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Politik

Aktuell: Ukrainische Armee rückt im Osten und Süden vor

3. Oktober 2022

Wieder Erfolge für das ukrainische Militär: Wie auch von russischer Seite bestätigt wird, konnten die Truppen Kiews rund um die Stadt Lyssytschansk und die Region Cherson Gebiete zurückerobern. Der Überblick.

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Ukraine-Krieg | Kämpfe in der Region Cherson
Ein ukrainischer Soldat an einem Schützengraben in der Region ChersonBild: GENYA SAVILOV/AFP/Getty Images

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Neue Geländegewinne für das ukrainische Militär
  • Duma stimmt Annexion zu
  • Chef von AKW Saporischschja wieder frei
  • USA: Unterstützung für Ukraine "so lange wie nötig"
  • Deutschland beteiligt sich an Finanzierung von 16 Haubitzen

 

Im Zuge ihrer Gegenoffensive haben ukrainischen Truppen im Osten und Süden des Landes weitere Erfolge verzeichnet. Im Bezirk Luhansk hätten sich ukrainische Soldaten bei der Stadt Lyssytschansk bereits festgesetzt, schrieb ein Militärsprecher der von Moskau gelenkten Luhansker Separatisten im Nachrichtendienst Telegram. Die ukrainischen Einheiten seien jedoch unter dem ständigen Feuer der russischen Armee, fügte er hinzu.

Zuvor hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj auch ein Vorrücken seiner Streitkräfte im südukrainischen Gebiet Cherson sowie die Rückeroberung der dortigen Ortschaften Archanhelske und Myroljubiwka bestätigt. Noch nicht offiziell bekanntgegeben wurde ein ukrainisches Vorrücken entlang des Flusses Dnipro.

Angeblich sollen sich die Orte Solota Balka und Chreschtscheniwka bereits wieder unter ukrainischer Kontrolle befinden. Der Vertreter der russischen Besatzungsverwaltung des Gebiets Cherson, Kirill Stremoussow, sprach außerdem über einen ukrainischen Vorstoß in Richtung des rund 20 Kilometer weiter südlich gelegenen Dudtschany.

Duma billigt Annexion ohne Gegenstimme

Mehr als sieben Monate nach Kriegsbeginn hatte Russland am vergangenen Freitag die nur teilweise eroberten Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson völkerrechtswidrig annektiert. Jetzt hat formal auch das russische Parlament zugestimmt. In der Duma gab es dabei keine Gegenstimme.

Ukraine | Präsident Wolodymyr Selenskyj
Der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr SelenskyjBild: Ukrainian Presidential Press Off/Planet Pix/ZUMA/picture alliance

Selenskyj nannte die völkerrechtswidrigen Annexionen durch Russland bedeutungslos. "Sobald die ukrainische Flagge zurückgekehrt ist, erinnert sich niemand mehr an die russische Farce mit irgendwelchen Papieren und irgendwelchen Annexionen", so der Präsident. Stunden zuvor hatte er erklärt, ukrainische Truppen hätten nach dem Rückzug der Russen nun wieder die volle Kontrolle über Lyman im östlichen Gebiet Donezk. Rund sieben Monate nach Kriegsbeginn hatte Kremlchef Wladimir Putin am Freitag neben Donezk auch die ukrainischen Gebiete Luhansk, Saporischschja und Cherson annektiert. Die völkerrechtswidrige Einverleibung der Regionen, die Russland in Teilen nicht einmal erobert hat, wird international nicht anerkannt.

Ukraine: Beschuss in befreiter Region

AKW-Chef wieder frei

Der ukrainische Präsident bezeichnete in seinem Video die Verschleppung des Leiters des besetzten Kernkraftwerkes Saporischschja, Ihor Muraschow, als russischen Terrorakt. Russland müsse dafür zur Verantwortung gezogen und bestraft werden. Die russischen Behörden gaben nach Darstellung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zuvor an, Muraschow für Befragungen vorübergehend festgenommen zu haben.

Inzwischen ist der Chef des unter russischer Kontrolle stehenden ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja wieder frei. Er habe die Bestätigung erhalten, dass Ihor Muraschow "wohlauf nach Hause zurückgekehrt" sei, erklärte IAEA-Direktor Rafael Grossi. Muraschow war nach ukrainischen Angaben am Freitag von einer russischen Patrouille festgenommen worden.

Austin: Unterstützung für Ukraine "so lange wie nötig"

Die USA sichern der Ukraine kontinuierliche Unterstützung zu - und das unabhängig vom weiteren Kriegsverlauf. Aktuell entwickelten sich die Kampfhandlungen positiv für die ukrainische Armee, sagte Verteidigungsminister Lloyd Austin im Nachrichtensender CNN. Es sei schwer, den weiteren Verlauf vorherzusagen, schränkte er ein. "Aber ich würde sagen, dass egal, in welche Richtung sich das entwickelt, wir den Ukrainer so lange wie nötig Sicherheitsunterstützung gewähren werden."

