1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Tödlicher Unfall überschattet Olympia-Auftakt

13. Februar 2010

Mit einer farbenprächtigen Show sind die olympischen Winterspiele in Vancouver eröffnet worden. Überschattet wurde die Feier vom Tod des 21-jährigen georgischen Rennrodlers Noadar Kumaritaschwili beim Abschlusstraining.

https://p.dw.com/p/M0KE
Nodar Kumaritaschwili (Foto: AP)
Verunglückt mit 21 Jahren: Nodar KumaritaschwiliBild: AP
Lichtshow bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele von Vancouver (Foto: AP)
Perfekte Show in Vancouver - aber die Stimmung war getrübtBild: AP

Es war 20.31 Uhr Ortszeit, als Generalgouverneurin Michaelle Jean den lange erwarteten Satz sprach: "Ich erkläre die 21. Olympischen Winterspiele von Vancouver für eröffnet", das Startsignal für das zweite Weltfest des Wintersports in Kanada nach Calgary 1988. Die vier kanadischen Sportlegenden Rick Hansen, Catriona LeMay Doan, Steve Nash und Wayne Gretzky entzündeten 29 Minuten später die Flamme im BC Place Stadium der Hafenstadt. Zum ersten Mal übrigens in einem überdachten Stadion. 60.000 Zuschauer waren live dabei, etwa zwei Milliarden Menschen sollen die Zeremonie vor dem Fernseher verfolgt haben.

IOC-Präsident Jacques Rogge bei seiner Rede anlässlich der Eröffnung der Olympischen Winterspiele von Vancouver (Foto:AP)
IOC-Präsident Rogge rang mit den TränenBild: picture-alliance/dpa

Die als Einstimmung auf fröhliche Spiele geplante Feier stand unter dem Eindruck des Todes des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili. Er war wenige Stunden vor der Eröffnung bei einem Trainingslauf aus der Bahn geschleudert worden und nach dem Aufprall an einem Metallpfeiler gestorben.

"Wir sind geschockt von dieser Tragödie", sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, mit tränenerstickter Stimme. Der Unfall werde "ganz sicher einen Schatten" auf die Winterspiele 2010 in Vancouver werfen. Auch John Furlong, der Chef des Organisationskomitees, war sichtlich mitgenommen: "Unsere Herzen sind gebrochen, mein Team ist am Boden zerstört."

Die letzte Kurve

Nodar Kumaritaschwili war in der "Thunderbird"-Kurve, der letzten der insgesamt 16 Kurven der 1374 Meter langen Rodelstrecke von Whistler, in große Schwierigkeiten geraten. Nach der Ziellinie flog er dann aus der Eisrinne und mit Rücken und Hinterkopf gegen einen ungeschützten Stahlträger, an dem das Dach über der Bahn befestigt ist. Kurz vor dem Unglück wurde seine Geschwindigkeit mit 144 km/h gemessen.

Helfer eilen zur Unfallstelle (Foto: AP)
Sekunden nach dem tragischen Unglück in Whistler: Helfer eilen zur UnfallstelleBild: AP

Ein Planungsfehler?

Raimund Bethge, Cheftrainer des deutschen Bob- und Skeleton-Teams, kritisierte die Beschaffenheit der Rodelbahn: "Alle Fachleute, die von Anfang an mit der Bahn zu tun hatten, haben vor der hohen Geschwindigkeit gewarnt", sagte Bethge. Ähnliche Kritik hatte zuvor schon Weltverbands-Präsident Joseph Fendt geübt: "Die Bahn ist zu schnell. Wir hatten sie für maximal 137 Stundenkilometer geplant. Aber sie ist fast 20 Stundenkilometer schneller. Wir sehen das als Planungsfehler."

Der deutsche Designer der Olympiabahn, Udo Gurgel, zeigte sich erschrocken: "Wir haben schon sechs Olympiabahnen entwickelt. Da ist noch nie einer rausgeflogen", sagte Gurgel. Zugleich forderte er, die Olympiabahn zu modifizieren: "Nun muss man überlegen, wie man die Bahn umbauen kann. Am Ausgang könnte man die Bande um 40 bis 50 Zentimeter erhöhen." Ihm sei aus den letzten 20 Jahren allerdings kein Rodler bekannt, der aus der Bahn katapultiert worden sei. "Es gibt eine eiserne Regel bei den Rodlern: Wenn man vom Schlitten fällt, trotzdem lang bleiben. Damit der Schwerpunkt unten bleibt. Dann werden sie an der Wand langgedrückt. Dann kann es diesen Effekt nicht geben", meinte Gurgel.

Einmarsch mit Trauerflor

Georgisches Olympia-Team (Foto: AP)
Mit Trauerflor: Das georgische Olympia-Team bei der EröffnungsfeierBild: AP

Trotz des Unglücks wird das georgische Olympiateam an den Winterspielen teilnehmen. Die Mannschaft habe entschieden, "loyal zum Geist der Olympischen Spiele zu sein, und ihre Leistung dem toten Kollegen zu widmen", erklärte Nikolos Rurua, Georgiens Minister für Sport und Kultur auf einer Pressekonferenz. Bei der Eröffnungsfeier in Vancouver lief das georgische Team mit Trauerflor ein. Der elfköpfigen Delegation war der Schock nach dem tödlichen Unfall deutlich anzusehen. Die Zuschauer erhoben sich von ihren Plätzen und applaudierten.

Die olympischen Rodelwettbewerbe werden wie geplant stattfinden. Das hat die Jury des Rodel-Weltverbandes FIL noch am Eröffnungsabend in Vancouver bekanntgegeben. Die ersten beiden der vier Läufe werden am Samstag in Whistler ausgetragen. Das Finale der Männer ist für Sonntag angesetzt.

Autor: Tobias Oelmaier, Annamaria Sigrist (dpa, sid)
Redaktion: Stefan Nestler