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Trainerserie Teil 2

22. März 2011

Jedes Jahr werden an der Hennes-Weisweiler-Akademie neue Fußballlehrer mit der höchsten Trainerlizenz ausgebildet. Diese können damit sofort Bundesliga-Clubs coachen. Angefangen hat alles mit Sepp Herberger.

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Der frühere Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger (Foto: dpa)
Der erste deutsche Lehrer für Fußballtrainer: HerbergerBild: dpa - Report

"Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten" – so einfach hat Bundestrainer Sepp Herberger das Fußballspiel erklärt. Nicht nur der deutschen "Wunderelf" von 1954, die er zum Weltmeistertitel geführt hat – sondern auch seinen zukünftigen Nachfolgern. Denn Herberger gilt als Gründervater der DFB-Fußballtrainer-Ausbildung in Deutschland. Er leitete den ersten Lehrgang 1947 an der Deutschen Sporthochschule in Köln.

Herbergers Schüler Hennes Weisweiler übernahm zehn Jahre später, 1957, und bildete unter anderem Jupp Heynckes oder Berti Vogts aus. Er prägte den Fußball zukünftiger Generationen so stark, dass die deutsche Ausbildungsstätte heute seinen Namen trägt.

Modernes Lernen mit höchsten Anforderungen

Der Chef-Trainerausbilder Frank Wormuth. (Foto: dpa)
Leitet die Trainerakademie in Köln: Frank WormuthBild: picture alliance/dpa

Mittlerweile ist Frank Wormuth Chefausbilder an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln. Dort gibt es heute ein umfassendes Lehrangebot, das vier Stammfächer umfasst: Fußballlehre, Trainingswissenschaft, Sportpsychologie und Sportmedizin. In allen vier Fächern gibt es sowohl schriftliche als auch mündliche Prüfungen, erklärt Wormuth. "Auch Hausarbeiten, Praktikaberichte müssen gemacht werden. Wir sind voll gepackt mit vielen Aktionen. Unter dem Strich haben wir sieben Teilnoten, die zu einer Gesamtnote kommen."

In zehn Monaten zum Profitrainer

Die Fußball-Lehrer-Lizenz ist die höchste Lizenz, die vom DFB (Deutscher Fußball-Bund) vergeben wird. Vorher muss man bereits die C-, B- und A-Lizenz absolviert haben. "Zwischen den einzelnen Lizenzen muss mindestens ein Jahr Praxis sein und dann gibt es noch ein paar andere Voraussetzungen, die dazu führen, dass die letzte Lizenz, für die ich zuständig bin, gemacht werden kann", so Wormuth. Diese Elite-Ausbildung ist verteilt auf zehn Monate, in denen sich Praxis- und Theoriephasen abwechseln. Pro Jahrgang gibt es Platz für 24 bis 27 Teilnehmer, die noch einen Eignungstest bestehen müssen.

Eine Ausnahme gab es im Sonderlehrgang für Nationalspieler im Jahr 2000. In nur fünf Monaten absolvierten einige der deutschen Weltmeister von 1990 und der Europameister von 1996 den Trainerlehrgang. So erhielten unter anderem Pierre Littbarski, Jürgen Klinsmann, Matthias Sammer, Stefan Kuntz und Jürgen Kohler in diesem Jahr ihre Fußball-Lehrer-Lizenz.

"Teamchef" statt Bundestrainer

Die deutsche Fußballnationalmannschaft feiert am 08.07.1990 im Olympiastadion in Rom den eroberten Weltmeistertitel, den ein DFB-Team zum drittenmal gewinnt. Im Endspiel wird Argentinien mit 1:0 bezwungen. (Foto: dpa)
"Teamchef" Franz Beckenbauer führte Deutschland ohne die Trainerlizenz zum WM-TitelBild: picture-alliance/dpa

Franz Beckenbauer und Rudi Völler hatten diese Lizenz nicht, als sie die deutsche Nationalmannschaft übernahmen. Deshalb wurden sie "Teamchef" genannt. Ihre jeweiligen Co-Trainer fungierten faktisch als Bundestrainer, da sie die Lizenz in der Tasche hatten. Ein herausragender Fußballer oder gar Bundesligaprofi muss man übrigens nicht gewesen sein, um die höchste Trainerausbildung zu bekommen. "Auch ein Handballer oder ein Eishockeyspieler kann bei uns den Trainerschein machen", schmunzelt Wormuth. "Selbst wenn er nicht überragend Fußball spielt, kann er trotzdem ein guter Trainer sein." Allerdings steht bis zur A-Lizenz auch das eigene Fußballgeschick in der Prüfungsordnung.

Auch Frauen absolvieren die Ausbildung

Fußball-Bundestrainerin Tina Theune-Meyer (r.) unterhält sich mit der Mittelfeldspielerin Maren Meinert. (Foto: dpa)
Die erste "offizielle" Trainerin: Tina Theune-MeyerBild: DPA

Wer den Kurs besteht, darf sich Fußball-Lehrer nennen und kann theoretisch sofort eine Bundesliga-Mannschaft übernehmen. Seit Tina Theune-Meyer 1985 als erste Frau die Fußball-Trainer-Lizenz erwarb, folgten ihr weitere, unter anderem Doris Fitschen, Steffi Jones und Silvia Neid. Sie alle haben dieselbe Ausbildung wie ihre männlichen Kollegen, fachlich gibt es also keine Unterschiede.

Dennoch glaubt Frank Wormuth nicht daran, in naher Zukunft eine Frau als Trainerin in der Bundesliga zu sehen. Denn, so sagt er, man müsse im Profigeschäft eine "Drecksau" sein, man müsse auch über Leichen gehen, damit es im Gesamtgefüge gut läuft, das sei nicht unbedingt die weibliche Mentalität. "Die Profis sind zu abgezockt. Vielleicht ist es in 50 Jahren ein anderes Thema. Aber ich glaube nicht, dass Frauen im Profi-Fußball eine Chance bekommen. Obwohl sie das Zeug dazu hätten. Ohne Zweifel."

Seit 1947 sind in Deutschland mehr als 1000 Fußball-Lehrer ausgebildet worden – in der letzten Woche (17.03.2011) schafften wieder über 20 Teilnehmer erfolgreich ihren Abschluss. Doch für sie gilt – wie für alle anderen vor ihnen, ob Bundesligaspieler oder Novize: Sie müssen Geduld mitbringen und Erfahrungen sammeln, sagt Wormuth: "Die müssen den neuen Beruf von der Pike auf lernen. Ein paar kapieren es, ein paar kapieren es nicht. Der Markt wird es regeln."

Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Wolfgang van Kann