1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Türkei verweigert Flüchtlingen die Einreise

7. Februar 2016

Die Türkei will zehntausende syrische Flüchtlinge, die an der Grenze ausharren, nur im "Notfall" hineinlassen. Dabei bleibt offen, was Ankara unter "Notfall" versteht. Helfer befürchten eine neue humanitäre Katastrophe.

https://p.dw.com/p/1Hr90
Syrer bei Asas an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/A. Abdullah

Die syrische Führung habe "einen Teil von Aleppo blockiert", sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Wenn die dadurch vertriebenen Zivilisten "vor unseren Türen stehen und keine andere Wahl haben, müssen und werden wir, wenn nötig, unsere Brüder hereinlassen". Was konkret geschehen muss, damit die Türkei den geschlossenen Grenzübergang Öncüpinar für die dort wartenden Schutzsuchenden öffnet, ließ Erdogan offen. Die chaotischen Verhältnisse im Grenzgebiet reichen offensichtlich nicht aus, um den Menschen den Grenzübertritt zu erlauben. Nur Verletzte dürfen ins Land. Die Türkei versorgt die Menschen auf der syrischen Seite der Grenze mit Lebensmitteln und Zelten.

Hilfsorganisationen fürchteten eine neue humanitäre Katastrophe im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei, während die Offensive der syrischen Armee, unterstützt von russischen Luftangriffen, in umkämpften Provinz Aleppo weiter andauert.

"Hoffnungslos" sei die Lage im Gebiet um die syrische Stadt Asas unweit der türkischen Grenze, beklagte die Organisation Ärzte ohne Grenzen. In improvisierten Zeltlagern harrten die Menschen Tag und Nacht in der Kälte aus, unter ihnen viele Familien mit Kindern. Es bildeten sich lange Schlangen, um von Hilfsorganisationen gelieferte Zelte zu ergattern. Viele schliefen auf Feldern und Straßen unter freiem Himmel. Im ganzen Bezirk Asas fehle es an Unterkünften, sauberem Wasser und Sanitäranlagen, erklärte Ärzte ohne Grenzen. Zudem seien in den vergangenen Tagen drei von der Hilfsorganisation betriebene Versorgungszentren bombardiert worden. Auch die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von einer "dramatischen Lage".

Ein Sprecher der regierungsnahen türkischen Hilfsorganisation IHH sagte der Deutschen Presse-Agentur, etwa 50.000 Syrer harrten in der Grenzregion nahe der Stadt Asas aus. Der Gouverneur der Provinz Kilis hatte zuvor von 35.000 Menschen gesprochen. Insgesamt werde mit bis zu 70.000 Schutzsuchenden gerechnet.

Zehntausende Migranten in Griechenland angekommen

Auch der Flüchtlingszustrom von der Türkei nach Griechenland dauert unvermindert an. In den fünf Wochen seit Jahresbeginn setzten gut 68.000 Menschen von der türkischen Ägäisküste zu den griechischen Inseln über, wie das das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mitteilte. Fast alle Migranten versuchen, von Griechenland aus auf der sogenannten Balkanroute weiter Richtung Österreich und Deutschland zu gelangen. Am griechisch-mazedonischen Grenzübergang bei Idomeni-Gevgelija harrten am Wochenende bei eisigen Temperaturen nach Schätzungen der Polizei mehr als 7000 Flüchtlinge aus.

qu/wl (afp, dpa, rtr)