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UBA: 6000 Todesfälle durch Stickstoffdioxid

8. März 2018

Das Bundesumweltamt sagt in einer neuen Studie: Stickstoffdioxid, das etwa bei Dieselabgasen entsteht, soll eine echte Gefahr für die Gesundheit sein. Auch abseits von viel befahrenen Straßen und belasteten Großstädten.

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Symbobild rauchender Auspuff
Bild: picture-alliance/empics/L. Whyld

Stickstoffdioxid (NO2) kann zum vorzeitigen Tod führen. Daten, die das untermauern sollen, legte das Umweltbundesamtes am Donnerstag in einer Studie vor. Im Jahr 2014 ließen sich statistisch demnach etwa 6000 vorzeitige Todesfälle im Zusammenhang mit Herzkreislauferkrankungen auf eine Belastung durch Stickstoffdioxid zurückführen. 

Insgesamt sinken die berechneten Todesfälle durch eine NO2-Belastung seit einigen Jahren. Für den Verkehrsexperten des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) Daniel Rieger ist das allerdings kein Grund zur Beruhigung: "Das sind immer noch signifikant viele vorzeitige Todesfälle. Und die Studie des Bundesumweltamtes zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht". 

Infografik Todesfälle aufgrund von Stickstoffdioxid DEU

Die gasförmige Verbindung Stickstoffdioxid ist ein unerwünschtes Nebenprodukt von Verbrennungsprozessen. Beispielsweise alte Diesel- und Verbrennungsmotoren stoßen große Mengen NO2 aus. Für die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, der Hauptverursacher: "Eine bedeutende Ursache für schädliche Stickoxide in der Atemluft sind eindeutig Diesel-Pkw – auch außerhalb der hochbelasteten Straßen."

Vorerkrankte besonders gefährdet

NO2 kann nicht nur dazu führen, dass ein Mensch sein medizinisch vorausgesagtes Alter nicht erreicht, es beeinflusst auch den Verlauf weiterer Krankheiten. Die Studie des Umweltbundesamtes zeigt: Etwa acht Prozent der bestehenden Diabetes mellitus-Erkrankungen in Deutschland können im Jahr 2014 auf Stickstoffdioxid in der Außenluft zurückgeführt werden.

Dies entspricht etwa 437.000 Krankheitsfällen. Bei Menschen, die an Asthma erkrankt sind, liegt der prozentuale Anteil der Erkrankungen, die auf die Belastung mit NO2 zurückzuführen sind, mit rund 14 Prozent sogar noch höher. Das macht etwa 439.000 Krankheitsfälle.

Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Stickstoffdioxid und Krankheitsfällen auszumachen, ist allerdings nur schwer möglich, da die Rolle von Risikofaktoren wie Rauchen nicht ausgeschlossen werden kann. Aus diesem Grund sind die Forscher der Studie des Umweltbundesamtes vorsichtig vorgegangen. Sie haben nur Krankheiten berücksichtigt, die mit hoher Gewissheit in Zusammenhang mit Stickstoffdioxidbelastungen stehen. 

Und sie haben neben den"vorzeitigen Todesfällen" auch "verlorene Lebensjahre" berechnet. Diese summieren sich nach der Studie auf 49.700. 

Ein Grund dafür: Renomierte Statistiker und Epidemiologen führen leidenschaftlich einen Grundsatzstreit über die Gültigkeit der epidemiologischen Methodik und die Frage, welche Maßgröße für eine qualifizierte Bewertung relevant ist. 

Mehr dazu hier: Statistiker: Vorsicht bei epidemiologischen Studien

und hier: Epidemiologe Greiser: Todesfälle durch Fluglärm sind abschätzbar

Grenzwerte einhalten

Orte mit Spitzenbelastungen wie verkehrsreiche Straßen wurden ebenfalls nicht miteinbezogen und Belastungen unterhalb von 10 Mikrogramm pro Kubimeter nicht berechnet. Der Jahresgrenzwert beträgt 40 µg/m3. Zum Schutz der Vegetation wird ein kritischer Wert von 30 µg/m3 als Jahresmittelwert verwendet. Dieser Grenzwert wird allerdings nur selten eingehalten.

Infografik Top 10 NO2 Städte Deutschland DEU

Daniel Rieger, Verkehrsexperte beim NABU, sieht in der Studie des Umweltbundesamtes gerade in Bezug auf den NO2-Grenzwert einen Vorteil. Denn auch wenn die Forscher Belastungen unter 10 µg/m3 nicht beachten, weisen sie darauf hin, dass es keinen Schwellenwert für Belastungen gebe.

"Das zeigt, dass wir hier eigentlich eine Debatte verschleppen und wir die Grenzwerte sogar noch verschärfen müssten. Da traut sich nur politisch reiner ran", sagt Rieger. Für ihn sei es ohnehin ein gesamteuropäisches Problem, denn Luftverschmutzung habe viele Faktoren. Die Stickstoffdioxid-Belastung sei nur ein Faktor von vielen.