Deutschland | Lloyd Austin in der US Airbase Ramstein
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, hier bei einem Besuch in RamsteinBild: Andre Pain/AFP

Austin ging in dem Interview nicht direkt auf die Frage ein, ob die USA der Ukraine nach der völkerrechtswidrigen Annexion von vier Regionen durch Russland auch Raketensysteme mit größerer Reichweite liefern sollten. Die Ukraine will solche Raketen mit einer maximalen Reichweite von rund 300 Kilometern. Als Grund für die bisherige amerikanische Zurückhaltung gilt die Sorge, dass damit auch Ziele in Russland angegriffen werden könnten. Mit der Annexion betrachtet Moskau aber nun auch die widerrechtlich einverleibten ukrainischen Regionen als sein Territorium. Die USA haben der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor gut sieben Monaten bereits Waffen, Munition und Ausrüstung im Wert von mehr als 16 Milliarden US-Dollar zugesagt oder geliefert.

Deutschland beteiligt sich an Finanzierung von Haubitzen

Dänemark, Norwegen und Deutschland finanzieren gemeinsam die Produktion von 16 Haubitzen für die Ukraine. Wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte, hat das Projekt einen Wert von 92 Millionen Euro. Die drei Länder teilen sich die Kosten demnach zu gleichen Teilen. Die Radpanzerhaubitzen vom Typ Zuzana 2 werden in der Slowakei gebaut. Die Auslieferung soll 2023 beginnen. Das Vorhaben geht auf Vereinbarungen auf der Kopenhagener Geberkonferenz für die Ukraine im August zurück.

Lettland | Militärübung Summer Shield mit der Panzer Haubitze Zuzana 155 mm
Auch Lettland nutzt die Haubitze ZuzanaBild: EPA-EFE/TOMS KALNINS

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sagte nach ihrer Rückkehr von einem Besuch in der Ukraine im Fernsehen, Deutschland werde sich "noch in vielfältiger Weise engagieren und auch wieder - so wie bisher auch schon - mit Partnern zusammen". Sie betonte, dass über Ringtauschverfahren "die Ukraine jetzt schnell mit circa hundert Panzern beliefert werden kann". Beim Ringtausch geht es darum, dass die Ukraine Panzer sowjetischer Bauart bekommt; die abgebenden Länder erhalten dafür von Deutschland moderne westliche Panzer. Vereinbart wurden solche Tauschaktionen mit Slowenien, Tschechien, der Slowakei und Griechenland.

Mehr als 180 Russen bei Fluchtversuch einberufen

Russland hat an der Grenze zum Nachbarland Georgien nach eigenen Angaben mehr als 180 wehrpflichtige Männer bei der versuchten Flucht vor dem Einzug ins Militär gestoppt. Ihnen sei direkt am Grenzübergang Werchni Lars ein Einberufungsbescheid übergeben worden, meldet die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Militärkommissariat der Region Nordossetien, die an die Ex-Sowjetrepublik Georgien grenzt.

Russland: Proteste gegen Putins Mobilmachung

Die von Kremlchef Wladimir Putin vor rund zehn Tagen angeordnete Teilmobilmachung löste in Russland eine Massenflucht aus. Zehntausende Männer flüchteten nicht nur nach Georgien im Südkaukasus, sondern auch in die zentralasiatischen Ex-Sowjetstaaten Kasachstan und Kirgisistan. Wegen der Flüchtlingsströme hatte die Region Nordossetien in der vergangenen Woche Durchreisebeschränkungen verhängt. Zudem war bereits angekündigt worden, dass Männer im wehrpflichtigen Alter an der Grenze nun verstärkt kontrolliert werden sollten.

Papst fordert von Putin ein Ende der "Spirale der Gewalt"

Papst Franziskus hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin gebeten, die "Spirale der Gewalt" in der Ukraine zu stoppen. Auf dem Petersplatz in Rom bedauerte er während des sonntäglichen Gebets die Annexion der vier ukrainischen Regionen durch Moskau, die internationalem Recht widerspreche. Es war das erste Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine am 24. Februar, dass sich der argentinische Papst in einer Rede direkt an Putin wandte. 

Vatikan | Papst Franziskus
Papst Franziskus spricht im August vor Gläubigen auf dem Petersplatz in RomBild: Domenico Stinellis/AP Photo/picture alliance

Die in den vergangenen Tagen entstandene Situation erhöhe das Risiko einer nuklearen Eskalation und lasse "weltweit unkontrollierbare und katastrophale Folgen befürchten", sagte der Papst. Dass die Menschheit wieder mit einer "atomaren Bedrohung" konfrontiert sei, sei "absurd". An den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj appellierte das katholische Kirchenoberhaupt, offen für "ernstgemeinte Friedensverhandlungen" zu sein. Der Vatikan unternimmt seit Beginn des Ukraine-Krieges eine Gratwanderung, indem er einerseits den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verurteilt und zugleich versucht, die Möglichkeit eines Dialogs mit Moskau offen zu halten.

Macron will neue Sanktionen gegen Moskau

Vor einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausgetauscht. Bei dem Telefonat habe Macron die Entschlossenheit Frankreichs bekräftigt, der Ukraine bei der Wiederherstellung ihrer vollen Souveränität und territorialen Integrität zu helfen und mit seinen europäischen Partnern auf neue Sanktionen hinzuarbeiten, teilte der Élysée-Palast mit. Macron wird an diesem Montag in Berlin erwartet.

Russland - Ukraine Konflikt I Lyman
Ein schwer beschädigtes Gebäude im Dorf Zalyman in der Region CharkiwBild: Gleb Garanich/REUTERS

 

kle/wa/haz/hf (afp, dpa, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.