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Ukraine dementiert Einsatz ballistischer Raketen

Roman Goncharenko / mgr2. August 2014

Die NATO hat Medienberichte über den Einsatz von ballistischen Raketen durch die ukrainische Armee gegen prorussische Separatisten zunächst bestätigt - dann wieder dementiert. Auch die Regierung in Kiew bestreitet das.

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Nato-Hauptquartier in Brüssel
Bild: John Thys/AFP/Getty Images

Gegenüber der DW bestätigte die NATO zunächst Informationen des US-Nachrichtensenders CNN, wonach die ukrainische Armee ballistische Kurzstreckenraketen gegen prorussische Separatisten in der Ostukraine eingesetzt hat. "Die Informationen basieren auf Daten der US-Aufklärung", teilte ein NATO-Sprecher im Brüsseler Hauptquartier am Freitag (01.08.2014) auf Anfrage mit. Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt.

Die Regierung in Kiew hatte die CNN-Meldungen unmittelbar dementiert. "Die Streitkräfte der Ukraine benutzen keine ballistischen Raketen" während des "Antiterroreinsatzes" in der Ostukraine, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Andriy Lysenko, am 30.07.2014 gegenüber der Nachrichtenagentur "Interfax-Ukraine". Die Ukraine habe "genügend weniger starke Waffen". Ein anderer Sprecher bestritt gegenüber ukrainischen Medien sogar den Besitz von ballistischen Raketen. Eine DW-Anfrage beim ukrainischen Verteidigungsministerium blieb zunächst unbeantwortet.

Dann, am späten Freitagabend (01.08.2014) dementierte der ukrainische Verteidigungsminister Valeri Heletej im ukrainischen Fernsehen den DW-Bericht über die Bestätigung der NATO. "Die Ukraine hat keine solche Raketen, über die berichtet wird", sagte Heletej. Auch die NATO-Vertretung in Kiew dementierte die Darstellung. Ein NATO-Vertreter sprach am Samstag gegenüber der DW von einem "bedauerlichen Kommunikationsfehler".

Tagelange Spekulationen

Der US-Nachrichtensenders CNN hatte am 29. Juli über den Einsatz von ballistischen Raketen in der Ostukraine berichtet. "Nach unseren Informationen hat die US-Aufklärung über ihre Satelliten beobachtet, wie ukrainische Streitkräfte von ihrem Territorium aus ballistische Boden-Boden-Raketen auf Stellungen der Separatisten abgefeuert haben", hieß es. Der Einsatz sei "innerhalb der letzten 48 Stunden" - also am 28. und am 29. Juli - erfolgt.

Medien in Russland und der Ukraine spekulierten anschließend ausgiebig über den Einsatz dieser Waffen. Dabei könnte es sich um das Raketensystem "Totschka" handeln (NATO-Bezeichnung: SS-21). Solche ballistische Raketen können über 100 Kilometer weit fliegen. Die Sprengkraft ihrer Gefechtsköpfe ist deutlich größer als die der bisher eingesetzten Waffensysteme. Nach Auffassung von Experten könnte das die militärischen Kräfteverhältnisse in der Konfliktregion verändern.

Totschka-Rakete beim Start
Einsatz von "Toschka"-Raketen könnte die Ukraine stärkenBild: AP

Es gibt keine Informationen darüber, wie viele Raketen und wohin sie abgefeuert wurden. Auch ist unklar, ob etwas getroffen wurde. Prorussische Separatisten teilten auf ihrer Webseite "Russkaja Wesna" (Der russische Frühling) mit, sie vermuteten, dass damit der Hügel Saur-Mohyla im Osten des Gebiets Donezk beschossen worden sein könnte. Dieser Hügel war Ende Juli hart umkämpft. Er ist strategisch wichtig, denn von dort aus lässt sich ein großer Teil der russisch-ukrainischen Grenze kontrollieren. Die Separatisten behaupten auch, Teile eines Gefechtskopfs einer ballistischen Rakete im Gebiet Luhansk gefunden zu haben. Eine Bestätigung dieser Informationen aus unabhängigen Quellen liegt nicht vor.

Aktualisierte Fassung eines Beitrag vom 01.08.2014.