1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Türkei lässt NASA-Wissenschaftler frei

30. Mai 2019

Die Reise in seine zweite Heimat kam den US-Türken Serkan Gölge teuer zu stehen: Er verlor seine Freiheit und damit auch seinen Job bei der NASA. Drei Jahre saß der Wissenschaftler im Knast, nun kam er überraschend frei.

https://p.dw.com/p/3JUJP
USA NASA Logo in Las Vegas
Bild: Getty Images/E. Miller

Die türkischen Behörden haben den Mitarbeiter der US-Raumfahrtbehörde NASA auf freien Fuß gesetzt. Serkan Gölge sei vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden, bestätigte eine Sprecherin des Außenministeriums in Washington. Gölge hat sowohl die türkische als auch die US-Staatsbürgerschaft.

Die US-Ministeriumssprecherin begrüßte die Freilassung und forderte die türkische Regierung auf, "so rasch wie möglich" Gölges Heimreise in die USA zu ermöglichen. Er war nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei vom Juli 2016 während einer Reise in sein Herkunftsland festgenommen worden.

Nach dem Urteil beendete die NASA das Arbeitsverhältnis

Der heute 40-Jährige war dann 2018 wegen Mitgliedschaft in der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der türkische Staatschef Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft dem in den USA lebenden Gülen vor, hinter dem Putschversuch zu stecken.

Nach der Verurteilung verlor Gölge seine Stellung bei der NASA, wo er an einem Mars-Programm mitgearbeitet hatte. Die Vorwürfe hat er immer wieder zurückgewiesen. Seine Frau Kubra sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), sie habe mit ihrem Mann am Telefon gesprochen. "Wir haben geweint. Ich kann nicht glauben, dass das passiert. Wir haben so lange darauf gewartet." Sie selber habe gerade eine Operation hinter sich, ihr Mann sei nun bei seinen Eltern. Alle Verwandten seien dort.

Es geht nicht nur um Serkan Gölge

Der Fall Gölge ist einer von mehreren Justizfällen, die das Verhältnis zwischen Washington und Ankara belasten. Dazu gehören auch die Inhaftierung und der Prozess gegen einen türkischen Mitarbeiter des US-Konsulats in Istanbul: Metin Topuz wird ebenfalls eine Verbindung zur Gülen-Bewegung vorgeworfen. Wegen ähnlicher Vorwürfe befindet sich zudem der US-Konsulatsmitarbeiter Mete Cantürk unter Hausarrest.

Der folgenreichste Fall für die Beziehungen mit Washington war bisher die Inhaftierung des US-Pastors Andrew Brunson. Daraufhin hatten die USA Sanktionen gegen die Türkei verhängt und damit den Verfall der Lira angeheizt. Brunson wurde im vergangenen Oktober nach zweijähriger Untersuchungshaft freigelassen.

USA Präsident Trump empfängt Pastor Brunson
US-Präsident Trump hat Pastor Brunson nach dessen Rückkehr in die USA im Weißen Haus empfangenBild: picture-alliance/abaca/O. Douliery

Anzeichen für Tauwetter?

Die Entlassung Gölges könnte eine Maßnahme zur Entspannung der Beziehungen sein. Derzeit gibt es vor allem Krach, weil die Türkei von Russland das Raketenabwehrsystem S-400 kaufen will. Die USA sind strikt dagegen, weil es ihrer Ansicht nach Verteidigungssysteme der USA gefährdet - vor allem den teuren Kampfjet F-35, an dessen Produktion auch die Türkei beteiligt ist. Die USA drohen der Türkei abermals Sanktionen an, sollte das Geschäft zustande kommen.

Wenige Stunden vor der Meldung über Gölges Freilassung hatten der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und US-Präsident Donald Trump noch miteinander telefoniert. Danach hieß es aus Ankara, die beiden hätten sich auf ein Treffen am Rand des G-20-Gipfels in Japan Ende Juni geeinigt. In der amerikanischen Zusammenfassung heißt es allerdings nur, sie hätten eine Reihe bilateraler Themen diskutiert und über die Möglichkeit gesprochen, diese Diskussion in Osaka fortzusetzen.

rb/mak (afp, ap, dpa, rtr)