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Die meisten Ukraine-Flüchtlinge wohnen privat

4. April 2022

Die Bundesregierung wollte es genau wissen und fragte Betroffene, wie sie untergekommen sind, ob sie da bleiben wollen - und was ihnen in Deutschland am wichtigsten ist.

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Ukraine-Konflikt - Berlin
Die meisten in Deutschland ankommenden Ukraine-Flüchtlinge sind Frauen (Archivbild) Bild: Carsten Koall/dpa/picture alliance

Offiziell sind es schon fast 307.000. So viele Flüchtlinge aus der Ukraine hat die Bundespolizei seit Kriegsbeginn am 24. Februar in Deutschland registriert (Stand: 04.04.2022). Und fast immer, wenn die täglich steigende Zahl genannt wird, folgt dieser Zusatz: Wegen fehlender Grenzkontrollen dürfte die tatsächliche Zahl viel höher liegen. Auch deshalb, weil sich Menschen aus der Ukraine 90 Tage ohne Visa in der Europäischen Union (EU) aufhalten dürfen.

84 Prozent der Geflüchteten sind Frauen

Gut einen Monat nach dem von Wladimir Putin ausgelösten Überfall Russlands auf seinen westlich gelegenen Nachbarn hat sich das Bundesinnenministerium (BMI) einen etwas genaueren Überblick von den Flüchtlingen verschafft. Dazu wurden in der vorletzten März-Woche fast 2000 von ihnen befragt - persönlich oder online über die Websites des Ministeriums, des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und das im März freigeschaltete Portal Germany4Ukraine.

Ukrainer kommen am Berliner Hauptbahnhof an

"Schnelle, verlässliche und umfassende Informationen zu Unterkunft, Registrierung und medizinischer Hilfe sind sehr wichtig für die Geflüchteten", betont Bundesinnenministerin Nancy Faeser den Sinn und Zweck der von ihr initiierten Befragung. Dabei bestätigte sich der Eindruck, den man auf Fotos und in Berichten immer wieder bekommen kann: Die allermeisten Hilfesuchenden, konkret 84 Prozent, sind Frauen, von denen 58 Prozent mit Kindern geflüchtet sind.

Berlin ist und bleibt der Hotspot für Menschen aus der Ukraine

Dass sehr viele in Berlin ankommen und zunächst bleiben, auch dieser Befund deckt sich mit den Erfahrungen des ersten Kriegsmonats: Von den Befragten sind es 14 Prozent und damit deutlich mehr als in anderen deutschen Millionenstädten wie München (fünf Prozent) und Hamburg (drei Prozent). Derweil hofft die deutsche Innenministerin, Geflüchtete davon überzeugen zu können, "auch in andere Städte außerhalb der Ballungsräume weiterzureisen".

Flüchtlinge aus der Ukraine suchen eine neue Heimat

Gut die Hälfte ist dazu zwar nach eigenen Angaben bereit. Gegen eine andere Stadt sprächen aber demnach vor allem soziale Kontakte am gegenwärtigen Aufenthaltsort und bessere Aussichten, Arbeit zu finden. Berlin dürfte deshalb für viele besonders attraktiv sein, denn die ukrainische Community in der deutschen Hauptstadt war mit fast 13.000 schon vor Kriegsbeginn sehr groß. Unabhängig davon rechnet fast ein Drittel der Befragten damit, bald in ihr Heimatland zurückkehren zu können. Ein knappes Fünftel hat noch keine weiteren Pläne.

Germany4Ukraine ab sofort auch als App

Insgesamt entsprechen die Wünsche und Hoffnungen der Ukraine-Flüchtlinge denen von Menschen, die aus anderen Ländern nach Deutschland fliehen: finanzielle Hilfe, medizinische Versorgung, Unterstützung bei Behördengängen. Aber auch eine eigene Wohnung oder feste Unterkunft und psychologische Hilfe sind ihnen wichtig. 

Infografik Wo wohnen Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland? DE

Um sich schnell und unkompliziert über Hilfsangebote in Deutschland informieren zu können, empfiehlt Innenministerin Nancy Faeser das im März freigeschaltete Portal "Germany4Ukraine", das es jetzt auch als kostenlose App für Smartphones gibt. Sämtliche Informationen sind in vier Sprachen abrufbar: Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch.

Bei einem Besuch des in Berlin ansässigen Digitallabors, das die Seiten entwickelt hat, bedankte sich die Sozialdemokratin für die Unterstützung. Die Zusammenarbeit mit Ukrainerinnen und Ukrainern, die an der Gestaltung des Portals mitarbeiten, sei "sehr zielführend und gleichzeitig berührend".

Deutsche Welle Marcel Fürstenau Kommentarbild ohne Mikrofon
Marcel Fürstenau Autor und Reporter für Politik & Zeitgeschichte - Schwerpunkt: Deutschland