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KonflikteUkraine

Ukraine aktuell: Raketenangriffe auf Kiew und Odessa

18. Mai 2023

Russland hat wieder ukrainische Städte beschossen. Auf der Krim entgleist ein mit Getreide beladener Güterzug. Präsident Selenskyj lobt die Unterstützung durch den Europarat-Gipfel. Ein Nachrichtenüberblick.

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Ukraine Krieg | Raketenangriff auf Kiew
Raketenangriff auf KiewBild: REUTERS

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ukraine: Neunter Luftangriff auf Kiew seit Anfang Mai 
  • Güterzug mit Getreide auf der Krim entgleist 
  • G7 wollen Export russischer Diamanten einschränken
  • Patriot-Abwehrsystem laut USA weiter einsatzbereit
  • Tschechien kündigt alte Abkommen mit Russland

 

Die ukrainische Armee hat in der Nacht eigenen Angaben zufolge eine weitere Welle von russischen Luftangriffen auf die Hauptstadt Kiew und andere Regionen abgewehrt. Luftabwehreinheiten hätten 29 der 30 von Russland abgefeuerten Marschflugkörper zerstört und vier Drohnen abgeschossen, erklärte die ukrainische Luftwaffe. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hatten russische Streitkräfte die Marschflugkörper aus verschiedenen Richtungen vom Land, vom Meer und aus der Luft abgefeuert. "Eine Serie von Luftangriffen auf Kiew, von beispielloser Stärke, Intensität und Vielfalt, geht weiter", erklärte Serhij Popko, Chef der Zivil- und Militärverwaltung von Kiew. Es handele sich um den "neunte Luftangriff in Folge auf die Hauptstadt seit Anfang Mai", erklärte die Zivil- und Militärverwaltung.

Erneut Luftangriffe auf ukrainische Städte

In der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer wurde bei einem Angriff auf ein Industriegelände ein Mensch getötet. Zwei weitere Menschen wurden verletzt, wie die Militärverwaltung in der Region mitteilte. Nach Angaben der Armee gab es zudem Angriffe mit Marschflugkörpern in der Region Winnyzja im Landesinneren. Örtliche Medien berichteten über Explosionen in Chmelnyzkyj etwa hundert Kilometer weiter westlich. 

Mit Getreide beladener Güterzug auf der Krim entgleist

Auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim ist ein Güterzug entgleist. Mehrere Waggons kippten um. Die Bahngesellschaft spricht von einem "Eingriff Außenstehender". Der von Russland in der Region eingesetzte oberste Verwaltungsbeamte Sergej Axjonow teilte auf Telegram mit, bei dem entgleisten Zug handele es sich um einen mit Getreide beladenen Güterzug. Niemand sei verletzt worden.

Dem Entgleisen des mit Getreide beladenen Güterzugs ging nach Schilderungen von Augenzeugen eine Explosion voraus
Dem Entgleisen des mit Getreide beladenen Güterzugs ging nach Schilderungen von Augenzeugen eine Explosion voraus Bild: REUTERS

Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen über eine Explosion, die dem Entgleisen vorangegangen sei. Der Vorfall ereignete sich wenige Kilometer südwestlich von Simferopol nahe der Ortschaft Tschistenke. Der Bahnverkehr auf der Strecke wurde stillgelegt. Die Krim gilt als wichtige Versorgungsroute für die russischen Besatzungstruppen in den südukrainischen Gebieten Cherson und Saporischschja. Der Nachschub mit Proviant, Waffen und Munition erfolgt meist per Eisenbahn.

Selenskyj begrüßt Ukraine-Beschlüsse des Europarat-Gipfels 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Entscheidung des Europarats zur breiten Unterstützung der Ukraine ausdrücklich begrüßt. "Der Europarat hat eine wichtige Entscheidung getroffen: Die endgültige Entschließung des Gipfels in Island unterstützt die ukrainische Friedensformel. Es ist wichtig, dass Europa im Interesse eines ehrlichen Friedensplans so geeint ist", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Er danke allen Staats- und Regierungschefs Europas und allen Mitgliedstaaten des Europarats für ihre Haltung. In der isländischen Hauptstadt Reykjavik hatten die 46 Staaten des Europarates zwei Tage lang über Hilfen für die Ukraine beraten.

Deutschland | Wolodymyr Selenskyj erhält den Karlspreis
Der ukrainische Präsident Wolodymyr SelenskyjBild: Federico Gambarini/AFP/Getty Images

Selenskyjs Friedensformel beinhaltet unter anderem die Forderung nach einem vollständigen Abzug aller russischen Truppen aus den besetzten Gebieten der Ukraine, darunter auch der Halbinsel Krim. Daneben sieht die Friedensformel auch Reparationsforderungen an Russland sowie Pläne für ein internationales Tribunal für die für den Krieg verantwortlichen Politiker und Militärs in Moskau vor.

