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Namen sind Programm

Christian F. Trippe 26. September 2007

Namen sind oft Programm. Vor allem, wenn eine Großinstitution wie die Europäische Union ein Großprojekt mit einem großen Namen wie "Galileo" belegt – oder besser gesagt: befrachtet.

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Bild: DW

"Galileo" heißt das geplante europäische Satelliten-Navigationssystem, ein Prestigeprojekt, mit dem Europa dem US-amerikanischen GPS Konkurrenz machen, viel Umsatz generieren und im Weltraum überhaupt gleichberechtigt mitspielen will.

Geschmäht, verurteilt, rehabilitiert

An das Los des historischen Galileo Galilei denkt unwillkürlich, da in Brüssel in diesen Tagen das Drama um das milliardenschwere Satelliten-Projekt in eine neue Runde geht. Der italienische Universalgelehrte lag wegen seiner astronomischen Forschungen im Dauerkonflikt mit der Kirche, wurde geschmäht und verurteilt und erst 1992, exakt 350 Jahre nach seinem Tod, rehabilitiert. "Und es bewegt sich doch" – rufen die Freunde des Satelliten-Projektes unverzagt. Die Skeptiker hingegen raunen, dass es vielleicht doch besser sei, "Galileo" abzuschwören und die Pläne für ein eigenes europäisches Navigationssystem aufzugeben.

Nach einigen Pannen und unverschuldetem Pech drohte Galileo vor kurzem die Pleite. Der Start musste verschoben werden, zuletzt von Ende 2008 auf 2012. Die russischen Sojus-Trägerraketen werden nicht rechtzeitig fertig, so dass der ganze Zeitplan aus den Fugen zu geraten droht. Im Frühjahr dann wollte das Industriekonsortium nicht mehr zahlen, Galileo stand vor dem Aus. Generös sprang die EU-Kommission ein und versprach, die fehlenden 2,4 Milliarden Euro aus dem laufenden EU-Budget zu beschaffen. Die Aufträge über den Bau der Satellitenkette sollten neu ausgeschrieben werden. Damit aber sind längst nicht alle EU-Mitglieder einverstanden.

Ein Vorbild?

Neuausschreibung? Das könnte die eigene Industrie benachteiligen. Umwidmung von 2,4 Milliarden? Vielleicht ein Verstoß gegen die Grundsätze der EU-Haushaltspolitik. Woher also das Geld nehmen? Schulterzucken. Folglich könnte das Treffen der EU-Verkehrsminister in der nächsten Woche in Luxemburg zum Tribunal über Galileo, das Navigationssystem, werden. Aber ist nicht Galileo, der Forscher, zugleich eine Symbol für Unbeugsamkeit, ein Vorbild an Beharrungsvermögen? Auch so gesehen könnte sich die Wahl des Namens als aussagekräftig erweisen. Selbst wenn die Finanzierung von "Galileo" derzeit in

den Sternen steht.