„Türken entdecken Pluralismus“ | Veranstaltungen | DW | 15.07.2013
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Veranstaltungen

„Türken entdecken Pluralismus“

Seit Juni gibt es in der Türkei offene Proteste gegen die Politik von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Was das in der türkischen Gesellschaft auslöst, darüber haben vier Türkei-Kenner bei der DW diskutiert.

Maurus Reinkowski, Universität Basel; Canan Topcu, Journalistin; Dietrich Schlegel, Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Gesellschaft, Bonn; Lale Akgün, SPD-Politikerin, Bahaedin Güngör, Leiter Türkisch-Redaktion der DW; (v.l. n. r.)

Maurus Reinkowski, Universität Basel; Canan Topcu, Journalistin; Dietrich Schlegel, Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Gesellschaft, Bonn; Lale Akgün, SPD-Politikerin, Bahaedin Güngör, Leiter Türkisch-Redaktion der DW; (v.l. n. r.)

„Der Protest wird nicht aufhören. Die Leute werden so lange schreien und Widerstand leisten, bis dieser liberale Geist in der Gesellschaft etabliert ist", sagte Dr. Lale Akgün am 10. Juli bei einer Veranstaltung im Bonner Funkhaus der Deutschen Welle. Die Kölner SPD-Politikerin diskutierte zur Lage in der Türkei zusammen mit weiteren Türkei-Kennern - der türkischstämmigen Journalistin Canan Topcu, dem Leiter der Türkisch-Redaktion in der DW, Bahaeddin Güngör, und Prof. Dr. Maurus Reinkowski, Islamwissenschaftler an der Universität Basel. Thema: „Die Türkei eine gespaltene Gesellschaft?“. Veranstalter der Diskussion waren die Südosteuropa-Gesellschaft und die Deutsch-Türkische Gesellschaft, Bonn. Die DW war Kooperationspartner.

„Auf der Straße sind alle, die gegen Erdogans autoritäre Führung sind“, so Lale Akgün. „Da sieht man Hausfrauen, Paare, junge und alte Menschen, Fußballanhänger, Transsexuelle. Das ist etwas, was man in der Türkei zum ersten Mal erlebt – eine plurale Gesellschaft, in der man leben und leben lassen kann“, so die ehemalige Bundestagsabgeordnete, die vor kurzem in der Türkei die Proteste miterlebt hat.

Die Rolle der Akteure
Zur Rolle Premierminister Erdogans sagte Bahaeddin Güngör: „Erdogan ist ein Ergebnis der Machtkämpfe und Zersplitterung der etablierten Parteien vor seinem Amtsantritt als Regierungschef.“ Er habe davon profitiert, dass ihm politische Gegner gefehlt haben. Jetzt gebe es selbst in den Reihen seiner Partei dazu kritische Stimmen. „Das Verhalten von Erdogan erzeugt noch mehr Widerstand. Wenn die AKP auseinanderbricht, könnte es schnell mit Erdogan zu Ende gehen“, so die Prognose von Lale Akgün.
Mit den Protesten kam die Frage auf, wie tief die türkische Gesellschaft gespalten ist - eine Gesellschaft, die aus Gruppen besteht, wie den Aleviten, den Säkularisten oder den Kemalisten. „Alle Einteilungen würden in dem Fall zu kurz greifen“, sagte Maurus Reinkowski. „Gerade die Taksim-Bewegung zeigt, dass hier sehr unterschiedliche Strömungen, zusammenkommen und sich zusammenfinden können.“ Und das, so Reinkowski, sei ein kulturelles oder auch politisches Kapital, das in den nächsten Jahren seine Auswirkungen entfalten werde.

Die Solidarität - ein heikles Thema?
Auch in Deutschland mobilisiere der Protest viele Menschen. Die Journalistin Canan Topcu sieht Unterschiede zwischen den Protestierenden in beiden Ländern: „Ich habe hier viel mehr die Splitterungen wahrgenommen. Sie befürchte, dass die Protestaktionen in den deutschen Städten einen Einfluss auf die Wahrnehmung von den türkischen Migranten haben könnte. „Ich glaube, dass in Deutschland weder diese Großkundgebung von der alevitischen Gemeinde, noch die von den Pro-Erdogan-Vereinigungen dazu beitragen, das Image der Deutschtürken aufzupeppen, weil damit demonstriert wird, die Leute sind viel stärker mit dem Herkunftsland verbunden als mit Deutschland." Und dies könnte gerade bei den Kritikern, die Muslime als Integrationsverweigerer sehen, nicht gut ankommen, so Canan Topcu.

Mit Blick auf die EU-Beitrittsgespräche sagte Bahaeddin Güngör, man könne die Türkei nicht einfach mit Rumänien oder Bulgarien vergleichen, wo es auch große Probleme gebe, aber damit könne man umgehen. „Da ist alles durchschaubar." Zudem sei die Türkei mit den Nachbarländern Syrien, Irak, Iran in einer schwierigen Situation.

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