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Politik

Aktuell: Britischer Premier verspricht Kiew weiter Hilfe

19. November 2022

Der britische Regierungschef Rishi Sunak hat überraschend Präsidenten Wolodymyr Selenskyj besucht. Die Behörden warnen vor einem Komplettausfall der Stromversorgung. Die APEC-Staaten verurteilen den Krieg. Ein Überblick.

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Ukraine Selenskyj und Sunak in Kiew
Rishi Sunak (l.): Großbritannien steht den Ukrainern weiterhin zur SeiteBild: Ukrainian Presidential Press Service via REUTERS

 

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • Neuer britischer Premier Rishi Sunak in Kiew
  • Heftige Kämpfe in Donezk gehen weiter
  • Hälfte der ukrainischen Energieversorgung lahmgelegt
  • London: Moskau bereitet sich auf weitere Rückschläge vor
  • Ukrainischer Rüstungskonzern will mit NATO-Staaten Waffen produzieren

 

Bei seinem Antrittsbesuch in Kiew hat der neue Regierungschef Großbritanniens, Rishi Sunak, der Ukraine  eine Fortsetzung der britischen Unterstützung zugesagt. Das Vereinigte Köngreich werde Ausrüstung zur Luftverteidigung im Wert von 50 Millionen Pfund (rund 57 Millionen Euro) liefern, kündigte Sunak anlässlich seines Treffens mit Präsident Wolodymyr Selenskyj an. Für den Winter werde auch humanitäre Hilfe aufgestockt. Der Premier erklärte, er werde die Ukraine-Politik seiner Vorgänger Liz Truss und Boris Johnson fortsetzen.

Auf Twitter schrieb Sunak zu seinem Besuch: "Großbritannien weiß, was es heißt, für Freiheit zu kämpfen. Wir sind den ganzen Weg bei euch." Sunaks Vorgänger Boris Johnson gehörte zu den ersten hochrangigen Vertretern des Westens, die Kiew nach Ausbruch des Krieges besuchten, um ihre Solidarität mit dem Land zu bekunden. 

Heftige Kämpfe in Donezk gehen weiter

Die schweren Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen im ostukrainischen Gebiet Donezk dauern nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj an. Es gebe "weder eine Entspannung noch eine Atempause", sagte Selenskyj in seiner täglich veröffentlichten Videoansprache. Etwa 100 russische Angriffe seien in den vergangenen 24 Stunden in der Region Donezk abgewehrt worden.

Soldat feuert eine Panzerabwehrrakete ab
Ukraine: Mit Panzerabwehrraketen gegen die russischen Streitkräfte in der Region DonezkBild: Roman Chop/AP/picture alliance

Die ukrainischen Truppen in der Region würden durch Grenzschutzeinheiten aus Charkiw und Sumy unterstützt. Trotz der heftigen Gefechte im Kohle- und Stahlrevier Donbass im Osten der Ukraine verändert sich der Frontverlauf derzeit kaum, wie aus den militärischen Lageberichten beider Seiten hervorging. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben aus den Kampfgebieten nicht.

Ukrainische Justiz weist auf Kinderschicksale hin

In dem von Russland geführten Angriffskrieg gegen die Ukraine sind nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in Kiew bisher 437 Kinder getötet und mehr als 800 verletzt worden. Die Zählung sei vorläufig, weil man noch nicht alle Informationen aus Kampfgebieten und von der ukrainischen Armee zurückeroberten Regionen habe auswerten können.

Kinder als Kriegsopfer im Ukraine-Krieg | Mädchen
Mehr als 400 Kinder wurden nach Angaben der Ukraine bislang im russischen Angriffskrieg getötetBild: Dimitar Dilkoff/AFP/Getty Images

Die Vereinten Nationen hatten in einer vorläufigen Statistik bisher 16.295 Zivilisten gezählt, die seit der russischen Invasion vom 24. Februar getötet wurden. Die Regierung in Moskau gibt regelmäßig an, ihre Truppen zielten nicht auf Zivilisten.

Die Hälfte der Energieversorgung in der Ukraine lahmgelegt

Nach den massiven russischen Angriffen auf die ukrainischen Energie- und Elektrizitätssysteme versuchen nach Worten Selenskyjs Techniker im ganzen Land, die Stromversorgung wiederherzustellen. In 17 Regionen und der Hauptstadt Kiew sei die Energieversorgung aber nach wie vor schwierig, unter anderem in Odessa, Winnyzja und Ternopil und im zurückeroberten Cherson.

Zwei Menschen bei Kerzenlicht
Blackout auch in Lwiw ganz im Westen der UkraineBild: Maxym Marusenko/NurPhoto/picture alliance

Russische Raketenangriffe haben das Stromnetz anscheinend noch stärker beschädigt als noch am Donnerstag von ukrainischer Seite eingeräumt wurde. "Beinahe die Hälfte unseres Energiesystems ist arbeitsunfähig", erklärte Ministerpräsident Denys Schmyhal. Die Ukraine benötige daher zusätzliche Unterstützung von der Europäischen Union im Energiebereich und auch finanziell. Schmyhal äußerte sich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, in Kiew.

