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"Trautmann" - der Torwart-Held im Kino

Paula Rösler
14. März 2019

"Trautmann" erzählt die hollywoodreife Geschichte eines deutschen Soldaten in englischer Kriegsgefangenschaft, der als Torhüter bei Manchester City zur Legende wird.

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Filmstill - Trautmann mit David Kross
Bild: SquareOne Entertainment

Es ist eine dieser Helden-Geschichten, die sich so filmreif erzählen lässt, dass es beinahe grotesk wirkt: Ein deutscher Wehrmachtssoldat gerät nach Ende des Zweiten Weltkriegs in britische Kriegsgefangenschaft, entpuppt sich im Lager als Torwart-Talent, wird vom Erstligisten Manchester City verpflichtet und verhilft dem Klub unter Einsatz seines Lebens zum Pokalsieg.

Soweit die Eckpfeiler dieser einzigartigen Wandlung vom verhassten Feind zur gefeierten Fußballlegende, die nun als Film in den deutschen Kinos zu sehen ist. Doch es gibt sehr viel mehr zu sagen über das Leben von Bernhard Carl Trautmann (1923 – 2013), alias "Bert", alias "Traut the Kraut".

Träger des Eisernen Kreuzes

Aber der Reihe nach: Mit 17 Jahren meldet sich Bernhard Trautmann 1940 freiwillig zur Luftwaffe. Der gebürtige Bremer absolviert eine Ausbildung zum Fallschirmjäger und kämpft drei Jahre an der Ostfront. Später bekommt Trautmann das Eiserne Kreuz verliehen, er wird an die Westfront versetzt, wo ihn britische Truppen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gefangen nehmen.

Fußball Torhüter Bernd Trautmann
"Bert" Trautmann wurde als Torwart bei Manchester City zur Legende. Für die deutsche Nationalelf spielte er jedoch nieBild: picture-alliance/dpa

Trautmann kommt in ein Internierungslager nahe Manchester. Dort taufen ihn die Briten "Bert", da sie sich mit der Aussprache seines deutschen Rufnamens "Bernd" schwertun. Im Lager spielen die Kriegsgefangenen Fußball um Zigaretten. Zufällig beobachtet Jack Friar, Trainer eines nahegelegenen Provinzklubs, Trautmann dabei, wie er im Tor die Bälle pariert. Er engagiert den Deutschen kurzerhand als Verstärkung für sein Team. Es gilt, den Abstieg zu verhindern.

Unter Vertrag bei Manchester City

Aber Trautmann wird keineswegs mit offenen Armen empfangen. Mitspieler und Fans begegnen dem ehemaligen Wehrmachtssoldaten skeptisch, bisweilen feindselig. Besondere Überzeugungsarbeit muss Trautmann auch bei Margaret, der Tochter des Trainers, leisten, in die er sich verliebt. Doch der deutsche Keeper hält das Tor sauber, sichert dem Klub den Klassenerhalt und gewinnt obendrein Margarets Herz für sich.

Zusätzlich steigt Trautmann in der britischen Gunst, als er nach Schließung des Gefangenenlagers die Rückkehr nach Deutschland ablehnt und stattdessen beschließt, in England zu bleiben. Diese Entscheidung ebnet ihm gleichzeitig den Weg für eine einzigartige Sportlerkarriere. Zahlreiche Profiklubs recken die Hälse nach ihm. Trautmann unterzeichnet schließlich beim Erstligisten Manchester City.

Filmstill - Trautmann mit Freya Mavor und David Kross
Im Film wird Trautmann von David Kross gespielt. Er verliebt sich in Margaret (Freya Mavor), die Tochter seines TrainersBild: picture-alliance/dpa/SquareOne Entertainment

Triumph vor 100.000 Fans

Doch auf nationaler Ebene wird es für den deutschen Trautmann, dem das Image des "Nazi-Keepers" noch immer anhaftet, umso schwerer. 20.000 Fans protestieren 1949 gegen seine Verpflichtung in Manchester. Von den Rängen schallt es "Nazi"-Rufe und verächtliche "Traut the Kraut"-Parolen. Auch Hitler-Grüße werden in Trautmanns Richtung gezeigt.

Es ist ein schwerer Start, aber Trautmann gelingt es einmal mehr, mit seinen Torhüter-Qualitäten zu überzeugen. Zwischen 1949 und 1964 steht er über 500 Mal für Manchester City auf dem Platz. Der absolute Höhepunkt seiner Karriere ist erreicht, als Trautmann 1956 im Pokal-Finale zwischen Manchester und Birmingham trotz gebrochenen Halswirbels für die letzten 15 Minuten im Tor stehen bleibt und seinem Team damit im Wembley-Stadion vor 100.000 Fans den Sieg sichert.

Vom Nazi zur Torwartlegende

Von nun an hat "Bert" Trautmann in England Legendenstatus. Er wird im gleichen Jahr zu "Englands Fußballer des Jahres" gewählt. Aus dem verächtlichen "Traut the Kraut"-Rufen werden verehrende Parolen. Königin Elisabeth II. zeichnete Trautmann Jahre später mit dem "Order of the British Empire" für seine Verdienste um die englisch-deutsche Verständigung aus.

Diese klassische Aufstiegsgeschichte bringt Regisseur Marcus H. Rosenmüller ("Beste Zeit", "Wer früher stirbt ist länger tot") nun in die Kinos. In der Hauptrolle der deutsch-britischen Koproduktion ist David Kross als Bert Trautmann zu sehen. An seiner Seite spielt Freya Mavor die Rolle von Trautmanns Frau Margaret. Premiere feierte der Film bereits im Oktober 2018 auf dem Zürich Filmfestival. Auch auf der diesjährigen Berlinale war der Film zu sehen. Nun startet er in den deutschen Kinos.