Ägypter und Sudanesen. Zwischen Griechenland und Malta wurde es Donnerstag vergangener Woche nach Zeugenaussagen vorsätzlich von Schleppern gerammt, weil die Passagiere sich weigerten, in ein anderes Boot umzusteigen. Bei den Tätern handelte es sich laut den Zeugen um Ägypter oder Palästinenser.

Es muss "rigorose Antwort" geben

"Ein Boot mit hunderten wehrlosen Menschen absichtlich zu rammen, ist ein Verbrechen, das nicht ungestraft bleiben darf", sagte der seit Anfang September amtierende Menschenrechtskommissar Al-Hussein. Die Antwort darauf dürfe "nicht weniger rigoros ausfallen, nur weil die Opfer Ausländer sind und das Verbrechen auf hoher See stattfand". Die Zahl der Todesopfer gab Al-Hussein mit 300 bis 500 an. Er forderte die Staatengemeinschaft auf, die Ursachen für die zahlreichen Flüchtlingsbewegungen in der Welt zu bekämpfen. Zu viele Menschen würden sterben auf der Flucht vor "Konflikten, systematischer politischer Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen, einschließlich wirtschaftlichen Mangels".

Europa ist im laufenden Jahr mit mehr Flüchtlingen denn je konfrontiert, die die gefährliche Überquerung des Mittelmeers in oft wenig seetauglichen Schiffen wagen. Viele der Verzweifelten kommen aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Nach UN-Schätzungen sind im Jahr 2014 bereits mehr als 2500 Menschen bei der Fahrt übers Mittelmeer ertrunken oder verschwunden.

cr/rb (dpa, kna)