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Turkmenistan: Festnahmen wegen ungenehmigter Filmaufnahmen

29. Juni 2006

Die turkmenischen Behörden werfen mehreren Personen staatsfeindliche Betätigungen vor. Grund sind Filmaufnahmen für westliche Journalisten. Unter den Beschuldigten soll auch ein Mitarbeiter der OSZE sein.

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Aschgabad - Palast des PräsidentenBild: dpa

Am 19. Juni teilte das Ministerium für nationale Sicherheit mit, es sei eine Verschwörung aufgedeckt worden. Annakurban Amanklytschew, Ogulsapar Muradowa und Jelena Owesowa wird vorgeworfen, versucht zu haben, die Staatsordnung zu stürzen.

Die turkmenische Opposition im Ausland teilte unterdessen mit, dass Muradowa, Amanklytschew und Owesowa sowie deren Angehörige, die ebenfalls vom Geheimdienst festgenommen worden seien, keine Verschwörer seien. Sie hätten sich mit der Berichterstattung aus Turkmenistan befasst sowie in den Bereichen Humanitäres und Menschenrechte gearbeitet. In eine politische Tätigkeit seien sie jedoch nicht eingebunden gewesen. "Unabhängige Informationen, der Einsatz für Humanitäres und Menschenrechte gelten in Turkmenistan als Versuch, die Staatsordnung zu stürzen", heißt es in einer Erklärung der politischen Bewegung "Watan" und der Republikanischen Partei Turkmenistans.

Spionage-Vorwürfe

Aus der Erklärung des Ministeriums für nationale Sicherheit geht hervor, dass die Behörden den genannten drei Bürgern staatsfeindliche Betätigung vorwerfen. Die Beschuldigten sollen westlichen Journalisten geholfen haben, unzensiertes Bildmaterial über das Leben im isolierten Turkmenistan zu produzieren. Da die Behörden ausländischen Journalisten nicht erlauben, das Leben in Turkmenistan frei zu filmen, sollen die Aufnahmen heimlich mit einer versteckten Kamera gemacht worden sein. In der Erklärung des Ministeriums für nationale Sicherheit wird von einem "geheimen speziellen Videogerät" gesprochen.

Weder der ehemalige Geografielehrer Amanklytschew, die Korrespondentin von Radio Liberty, Muradowa, noch Frau Owesowa hatten Zugang zu geheimen Objekten. Die internationale Organisation Reporter ohne Grenzen forderte inzwischen ausländische Diplomaten in Aschgabad auf, sich für die Freilassung der Beschuldigten einzusetzen.

OSZE zeigt sich erstaunt

In den angeblichen Spionagefall sollen nicht nur westliche Journalisten, sondern auch Mitarbeiter internationaler Organisationen verwickelt sein, behaupten die turkmenischen Behörden. So wirft Aschgabad einem Mitarbeiter der OSZE vor, an gesetzwidrigen Handlungen sowie an der Übergabe des fraglichen Videogeräts an Amanklytschew beteiligt gewesen zu sein. Der amtierende OSZE-Vorsitzende Karel De Gucht erklärte unterdessen, die Vorwürfe seien unbegründet. Er zeigte sich über das Verhalten Aschgabads erstaunt. In einer Pressemitteilung der OSZE heißt es, die Organisation sei bemüht, Aschgabad dabei zu unterstützen, seinen Verpflichtungen als OSZE-Mitgliedsland nachzukommen – und das bedeute, Demokratie und Bürgergesellschaft zu entwickeln.

Vitali Volkov, Oras Saryjew
DW-RADIO/Russisch, 28.6.2006, Fokus Ost-Südost