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Uganda: Moringa für alle?

Isabella Bauer
10. März 2020

Im Westen gilt Moringa als Superfood. Ugandas Regierung rief die Bevölkerung schon vor 20 Jahren auf, die Pflanzen anzubauen. Doch bis heute können die meisten Menschen nichts damit anfangen. Das soll sich nun ändern.

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Moringa Blätter
Bild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow

Seit einigen Jahren gilt der Moringa-Baum als Wunderpflanze. Seine Blätter und Wurzeln sind essbar. Die Samen können zur Wasserreinigung verwandt werden. Außerdem liefern sie Behenöl, das vor allem in der Kosmetikindustrie und in der Tiermedizin verwandt wird. Darüber hinaus ist Moringa sehr nährstoffhaltig und reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Wissenschaftliche Belege für eine Heilwirkung von Moringa auf den Menschen gibt es bisher zwar kaum. In vielen Kulturen wird die Pflanze aber bereits seit Jahrhunderten als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten eingesetzt.

Ein "Wundermittel", das niemand kennt

Längst ist der der ursprünglich aus der Himalaja-Region in Indien stammende Baum in vielen Tropenländern vertreten. Auch in Uganda. Dort wurden bereits vor 20 Jahren Moringa-Bäume für den Export gepflanzt. Von der gesundheitsfördernden Wirkung erfuhren die Menschen jedoch nichts. Die lokale NGO "Teso Enterprise Consulting and Marketing Association" (TECOMA) will das ändern.

Edith Naser in Soroti
Edith Naser hat das Moringa-Projekt in Soroti initiiertBild: Isabella Bauer

Zentrum ihrer Aktivitäten ist Soroti. Die 50.000-Einwohner Stadt im Nordosten Ugandas ist das Zentrum des gleichnamigen Distriktes. Den Menschen machen vor allem die zwei Trockenperioden pro Jahr zu schaffen. Dann wird die Nahrung knapp, frische Lebensmittel sind kaum noch verfügbar. Die Initiatorin von "Moringa for all", Edith Naser arbeitete hier, als sie 2013 zufällig bei einem Besuch in ihrer deutschen Heimat auf die Moringa-Pflanze stieß. "Eine Freundin hatte etwas über Moringa im Internet gesehen und meinte, das wäre eine ganz tolle Pflanze, die in Soroti, wo ich gerade arbeite, unheimlich gut wachsen könnte", erinnert sich Naser im DW-Interview.

Eine Pflanze mit einem schlechten Image

Nach intensiver Recherche fand sie heraus, dass Moringa eine gute und günstige Nahrungsergänzung für die lokale Bevölkerung sein könnte. Nach ihrer Rückkehr kaufte sie in einem Dorf bei Soroti ein Stück Land und machte erste Anbau- und Verarbeitungsversuche. Dabei traf sie auf den Förster George William Itamat, der TECOMA leitet. Auch er begeisterte sich für den Anbau der "Wunderpflanze".

Georage William mit einem Moringa-Baum
Förster George William will die Menschen in Soroti für Moringa-Bäume begeisternBild: Isabella Bauer

Doch bei ihren Gesprächen mit Kleinbauern stießen Edith Naser und George William auf viele Vorbehalte. Im Jahr 2000 hatte Ugandas Regierung die Menschen aufgefordert, möglichst viele Moringa-Bäume zu pflanzen. Sie wollte die Samen exportieren. Viele Kleinbauern folgten dem Aufruf - und wurden bitter enttäuscht. "Damals wurde Moringa auf kommerzieller Grundlage beworben. Die Leute sollten Moringa anbauen, weil es einen Markt für die Samen gäbe. Aber an einem gewissen Zeitpunkt stellte sich raus, dass dieser Markt nicht existierte. Daher entwickelten die Leute eine sehr negative Einstellung in Bezug auf Moringa", so George William zur DW. Dabei geht es "Moringa for all" nicht um den Export. Die Menschen sollen die gesundheitsfördernde Pflanze stattdessen für den eigenen Bedarf anbauen und nutzbar machen.

Moringa in der Schule

Um Moringa speziell bei armen und kranken Menschen bekannt zu machen, ging das Projekt eine Partnerschaft mit örtlichen Gesundheitszentren ein. Sie stellten Land für den Anbau zur Verfügung. In Gruppen klären nun dafür geschulte Mitarbeitende verschiedene Personengruppen über die Wirkung der Pflanze auf - von medizinischem Personal bis zu HIV-Infizierten und stillenden Müttern. Gemeinsam bauen die Einwohner von Soroti die Pflanze an und bereiten Mahlzeiten daraus zu. Patienten können erproben, ob die Diät ihnen gut tut. "Nachdem ich einen Monat Moringa gegessen hatte, überprüfte ich meinen Immunstatus. Er hatte sich so sehr verbessert, dass die Gesundheitsberaterin, die mich untersuchte, fragte, was ich esse", sagt Beatrice Apollo, die seit 15 Jahren Medikamente gegen ihre AIDS-Erkrankung nimmt.

Moringa-Pulver aus Soroti
Moringa aus Soroti wird als Pulver abgepackt und verkauftBild: Isabella Bauer

Auch in den öffentlichen Schulen ist Moringa Thema. Auf dem Speiseplan stehen hier meist nur Maisbrei und Bohnen. Die einseitige Ernährunfg führt bei den Kindern häufig zu Mangelerscheinungen. In Gruppen lernen Lehrer, Kinder und Eltern, Moringa im Schulgarten anzubauen. Gemeinsam werden die Erträge dann gekocht und gegessen – auch als Anregung für die Familien. "Die Schüler haben es gut angenommen", sagt Atim Mikal, Lehrerin am "Teso College Alloet" zur DW. "Nachdem sie über die (gesundheitlichen) Vorteile erfahren hatten sagten sie: 'Wir haben so einen Baum zuhause. Wir wussten gar nicht, dass er so nützlich ist. Jetzt werden wir beginnen ihn zu nutzen'".

Die staatliche Gesundheitsverwaltung des Distriktes unterstützt die Initiative. Moringa könne nicht nur eine sinnvolle Nahrungsergänzung sein, sondern auch dazu beitragen, viele Probleme wie Diabetes, Bluthochdruck oder Magenbeschwerden zu heilen, erklärt der Gesundheitsbeauftragte Ekodeo Emanuel, Moringa. Dabei sei es für alle erschwinglich - im Gegensatz zu vielen pflanzlichen Heilmitteln internationaler Firmen.