Kiewer Behörden warnen vor Komplettausfall der Stromversorgung

Die Behörden in der ukrainischen Hauptstadt warnen angesichts russischer Angriffe auf die Energieinfrastruktur vor einem völligen Zusammenbruch der Stromversorgung. "Wir bereiten uns auf verschiedene Szenarien vor, einschließlich eines kompletten Ausfalls", erklärte der Vize-Chef der Stadtverwaltung, Mykola Poworoznyk, in einer Ansprache im Fernsehen. Was in diesem Fall passieren würde, sagte er nicht. Die ukrainischen Behörden erwägen nach eigener Darstellung nicht, Städte zu evakuieren.

Straße in Kiew bei Dämmerlicht
Kiew im Morgengrauen: Licht liefern während eines Stromausfalls nur die AutoscheinwerferBild: Sergei Chuzavkov/SOPA/ZUMA/picture alliance

London: Moskau bereitet sich auf weitere Rückschläge vor

Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine bereiten sich nach Einschätzung britischer Militärexperten auf weitere Rückschläge vor. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London hervor. Demnach fokussieren sich die russischen Streitkräfte nach ihrem Rückzug vom westlichen Ufer des Flusses Dnipro in den meisten von ihnen besetzten Teilen des Landes darauf, sich neu zu ordnen und Vorkehrungen zur Verteidigung zu treffen. "Die Standorte befinden sich teilweise bis zu 60 Kilometer hinter der aktuellen Frontlinie, was nahelegt, dass die russischen Planer Vorbereitungen treffen für den Fall weiterer größerer ukrainischer Durchbrüche", so die Einschätzung aus London.

Ukrainischer Rüstungskonzern will mit NATO-Staaten Waffen produzieren

Der staatliche ukrainische Rüstungskonzern Ukroboronprom will gemeinsam mit mindestens sechs NATO-Mitgliedern schwere Waffen und militärische Ausrüstung produzieren. Mit Polen, Frankreich, Dänemark, Tschechien und einigen anderen Staaten seien Abkommen geschlossen worden, teilte der Konzern auf seiner Webseite mit. Um welche weiteren Länder es sich handelt, wurde nicht bekannt gegeben. Es würden gemeinsame Rüstungsunternehmen gegründet und Produktionslinien für Munition gebaut, hieß es weiter. Außerdem sollen dem ukrainischen Konzern zufolge gemeinsam Panzerfahrzeuge und Mehrfachraketen produziert und neue High-Tech-Waffen entwickelt werden. Zu diesem Zweck würden bestehende Fabriken genutzt sowie auch neue Einrichtungen an sicheren Orten geschaffen.

Stand auf einer Messe. Aufschrift: We make Ukraine strong
Ukroboronprom stellt seine Produkte bei einer Rüstungsgütermesse in Polen vorBild: Jakub Porzycki/AA/picture alliance

Viele Staaten, darunter auch Deutschland, haben der Ukraine Hilfsgüter, Militärausrüstung und Waffen geschickt, damit sich das Land gegen die russische Armee wehren kann. Die Ukraine erhielt auch Flugabwehrsysteme, Panzer, Maschinengewehre und Munition aus NATO-Staaten. Die meiste Unterstützung kommt weiterhin aus den USA.

Klitschko: Zukunft der Ukraine liegt in der europäischen Familie

Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hat auf dem Deutschlandtag der Jungen Union für den von der Ukraine angestrebten EU-Beitritt geworben. "Wir sehen unsere Zukunft als Teil der europäischen Familie", sagte Klitschko in einer bei der Veranstaltung in Fulda eingespielten Video-Grußbotschaft. Russland versuche, die ukrainische Bevölkerung von der Wasser- und Stromversorgung abzuschneiden.

Besonders kritisch werde die Situation, wenn der Winter mit Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius komme. Die Menschen wollten dennoch in der Ukraine bleiben. "Das ist unsere Heimat." Klitschko schloss mit den Worten: "Gemeinsam sind wir zig mal stärker. Die Unterstützung für die Ukraine ist ein Schlüssel für den Frieden für Europa."

APEC-Gipfel mit vager Abschlusserklärung

Die Staats- und Regierungschefs der APEC-Staaten verabschiedeten unterdessen auf ihrem Gipfeltreffen in Bangkok eine Erklärung zum Krieg in der Ukraine. Darin heißt es, die meisten Mitglieder der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft hätten den Krieg scharf verurteilt und betont, "dass er immenses menschliches Leid verursacht und die bestehenden Schwächen der Weltwirtschaft verschärft". Es habe aber auch "andere Ansichten und unterschiedliche Einschätzungen der Situation und der Sanktionen" gegeben. Die APEC sei kein Forum zur Lösung von Sicherheitsproblemen. Sie erkenne aber an, dass diese erhebliche Konsequenzen für die Weltwirtschaft haben könnten. Man habe gesehen, dass sich der Krieg in der Ukraine nachteilig auf die globale Wirtschaft auswirke. 

uh/HF/qu/ack (dpa, rtr, afp, ap)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.