Uganda: Innovative Formate für junge Menschen fördern | Afrika | DW | 15.08.2016
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Afrika

Uganda: Innovative Formate für junge Menschen fördern

Der Journalist Moses Odokonyero durchreist Uganda auf der Suche nach neuartigen Jugendradioformaten. Er hat eine Bestandsaufnahme der Innovationen und Herausforderungen ugandischer Medienprojekte gemacht.

Moses Odokonyero ugandischer Journalist (Foto: Miriam Ohlsen)

Der Journalist Moses Odokonyero ist auf der Suche nach innovativen Jugendmedienprogrammen in Uganda

"Fast achtzig Prozent der Bevölkerung in Uganda sind junge Menschen unter 30 Jahren. Sie sind der Motor unserer Nation", erzählt Moses Odokonyero. "Und trotzdem kriegen sie nicht so viel Aufmerksamkeit wie die Älteren." Gerade in den ländlichen Gegenden seien sie benachteiligt. Es gibt dort im Vergleich zu den Städten schlechtere Bildung und weniger Jobs. "Die jungen Menschen brauchen eine Plattform, auf der sie ihre Belange öffentlich diskutieren können", so Odokonyero.

Der ugandische Journalist bereist derzeit im Auftrag der DW Akademie das Land. Er ist auf der Suche nach Projekten, Medienhäusern und Organisationen, die innovative Jugendradioprogramme anbieten. Die Programme sollen über das in Uganda übliche Call-in Format hinaus gehen und jungen Menschen eine Plattform für Austausch bieten und positive Entwicklungen fördern. Odokonyero soll feststellen, welche innovativen Ideen und Konzepte in Uganda funktionieren und wo die Herausforderungen liegen. Die Ergebnisse sollen die DW Akademie dabei unterstützen, ihre Jugendradioprojekte weiter zu entwickeln und neue Partner für die Zusammenarbeit zu identifizieren.

F ast drei Stunden Radio am Tag

Der Fokus auf das Medium Radio ist gerade in den ländlichen Gebieten von Bedeutung, denn hier ist das Radio weiterhin das wichtigste und meist auch das einzige Informationsmedium für die Menschen. Das bestätigte auch die Studie, "Information- Bildung- Beteiligung. Mediennutzung von jungen Menschen in Uganda", die die DW Akademie im Jahr 2014 in Auftrag gegeben hat: Von den 650 Befragten in Zentral- Nord- und Ostuganda gaben 94,6 Prozent an, Zugang zu Radio zu haben; mehr als zu jedem anderen Medium und zwar unabhängig von Schichtzugehörigkeit, Alter oder Geschlecht. Im Durchschnitt hören die jungen Befragten - alle zwischen 13 bis 24 Jahre alt - jeden Tag 173 Minuten Radio.

Junge Mann in Uganda mit Handy (Foto: Reuters/J.Akena)

Welche Themen wünschen sich junge Ugander in den Medien?

Odokonyero hat zunächst eine Bestandsaufnahme der Jugendradioprojekte durchgeführt. Dafür sprach er mit insgesamt elf Medienorganisationen sowie Informanten und Informantinnen aus dem Medienbereich. "Ich versuche erst einmal einen generellen Eindruck von den Organisationen zu gewinnen, den Programmen, die sie anbieten, den Verantwortlichen, den Mittelgebern", erzählt er. Der erfahrende Journalist weiß, worauf es bei gut geführten Medienhäusern ankommt. Odokonyero arbeitete unter anderem als Radioredakteur bei dem ugandischen Sender Mega FM, als Referent für die Öffentlichkeitsarbeit bei demBinnenflüchtlingsprogramm des UNHCR und als journalistischer Mentor bei BBC Media Trust. Für die DW Akademie ist er seit über zwei Jahren tätig.

"Im zweiten Schritt gehe ich mit meiner Recherche mehr in die Tiefe", erzählt Odokonyero. Er begutachtet die Organisationen anhand eines gemeinsam mit der DW Akademie entwickelten Kriterienkatalogs: Wie lassen die Projekte junge Menschen zu Wort kommen? Wie fördern sie Entwicklung und Wandel? Wie sind die Organisationen aufgebaut? Wie finanzieren sie sich? Wichtig ist bei der Auswahl der Medienprojekte, dass die Projektideen in Uganda entwickelt und von ugandischen Organisationen umgesetzt werden. So soll sichergestellt werden, dass sie nah an den Zielgruppen sind und ugandische Lösungen für ugandische Probleme bereitstellen.


