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Totgedopt

24. Juli 2007

Der als Tour-Favorit gehandelte Alexander Winokurow ist positiv auf Blutdoping getestet worden. Sein Team Astana zog sich von der Tour de France zurück.

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Alexander Winokourow, Quelle: dpa
Alexander WinokourowBild: picture-alliance/dpa
Das Team Astana fährt nicht mehr mit, Quelle: dpa
Das Team Astana fährt nicht mehr mitBild: picture-alliance/dpa

Die Tour de France droht von einem neuen Dopingskandal aus der Bahn geworfen zu werden. "Alexander Winokurow wurde positiv auf eine Bluttransfusion getestet, und das Team verlässt die Tour", sagte Astana-Sprecherin Corinne Druey am Dienstag (24.7.07). Dies sei auch die einzig mögliche Reaktion gewesen, sagte der Mitorganisator der Frankreichrundfahrt, Patrice Clair, am Abend auf einer Pressekonferenz. Dies habe er dem Astana-Team deutlich gemacht. "Ich habe seit Jahren immer wieder gesagt, wir sind in einem gnadenlosen Kampf gegen Doping. Aber wir werden den Arm nicht senken und den Betrügern das Feld nicht überlassen."

Laut der Sportzeitung L'Equipe wurden bei einem Test nach Winokurows Sieg beim Zeitfahren in Albi am vergangenen Samstag Hinweise auf eine unerlaubte Bluttransfusion festgestellt. In der A-Probe seien zwei verschiedene Arten von roten Blutkörperchen gefunden worden. Dies deute darauf hin, dass er kurz vor dem Rennen Blut von einem passenden Spender erhalten haben müsse, schrieb die Sportzeitung. Auch nach Winokurows zweitem Etappensieg am Montag wurde laut L'Equipe ein Test gemacht, die Ergebnisse stünden noch aus. Die Analysen würden vom Labor Chatenay-Malabry bei Paris durchgeführt. Der 33 Jahre alte Kasache war als Favorit in die Frankreichrundfahrt gestartet, verlor aber nach einem Sturz auf der fünften Etappe viel Zeit.

Im Zwielicht: Michael Rasmussen, Quelle: AP
Im Zwielicht: Michael RasmussenBild: AP

Mit der Überführung von Winokurow und dem Rückzug seines Teams steht die 94. Tour wenige Tage vor dem Finale in Paris vor einem Scherbenhaufen. Bereits die Entscheidung, den Dänen Michael Rasmussen trotz mehrerer Doping-Vorwürfe im Rennen zu belassen, hatte den 104 Jahre alten Klassiker vor eine Zerreißprobe gestellt. Dem Gesamtführenden wird vorgeworfen, vor der Tour mehrfach seine Meldepflicht für unangemeldete Dopingtests verletzt zu haben. Er räumte dies ein, bezeichnete es aber am Dienstag abermals als "Verfahrensfehler".

"Radsport nicht mehr zu retten"

Der deutsche T-Mobile-Team hatte in der vergangenen Woche seinen Fahrer Patrick Sinkewitz suspendiert, nachdem bei der Untersuchung einer bereits in Juni genommenen Dopingprobe ein überhöhter Testosteron-Wert festgestellt worden war. ARD und ZDF stellen daraufhin ihre Berichterstattung über die Tour de France ein. Die Doping-Affäre Patrik Sinkewitz wird sich erst zwei Tage nach Ende der Tour de France klären, wie Verbandspräsident Rudolf Scharping ankündigte.

Patrik Sinkewitz in besseren Tagen, Quelle: dpa
Patrik Sinkewitz in besseren TagenBild: AP

Die Nachricht von Winokurows Positivtest löste im Fahrerfeld Entsetzen aus. Etappensieger Linus Gerdemann von T-Mobile meinte: "Das einzig Tröstliche daran ist, dass es beweist, dass die Kontrollen funktionieren." Der Schotte David Millar brach am Ruhetag in Pau in Tränen aus. "Wenn das in unserer jetzigen Situation einem Fahrer dieses Formats passiert, ist der Radsport nicht mehr zu retten", prophezeite der frühere Zeitfahr-Weltmeister, der im Vorjahr eine zweijährige Doping-Strafe beendet hatte und sich seitdem als engagierter Antidoping-Kämpfer gibt.

"Im Zweifel für den Angeklagten"

Der umstrittene Spitzenreiter Rasmussen, der ein Jahr nach dem Doping-Debakel um Floyd Landis große Chancen auf den Tour-Sieg hat, gab an, während seines zweijährigen Aufenthalts bei seiner Familie in Mexiko und in diesem Jahr an seinem Wohnort in Monaco "noch nie getestet" worden zu sein.

"Er hat vier Verwarnungen bekommen, zwei von uns, zwei von der UCI, weil er die zuständigen Gremien in vier Fällen nicht über seinen aktuellen Aufenthaltsort informiert hat", sagte Jesper Worre, der Präsident des Dänischen Radsport-Verbandes (DCU), der seinen Fahrer von der Teilnahme an den Weltmeisterschaften im September und von den Olympischen Spielen in Peking suspendierte. "Ich kann nicht verstehen, warum sie ihn aus der Tour noch nicht herausgenommen haben", erklärte Worre. Dagegen sagte UCI-Präsident Pat McQuaid am Dienstag: "Mit allen diesen Spekulationen wäre mir ein anderer Sieger als Rasmussen sicher lieber. Aber er hat keine Regeln gebrochen, deshalb muss man im Zweifel für den Angeklagten sprechen."

Schwer belastet

Der geständige Dopingsünder Jörg Jaksche hatte schon im Vorfeld der Tour Winokurwos Team zuletzt schwer belastet. Am 13. Juli hatte das Team bereits den früheren T-Mobile-Fahrer Matthias Kessler wegen Testosteron-Dopings entlassen. Kessler droht eine zweijährige Sperre. Bei drei Dopingfällen innerhalb eines Jahres wird eine Radsport-Mannschaft laut Reglement des Weltverbandes UCI ohnehin für vier Wochen gesperrt. (stu)