US-Zölle schrecken Investoren und schüren Inflationsangst
3. Februar 2025Weltweit gaben die Aktienkurse nach, der US-Dollar zog an, die Ölpreise schnellten in die Höhe, und es wurden Gegenmaßnahmen vorbereitet: Das waren die unmittelbaren Reaktionen auf die neuen US-Zölle von US-Präsident Donald Trump gegen Kanada, Mexiko und China.
Trump hatte angekündigt, dass die USA ab Dienstag (04.02.2024) zusätzliche Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko erheben, für Waren aus China werden die bisherigen Zollsätze um zehn Prozentpunkte angehoben. Energieimporte aus Kanada werden mit einem Zoll von zehn Prozent belegt.
Doch noch vor Inkrafttreten setzte Trump die Zölle auf mexikanische und kanadische Importe am Montag für einen Monat aus. Vorausgegangen waren Gespräche mit der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum und dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau.
China reagierte am Dienstag (4.2.) und kündigte Gegenzölle auf US-Produkte an.
Unabhängig vom Aufschub für Mexiko und Kanada sind Trumps Zolldrohungen in ihrem Umfang beispiellos, da sie die drei größten Handelspartner der Vereinigten Staaten treffen. Das werde das Wirtschaftswachstum in den USA und auch weltweit lähmen, befürchten Ökonomen. Trump sagt, er wolle mit den Zöllen die großen Ungleichgewichte im Handel beseitigen sowie den Drogenhandel und die illegale Einwanderung bekämpfen.
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-Bank in Deutschland, sieht in den Zöllen dagegen den Beginn eines "vollwertigen Handelskriegs, der noch eskalieren könnte". "Donald Trump bellt nicht nur, er beißt auch", so Brzeski zur DW. "Und er löst damit seine Wahlversprechen ein."
Drohender Handelskrieg belastet Märkte
Als Reaktion auf Trumps Zoll-Ankündigung verloren die Indizes der asiatischen Aktienmärkte am Montag bis zu zwei Prozent. Einige europäische Börsen, darunter Frankfurt und Paris, verzeichneten ähnliche Kursverluste. Trump hatte angekündigt, "ziemlich bald" ähnliche Zölle gegen Waren aus der Europäischen Union zu erheben.
Die Aktien europäischer Automobilhersteller gaben am Montag ebenfalls deutlich nach. Insbesondere die deutschen Autobauer, die auch Werke in Mexiko haben und die Autos von dort in die USA exportieren, dürften von den neuen Zöllen hart getroffen werden. Etwa zwei Drittel der in die USA gelieferten Autos von Volkswagen werden in Mexiko hergestellt.
Die Lieferketten der in den USA verkaufte Autos sind komplex, oft überqueren Vorprodukte und Bauteile Landesgrenzen gleich mehrfach. Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) nannte die Zölle einen "erheblichen Rückschlag für den regelbasierten Welthandel".
Der mexikanische Peso, der kanadische Dollar und der Euro gaben gegenüber dem US-Dollar nach. Der Euro verlor 2,3 Prozent und fiel damit auf den niedrigsten Wert seit November 2022. Die Ölpreise stiegen ebenfalls um mehr als zwei Prozent. Händler befürchten Lieferunterbrechungen aufgrund der Zölle auf kanadische Energieexporte. Zudem hatte Trump weitere Zölle auf den Öl- und Gassektor angedroht, ohne aber Einzelheiten zu nennen.
Gegenzölle in Vorbereitung
Kanadas Premierminister Justin Trudeau kündigte an, US-Importe im Wert von mehr als 100 Milliarden Dollar mit Zöllen von 25 Prozent zu belegen. Das werde in zwei Runden geschehen, die erste Rund soll in dieser Woche beginnen. Auch haben mehrere kanadische Provinzen eigene Vergeltungsmaßnahmen angekündigt, darunter einen Verkaufsstopp von US-Alkohol.
Auf dem Kurznachrichtendienst X rief Trudeau zum Boykott von US-Waren auf und forderte die Öffentlichkeit auf, sich für "Produkte zu entscheiden, die hier in Kanada hergestellt werden". Die US-Amerikaner warnte Trudeau in einer Rede, dass die Zölle möglicherweise Arbeitsplätze in den USA gefährden und die Lebensmittel- und Benzinkosten in die Höhe treiben würden.
Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum hatte vor ihrem Gespräch mit Trump ihren Wirtschaftsminister angewiesen, "Plan B" umzusetzen, der bisher nicht näher beschriebene Gegenmaßnahmen beinhaltet, darunter auch Zölle. China erklärte unterdessen, es werde "die notwendigen Gegenmaßnahmen ergreifen, um seine Rechte und Interessen zu verteidigen". Peking erklärte, Trumps Schritt verstoße gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) und kündigte eine Klage an.
Trump "scheint nicht zwischen Freund und Feind zu unterscheiden", so Rüdiger Bachmann, Wirtschaftsprofessor an der University of Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana, zur DW. "China scheint einen besseren Deal zu bekommen als die Verbündeten Kanada und Mexiko." Trump stoße die globale Handelsordnung ins "Chaos".
Angst vor Inflation und Rezession
Die neuen Zölle betreffen laut Deutsche Bank 44 Prozent aller Importe in die USA im Wert von rund 1,35 Billionen Dollar. Die Inflation könnte in der Folge um einen Prozentpunkt zulegen. Für US-Verbraucher bedeuten die Maßnahmen höhere Preise für Güter wie Öl, Elektronik und Lebensmittel, was die Preissteigerungen in diesem Bereich noch verschärft. Eine höhere Inflation könnte die US-Notenbank veranlassen, die Zinssätze beizubehalten oder zu erhöhen.
Deutschlands größtes Geldhaus teilte weiter mit, anhaltende Zölle für die kanadische und mexikanische Wirtschaft würden ein "weitaus größeres wirtschaftliches Ausmaß" haben als der Brexit für das Vereinigte Königreich. Die Analysten der Bank halten es für möglich, dass beide Länder dadurch in eine Rezession abgleiten.
Für die nordamerikanische Autoindustrie könnten die Zölle zusätzliche Kosten in Höhe von 60 Milliarden Dollar verursachen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Untersuchungen des Automobilberaters AlixPartners. Separate Daten von Wolfe Research sagten voraus, dass der Durchschnittspreis eines Neuwagens in den USA um etwa 3000 Dollar steigen könnte.
Die Chef-Diplomatin der EU, Kaja Kallas, sagte in Brüssel, es gebe "in Handelskriegen keine Gewinner". Die Europäer "brauchen Amerika, und Amerika braucht uns auch", so Kallas weiter. Nach seinem Amtsantritt am 20. Januar hatte Trump eine Untersuchung in Auftrag gegeben, ob andere Länder unfaire Steuern gegen US-Unternehmen erheben. Im Fokus sind hier vor allem EU-Länder, die Ergebnisse sollen am 1. April veröffentlicht werden.
Die EU sei ein größerer Markt und habe mehr Verhandlungsmacht, so Ökonom Bachmann zur DW. Die EU könne höhere Zölle abwehren, "wenn die Europäer zusammenstehen und nicht versuchen, bilaterale Vereinbarungen auszuhandeln".
Er warnte jedoch, dass der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban und die italienische Ministerpräsidentin Georgia Meloni eine Bedrohung für die Einheit der EU seien.
Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert und am 4.2.2025 um 10:45 Uhr aktualisiert