Mehr Interaktion und Einbindung von Hörern

In der Studie der DW Akademie wurde deutlich, dass junge Erwachsene in Uganda hauptsächlich Entertainment und generelles Wissen und Informationen durch die Medien vermittelt bekommen wollen. Junge Männer interessieren sich vermehrt für Sport und Politik, junge Frauen wünschen sich Inhalte zum Thema Familie und Beziehung.

Gesundheitsthemen wie beispielsweise zu HIV oder Schwangerschaft sind auch sehr gefragt. Was beide Geschlechter verbindet ist der dringende Wunsch nach Informationen zum Thema Arbeitsmarkt und Beschäftigungsförderung, denn die Jugenderwerbslosigkeit in Uganda liegt bei über 80 Prozent und ist ein Querschnittsthema. Viele der Befragten klagten jedoch darüber, dass ihre Informationsbedürfnisse von den Medien nicht abgedeckt werden. Vielen Medien ginge es nur darum, Profit zu machen, sie hätten wenig Interesse an ihren Bildungsauftrag gegenüber ihrer Zielgruppe. Gleichzeitig zeigte die Studie, dass die Beteiligung von jungen Erwachsenen an Medienprogrammen, beispielsweise durch Call-Ins oder "Hörerclubs" sehr gering ist. Der Grund sei, so fand die Studie heraus, dass es den junge Menschen an Medienprogrammen fehlt, in denen sie sich ernst genommen fühlen, und bei denen sie den Eindruck haben, sie könnten durch ihre Teilnahme etwas bewegen.

Junge Frau in Uganda hört Radio (foto: DW Akademie)

In den ländlichen Gebieten ist das Radio das wichtigste und oft einzige Informationsmedium

Auf die Frage der Mediennutzungsstudie, wie er ein Radioprogramm gestalten würde, das seinen Wünschen und Bedürfnissen entspricht, sagt ein 24-jähriger Elektriker aus Kampala: "Ich würde mein Programm Bavubuka Twezimbe nennen. Übersetzt heißt das in etwa 'Lasst uns, die Jugend fördern'. In dem Programm könnten die Jungen lernen ihr Leben zu planen, ihre eigenen Berufe zu schaffen."


Odokonyero sucht genau nach den Radioprogrammen, die bestehende Informationslücken schließen, interaktiv arbeiten und die jungen Leute mit einbeziehen. "Eine Organisation, dessen Ansatz mir besonders gefiel, war die NGO 'Community Empowerment, Eduaction &Development' (CEED) aus Gulu im Norden Ugandas." Die NGO hat eine Facebook-Seite für ihr Radioprogramm "Young Achievers Radio Programme" (Radioprogramm für junge Entrepreneurs). Die Themen des Radioprogramms werden online gepostet, um eine Diskussion zwischen den jungen Leuten anzustoßen. Odokonyero lobt auch das Rwenzori Information Network Centres(RIC-NET) aus dem Distrikt Kasese in Westuganda. Dessen Radioprogramm "Let Your Voice Be Heard" (Lass uns deine Stimme hören) wird von vier Radiostationen ausgestrahlt. Auch dieses Radioprogramm hat eigene Online-, sowie Facebook- und Twitter-Präsenzen. "Durch die Verknüpfung von Online- und Offlinemedien entsteht ein großes Potenzial, um die jungen Leute mehr in öffentliche Angelegenheiten und die Verwaltung ihrer Kommunen und des Landes einzubinden", so Odokonyero.

Moses Odokonyero ugandischer Journalist, im Gespräch mit Charles Odongkara Feslad

Odokonyero im Gespräch mit Charles Odongkara Feslad, Manager des Radiosenders Tembo FM

Leider musste Odokonyero feststellen, dass viele Organisationen Schwierigkeiten haben, ihre Ideen für innovative Jugendprogramme über einen längeren Zeitraum zu finanzieren, wodurch viele vielversprechende Projekte nicht überleben. "Eine Organisation, mit der ich gesprochen habe, produziert Podcasts über Themen, die junge Leute betreffen. Veröffentlicht wird online. Mir gefiel besonders, dass dafür junge Leute als Bürgerjournalisten ausgebildet werden. Leider ist ihnen das Geld ausgegangen." Zudem haben viele Organisationen ein Defizit an technischem Wissen, um sich eine ausreichende Online-Gemeinschaft aufzubauen. Darin müssen sie unbedingt unterstützt werden, empfiehlt Odokonyero.

Odokonyero ist zwar schon 36 Jahre alt, würde selbst aber auch an innovativen Jugendprogrammen teilnehmen. Ihn würden dann natürlich am meisten Themen rund um Jugend in den Medien interessieren, schmunzelt er. Bis es soweit ist, wird Odokonyero aber noch weitere Medienorganisationen besuchen und begutachten. Seine nächste Reise dafür plant er den im Nordwesten des Landes.

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