Register soll Zerstörungen dokumentieren

Zum Abschluss ihres Gipfeltreffens in Reykjavik hatten sich die 46 Staaten des Europarats klar an die Seite der Ukraine im Kampf gegen Russland gestellt. Sie verabschiedeten nach zweitägigen Beratungen ein Register für Kriegsschäden in der Ukraine, forderten die Rückkehr aller nach Russland deportierten Kinder und machten sich für ein Sondertribunal stark. Mit dem Schadensregister sollen die Zerstörungen in dem von Russland angegriffenen Land dokumentiert werden, um Russland dafür zur Rechenschaft ziehen zu können.

Das Register gilt als erster Schritt auf dem Weg zu möglichen Entschädigungszahlungen an die Ukraine. Es war erst das vierte Gipfeltreffen der Staatengruppe in ihrer mehr als 70-jährigen Geschichte. Mehr als 30 Staats- und Regierungschefs nahmen teil.

G7-Staaten wollen Export russischer Diamanten einschränken

Die Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen will den milliardenschweren Export von Rohdiamanten aus Russland einschränken. Eine entsprechende Erklärung soll beim G7-Gipfel im japanischen Hiroshima beschlossen werden soll, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur sagten. Die Maßnahme ist eine weitere Reaktion der G7 auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ziel ist es, die Einnahmen des Landes zu verringern und damit dessen Fähigkeiten zur Kriegsführung einzuschränken. Der Diamantenhandel ist für Russland ein wichtiger Wirtschaftszweig und eine nennenswerte Einkommensquelle. 

Beschädigt, aber einsatzbereit

Das US-Verteidigungsministerium hat Schäden an einem an die Ukraine gelieferten Flugabwehrsystem vom Typ Patriot nach russischem Beschuss eingeräumt. Das hochmoderne Flugabwehrsystem bleibe jedoch "einsatzbereit", erklärte ein Pentagon-Vertreter gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Der durch ein nicht näher benanntes Geschoss verursachte Schaden werde derzeit untersucht.

Abschuss-Manöver Patriot-Raketenabwehr
Das Patriot-Raketenabwehrsystem ist mobil, es kann auch auf LKWs transportiert werdenBild: JACK GUEZ/AFP/Getty Images

Zuvor hatte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Juri Ignat, gesagt, alles sei "in Ordnung" und das Patriot-System in Betrieb - ohne jedoch Angaben zu möglichen Schäden zu machen. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, seine Streitkräfte hätten das Flugabwehrsystem mit einer Hyperschallrakete vom Typ Kinschal getroffen.

Kiew gab an, die ukrainische Luftabwehr habe sechs russische Hyperschallraketen abgefangen, dies wurde von Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu dementiert. Kiew zufolge war es der ukrainischen Luftabwehr bereits Anfang Mai erstmals gelungen, eine Kinschal-Rakete mit einem Patriot-System abzufangen. Die ukrainische Regierung hatte dies als "historisch" bezeichnet. Im April hatte die Ukraine von ihren westlichen Verbündeten die erste Lieferung der in den USA produzierten Patriot-Systeme erhalten.

Russland Verteidigungsminister Sergej Schoigu verkündet Umbau der Armee
Russlands Verteidigungsminister Sergej SchoiguBild: Russian Defence Ministry/AP/picture alliance

Das bodengestützte Luftabwehrsystem ist mobil, die Abschussrampen können auf Lastwagen montiert werden. Das Waffensystem dient der Bekämpfung von größeren Zielen in der Luft wie Flugzeugen, Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Die ukrainische Luftabwehr spielt eine Schlüsselrolle bei der Verteidigung gegen russische Luftangriffe. Zu Beginn der großangelegten Invasion des Landes hatte Kiew hauptsächlich über Kampfjets und SAM-Luftabwehrsysteme aus sowjetischer Zeit verfügt. In den vergangenen Monaten erhielt das ukrainische Militär aber von seinen westlichen Verbündeten neben den Patriots auch hochmoderne Abwehrsysteme vom Typ Nasams von den USA und Iris-T von Deutschland.

Prag kündigt alte Abkommen mit Moskau

Tschechien hat seit Jahrzehnten bestehende Abkommen mit Russland aufgekündigt, die Moskau bisher die kostenlose Nutzung dutzender Grundstücke und Immobilien ermöglicht hatte. Prag habe die "Abkommen aus der Zeit des Kommunismus" gekündigt, erklärte Außenminister Jan Lipavsky im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die kostenlose Nutzung solle durch Mietverträge ersetzt werden, um eine "ungerechtfertigte Bereicherung zu verhindern".

Tschechien gehört zu den entschlossensten Unterstützern der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg. Prag hat Kiew militärische und finanzielle Hilfe zukommen lassen und fast 500.000 ukrainische Flüchtlinge im Land aufgenommen. se/dja 

sti/hf/haz/bru/qu/pg (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.