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Politik

Tödlicher Anschlag auf russischen Botschafter

19. Dezember 2016

Russlands Diplomat ist bei der Eröffnung einer Kunstausstellung in der türkischen Hauptstadt, als ein Polizist in Zivil auf ihn feuert. Der Botschafter wird verletzt ins Krankenhaus gebracht, wo er kurz darauf stirbt.

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Türkei Russischer Bootschafter Andrey Karlov während Ausstellungsrede in Ankara angeschossen
Botschafter Andrey Karlow (r.) wenige Momente vor dem Attentat Bild: picture alliance/dpa/AA

Der 62-jährige Diplomat wurde angeschossen und verstarb kurze Zeit später aufgrund seiner schweren Verletzungen, wie das russische Außenministerium in Moskau bestätigte. 

Mindestens drei Menschen seien verletzt worden, berichteten die türkischen Sender NTV und CNN-Turk. Der Angriff ereignete sich während einer Ausstellungseröffnung im Cagdas Sanatlar Merkezi, einer wichtigen Galerie im Cankaya-Viertel, in dem die russische sowie viele andere Botschaften liegen. Die Ausstellung hat das Thema "Russland, wie es von den Türken gesehen wird". 

Türkei Russischer Botschafter in Ankara bei Angriff schwer verletzt
Sondereinheiten der Polizei riegeln die Gegend ab Bild: Reuters/U. Bektas

Täter ist Polizist - "Rache für Aleppo"

Sicherheitskräfte teilten mit, der Angreifer habe auf Botschafter Karlow das Feuer eröffnet, als dieser seine Rede beendet hatte und mindestens acht Schüsse abgegeben. Auf Video-Mitschnitten ist zu sehen, wie der Attentäter mehrfach "Allahu Akbar" (Gott ist am größten) und "Rache für Aleppo" rief. Die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, der Mann sei kurz darauf von Sondereinheiten der Polizei "neutralisiert" worden. Nach Angaben der türkischen Behörden war der Attentäter ein Polizist aus Ankara. Zum Tatzeitpunkt sei er aber nicht im Dienst gewesen. Er habe für die Tat seine Dienstwaffe benutzt.

Türkei Anschlag auf russischen Botschafter
Der Täter - ein Polizist in Zivil Bild: picture alliance/dpa/O. Ozbilici

Türken protestieren gegen russisches Engagement in Syrien 

In den vergangenen Tagen hatte es in der Türkei wiederholt Proteste vor den Botschaften des Irans und Russlands gegeben. Beide Länder unterstützen die Offensive der syrischen Regierungstruppen gegen die Rebellen im Ostteil Aleppos. In der türkischen Bevölkerung ist die Empörung groß über das Vorgehen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad in der einstigen Großstadt, die inzwischen von der Armee fast vollständig aus Rebellenhand zurückerobert wurde. 

Das Moskauer Außenministerium erklärte, der Anschlag werde als Terrorakt eingestuft. Der Vorfall werde noch an diesem Montag vor den UN-Sicherheitsrat gebracht. Zahlreiche Länder zeigten sich bestürzt. "Ich war zutiefst erschüttert, von dem unfassbaren Angriff auf Botschafter Andrej Karlow in Ankara zu hören", schrieb die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini in einer Botschaft an den russischen Außenminister Sergej Lawrow. Der Sprecher der deutschen Regierung, Steffen Seibert, schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: 

 Die USA kondolierten der Familie des Botschafters ebenso wie dem russischen Volk. "Wir sind mit Russland und der Türkei in der Entschlossenheit vereint, Terrorismus in jeglicher Form zu begegnen.", betonte ein Regierungssprecher.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan informierte seinen russischen Kollegen Wladimir Putin über die ersten Ermittlungsergebnisse. Nach Angaben aus Ankara telefonierten beide Staatschefs am Montagabend miteinander. Das türkische Außenministerium betonte in einer Stellungnahme, man werde es nicht zulassen, dass der Anschlag "einen Schatten auf die türkisch-russische Freundschaft" werfe.

Die Regierungen in Moskau und in Ankara hatten sich nach der schweren Krise 2015 wieder deutlich angenähert. Das für Dienstag geplante Treffen der Außen- und Verteidigungsminister Russlands, der Türkei und des Irans soll trotz des Attentats stattfinden. Dies erklärte der ranghohe russische Parlamentsabgeordnete Leonid Slutski am Montagabend in Moskau nach einem Bericht der Agentur Interfax. Bei dem Treffen soll es um den künftigen Kurs im Syrien-Krieg gehen.

se/sti (ap, afp, dpa, rtr)