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Frank Schirrmacher ist tot

13. Juni 2014

Er war Journalist und Bestseller-Autor - und vor allem war er immer wieder ein leidenschaftlicher Streiter: Frank Schirrmacher ist tot. Politik und Medienwelt reagieren bestürzt und mit großer Trauer.

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Frank Schirrmacher (Foto: picture-alliance/Eventpress Hoensch)
Bild: picture-alliance/Eventpress Hoensch

Der Tod von Frank Schirrmacher hat Bestürzung ausgelöst: Der Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) erlag mit nur 54 Jahren den Folgen eines Herzinfarkts. Das teilte der FAZ-Verlag mit. Vertreter von Politik und Medien reagierten mit großer Anteilnahme.

Bundespräsident Joachim Gauck erklärte, Deutschland verliere mit Schirrmacher einen "herausragenden Journalisten und Publizisten". Er würdigte ihn als einen wortgewaltigen Beobachter und Gestalter des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. "Die Stimme der Vernunft, die Frank Schirrmacher in vielen Debatten verkörperte, wird uns fehlen", erklärte Gauck. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich tief bestürzt. "Seine starke Stimme wird uns fehlen", erklärte er. Schirrmacher sei "gesellschaftlicher Vordenker und intellektueller Grenzgänger zugleich" gewesen.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Michael Konken, sprach von einem "Riesenverlust für die deutsche Medienlandschaft."

"Einer der scharfsinnigsten und profiliertesten Journalisten"

Schirrmacher war seit 1994 einer der Herausgeber der "FAZ". Er prägte gesellschaftliche Debatten mit Artikeln und Bestsellern. "Wir sind tief erschüttert und fassungslos", teilte FAZ-Mitherausgeber Berthold Kohler mit. Auf ihrer Internetseite schrieb die Zeitung: "Er war einer der scharfsinnigsten und profiliertesten Journalisten und Intellektuellen." Er habe ein feines Gespür für Zukunftsthemen gehabt und sei mit einer großen Gabe zur immer inhaltlich fundierten Zuspitzung ausgestattet gewesen. So habe er die Frankfurter Allgemeine Zeitung zum "Meinungsführer bei Fragen der gesellschaftlichen Bedeutung der Gentechnik, des demographischen Wandels und der Digitalen Welt" gemacht.

Bekannt wurde Schirrmacher auch als Autor von Büchern wie "Das Methusalem-Komplott", in dem er sich bereits vor zehn Jahren mit dem Problem der Überalterung auseinandersetzte. Im vergangenen Jahr kritisierte er in "Ego", ein Fließband-Egoismus habe das gesamte Sozialwesen erobert. Seine Bücher seien zu Bestsellern geworden, weil er es verstanden habe, komplexe Themen für ein breites Publikum aufzubereiten, würdigte ihn die "FAZ" weiter und ergänzte: "Indem er das Feuilleton zu einem Forum der Zeitdiagnose ausbaute, war er ein Aufklärer in der besten Tradition des Wortes."

Bekannt war Schirrmacher als leidenschaftlicher Streiter und besessener Zeitungsmacher. 1959 als Sohn eines Beamten in Wiesbaden geboren, hatte er nach seiner Dissertation über Franz Kafka bei der "FAZ" hospitiert, der er seither treugeblieben war: Die Leitung der Redaktion "Literatur und literarisches Leben" übernahm Schirrmacher 1989 als Nachfolger seines Mentors, des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki, mit dem er eng befreundet war.

1994 wurde Schirrmacher als Nachfolger von Joachim Fest zu einem der Herausgeber der "FAZ" berufen, er war dort für Feuilleton und Wissenschaft verantwortlich. Im Jahr 2000 ließ er auf sechs Seiten der Zeitung die letzte Sequenz des menschlichen Erbguts drucken. Die Aktion erregte bundesweit ebenso Aufsehen wie seine Weigerung, Martin Walsers umstrittenen Roman "Tod eines Kritikers" vorab zu veröffentlichen.

re/haz (dpa, afp, rtr, epd)