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KriminalitätUkraine

Ukrainische Politikerin vor ihrem Haus erschossen

20. Juli 2024

Die Ex-Abgeordnete hatte nach anti-russischen Äußerungen viele Feinde. Ihre rechtsnationalistische Partei vermutet die Hintermänner der Tat in Russland. Der Innenminister in Kiew schließt einen Auftragsmord nicht aus.

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Ukrainische Linguistin Iryna Farion
Farion hatte ukrainische Philologie an der Universität Lemberg gelehrtBild: Anastasiia Smolienko/Photoshot/picture alliance

Im Westen der Ukraine ist die frühere Parlamentsabgeordnete Iryna Farion durch einen Schuss in den Kopf getötet worden. Die 60-Jährige erlag in Lwiw (Lemberg) im Krankenhaus ihren Verletzungen. Farion hatte die in der Ukraine verbreitete russische Sprache mit radikalen Aussagen bekämpft. Ihre rechtsnationalistische Partei Swoboda vermutet daher die Hintermänner der Tat in Russland.

Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte das Attentat und wies Innenminister Ihor Klymenko und Geheimdienstchef Wassyl Maljuk an, das Verbrechen aufzuklären. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Klymenko erklärte, derzeit prüfe man zwei mögliche Motive: Entweder wurzele der Anschlag in persönlicher Feindschaft, oder er habe mit den sozialen und politischen Aktivitäten des Opfers zu tun. "Wir schließen nicht aus, dass es sich um einen Auftragsmord handelt", schrieb der Minister auf Telegram.

Ärger mit der ukrainischen Justiz

Farion war am Freitagabend vor ihrem Wohnhaus durch einen Schuss in die Schläfe lebensgefährlich verletzt worden. Im Krankenhaus kämpften die Ärzte erfolglos um ihr Leben. Wegen Äußerungen, die sich gegen die russischsprachige Bevölkerung im Land richteten, hatte die Philologie-Professorin auch Ärger mit der ukrainischen Justiz. Nachdem Studenten gegen sie protestiert hatten, verlor sie zeitweilig ihre Stelle an der Universität, wo sie Ukrainisch lehrte.

Ukraine Lviv | Studenten protestieren wegen Entlassung von Linguistin Iryna Farion
Im November hatten Studenten Farions Entlassung durch die Universität verlangtBild: Ukrinform/ABACA/picture alliance

Unter anderem hatte sie scharf kritisiert, dass viele ukrainische Soldaten an der Front weiter ihre Muttersprache Russisch sprechen. Für den Kampf gegen die russische Armee, die die Ukraine mit einem Angriffskrieg überzogen hat, kaufte Farion nach eigener Darstellung selbst Drohnen. Sie stand vielfach in der Kritik, die ukrainische Gesellschaft gespalten zu haben.

Die russische Propaganda nahm die Nachricht vom Tod der Politikerin mit Genugtuung auf. "Iryna Farion, die von der 'vollständigen Beseitigung' der russischsprachigen Bevölkerung träumte, ist beseitigt worden. Gott regelt die Sache dort auch ohne uns", schrieb die Chefredakteurin des staatlichen russischen Fernsehsenders RT, Margarita Simonjan.

jj/sti (dpa, rtr)